Kolumne: Wenn der Costumer das Wording des Big Players nicht versteht

Veröffentlicht: 12.12.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 12.12.2014

Zalando bietet bald Curated Shopping an, Media-Saturn erprobt weiterhin Same-Day-Delivery und Galeria Kaufhof treibt seine Multichannel-Bemühungen voran… oder war es doch Omnichannel? Für den Otto-Normalverbraucher verbergen sich hinter solchen Begriffen oft nur abstrakte Gebilde, die keineswegs verständlich sind.

Menschen, die in der Branche stecken, verwenden solche Begriffe aber gerne wie selbstverständlich. Klar, sie wissen was gemeint ist. Und dass man auch hierzulande „Multichannel“ und nicht „Mehrfachkanal“ sagt, dürfte auch wenig überraschen. Das Englische hat sich in der globalen Welt schließlich als Lingua Franca (italienisch für „fränkische Sprache“, meint eine Verkehrssprache) etabliert. Zudem entstehen viele Konzepte des E-Commerce in Amerika und die englischen Namen klingen ohnehin oft um einiges besser als deutsche Übersetzungen – zumindest in meinen Ohren.

Erklärungen sind zwingend notwendig

Dass diese Begriffe auch unternehmens-, bzw. branchenintern verwendet werden, ist keineswegs verwerflich. Sie erleichtern die Kommunikation und auch wir schrecken bekanntermaßen nicht davor zurück, diese Begriffe zu verwenden. Schwierig wird es allerdings, wenn sie außerhalb der Branche verwendet werden und Kunden ein neues Konzept mit diesen Begriffen nähergebracht werden soll. Zalando führt also Curated Shopping ein. Aha. Was bedeutet das eigentlich? Stylisten stellen Outfits für den Kunden zusammen – Eine Erklärung, die zwingend notwendig ist, denn die meisten Kunden werden mit dem Begriff „Curated Shopping“ herzlich wenig anfangen können.

Bei den Traditionsunternehmen, die ihre Multichannel-Bemühungen mit Click & Collect voranbringen wollen, findet sich im Geschäft immer wieder die Erklärung: „Online bestellen und im Geschäft abholen“ – vielleicht, weil der Kunde sonst nicht wüsste, was er denn sammeln soll? Als eine Verkäuferin eines bekannten deutschen Mode-Händlers meiner Mutter neulich das Prinzip Click & Collect erklären wollte, fiel dieser Begriff nicht ein einziges Mal. Dass so etwas überhaupt möglich ist, war schon aufregend genug. Auch mir wurde anschließend ausschweifend erklärt, wie der Prozess abläuft.

Vorerst werden wir wohl bei Umschreibungen bleiben müssen

Blicken wir also der Realität ins Auge: Ein „Beratersprech“, bei dem jedes zweite word durch eine englische phrase ersetzt wird, kommt bei den meisten Kunden nicht an. Selbst die Menschen, die Englisch sprechen, werden bei manchen Begriffen ratlos dastehen. Leider gibt es in der deutschen Sprache wenig Möglichkeiten, kurze und knackige Bezeichnungen zu entwickeln. Das ist linguistisch bedingt… gehen wir lieber nicht genau darauf ein.

Same-Day-Delivery zu „taggleiche Lieferung“ zu machen, ist da noch möglich. Click & Collect? „Klicken und abholen“ hat kaum den richtigen Klang. Ein Wortungetüm wie Onlineshopbestellungstationärabholung wäre technisch möglich, gehört aber bestraft. Also müssen Begriffe wohl vorerst weiter umschrieben werden, bis sie schließlich in der Gesellschaft angekommen sind. Händler, die ihre Kunden mit den Worten „Und wenn Sie Curated Shopping nutzen, bekommen Sie die Same-Day-Delivery gratis dazu“ locken wollen, sollten vorerst nicht unbedingt auf Erfolg hoffen.

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