Kolumne: „Ich bin ein Wixer“ und die Frage nach den Grenzen der Werbung

Veröffentlicht: 31.07.2015 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 20.01.2017

„Jeden Tag wixen Millionen Menschen.“, „Wixen hat mein Leben verändert“ oder „Wenn meine Freundin eingeschlafen ist, dann wixe ich.“ – Mit diesen und anderen höchst provokanten Sätzen beginnt das Online-Unternehmen Wix sein neues Werbevideo und dürfte damit für eine Menge Aufmerksamkeit sorgen.

Hinter dem Namen Wix steht ein Dienstleister, der es praktisch jedem Onliner ermöglichen soll, ohne Programmierkenntnisse und ohne viel Aufwand eine eigene Website an den Start zu bringen. So weit, so gut. Doch schon allein der Name Wix verleitet gewiss einige Nutzer zum Stirnrunzeln. – Darf man das überhaupt sagen? Kann dieses Unternehmen eine professionelle Dienstleistung bringen, wenn es einen so vermeintlich unprofessionellen Namen trägt?

– Natürlich kann es. Denn Wix gehört zu jenen Anbietern, die aus der Masse herausstechen. Und Aufmerksamkeit ist genau das, was schlussendlich zum Erfolg führen kann. Grundsätzlich geht es bei der „Wix-Frage“ natürlich darum, wie weit Werbung gehen darf. Für die einen ist das Wix-Video ein Schlag unter die Gürtellinie. Möglicherweise ein Werbeprodukt, das eine Art Fremdschämgefühl auslöst und die Grenzen des vornehmen Geschmacks streift oder sogar einreißt.

Andere könnten ob des vermeintlich vulgären Inhalts aufhorchen, sich dann jedoch über die Abwechslung im grauen Tümpel alltäglicher Werbesports freuen. Und eine solche Abwechslung ist durchaus erfrischend. Es ist eine Provokation, die den üblichen Zuschauer bzw. User wach rüttelt, ihn aus dem langweiligen Netz-Stream herausreißt, ihm förmlich eine schallende Ohrfeige verpasst und sich somit im Gedächtnis festbrennt. – Und ganz ehrlich: Bei der Masse an Konkurrenten gibt es wirklich schlechtere Strategien, als sich in den Köpfen festzubrennen.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch einen weiteren Aspekt, den man bei genauerer Betrachtung einer solchen Frage anbringen könnte: Steckt nicht auch ein künstlerischer Aspekt hinter so einem Video? Kurz und prägnant: Ist der Wix-Spot Kunst? Es ließe sich gewiss eine Abhandlung über das Für und Wider dieser Fragestellung schreiben. Natürlich steckt auch immer ein (mehr oder minder gearteter) Prozentsatz an Kunst in Werbung. Und Kunst darf – wie einige behaupten – wenn nicht alles, dann zumindest sehr viel.

Wie dem auch sei. Egal, wie man zu dem Wix-Video am Ende steht. Ob man es hasst, ob man es liebt, ob man darüber lachen kann, sich darüber echauffiert, es mit Freunden teilt oder es aus rein künstlerischen Aspekten sieht… Eins dürfte feststehen: Die Macher hinter Wix dürften sich ganz bewusst über die kontroversen Reaktionen sein, die sie mit ihrem Werk auslösen. Sie wissen um die Grenzen, die sie Überschreiten und spielen mit ihnen. Sie haben sich aktiv dafür entschieden, zum umstrittenen Thema zu werden. Und das hat in der Vergangenheit nicht selten zu Erfolg geführt.

Glückwunsch also, für so viel Mut (und das Quäntchen Leichtsinn, das für die Produktion dieses durchaus riskanten Videos bestimmt verantwortlich war).

 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.