Kolumne: Das Problem mit dem Paketkasten

Veröffentlicht: 23.05.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.05.2014

Die Idee ist eigentlich so simpel und doch kommt sie erst jetzt ins Rollen: der Paketkasten. Ein Briefkasten, in dem man Pakete ablegen kann, wenn der Kunde nicht zu Hause ist. Damit bleiben mehrfache Zustellversuche erspart, Pakete müssen nicht mehr zurück in den Transporter geladen werden. Die Kunden erhalten ihre Sendung sofort und müssen nicht mehr in eine Filiale rennen oder einen zweiten Zustelltermin vereinbaren. Eine Win-Win-Situation, könnte man meinen.

Die DHL hat ihren Paketkasten nun nach ausgiebigen Test deutschlandweit eingeführt. Doch den Briefkasten für Pakete plagt ein Problem: Er richtet sich an Online-Kunden, die so viel im Internet bestellen, dass die mindestens 100 Euro teure Anschaffung sich lohnt. Menschen, die bisher den Großteil ihres Lebens damit zubringen, zwischen Postfiliale oder Packstation und ihrer Wohnung zu pendeln, um Pakete zu holen. Der Paketkasten soll hier für eine deutliche Erleichterung des Lebens dienen. Er kann aber nur von der DHL geöffnet werden, um Pakete abzulegen.

Einer für alle oder alle für einen?

DHL PaketkastenEs gibt aber nunmal auch andere Logistikunternehmen, die Pakete zustellen müssen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass der Kunde in einem Online-Shop ja auswählen könne, welchem Logistiker er die Sendung anvertrauen möchte. Hat man einen Paketkasten, wird es dann sicher häufig die DHL sein, denn nur so erspart man sich den Gang zur Filiale oder einen zweiten Zustellversuch. Doch es gibt auch Online-Händler, welche die Entscheidung für den Kunden treffen: Amazon Prime beispielsweise nutzt häufig Hermes, um die Sendung zustellen zu lassen. Und wir gehen einmal davon aus, dass ein begeisterter Online-Shopper, der sich einen Paketkasten zulegt, auch Prime-Kunde ist.

Damit dürfte der Prime-Kunde wieder genervt zur Filiale laufen, denn der Hermesbote steht vor der Haustür und kann das Paket nicht in dem Paketkasten ablegen. Auch der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienst BdKEP hatte diesen Punkt kritisiert. Es stellt sich die Frage, ob die DHL sich damit letztendlich nicht selbst ins Bein schießt. Denn es gibt auch Briefkästen für Pakete auf dem Markt, die von allen Lieferdiensten genutzt werden können.

Ein System, welches sich bereits beim Briefkasten erfolgreich durchgesetzt hat. Und zwar aus gutem Grund: Wenn jeder Lieferdienst nur auf einen eigenen Briefkasten zugreifen könnte, wären Häuserwände mit Briefkästen regelrecht zugemauert. Auch für Paketkästen gilt: Alle Lieferanten sollten Päckchen ablegen können. Alles andere ist unsinnig und unpraktisch.

Kommentare  

#1 Khilan 2014-05-24 09:02
Ich bin der Meinung, es würde sicherlich Sinn machen, wenn alle Paketdienste zugreifen können. Der Umkehrschluss wäre die Onlinehändler wählen bei ihrem Logistiker schon den entsprechenden Anbieter aus. Was wiederum die Markposition des Lieferanten mit den Paketkasten stärken würde und eben eine gewisse Abhängigkeit entsteht.

Die DHL hat nun auch bei dem Paketkastensyst em überlegt, es können nicht nur bestellte Waren vom Endverbraucher hinterlegt werden, sondern der Endverbraucher kann auch Retouren oder eigene Pakete in den Paketkasten legen und diese werden vom DHL-Mitarbeiter mitgenommen. Ich versuche gerade das Szenario zu durchdenken, wenn nun alle Lieferdienste auf den Paketkasten zugreifen können. Gibt es Schwierigkeiten ? Würde es Probleme mit der Haftung geben? Wie erfolgt die Bestätigung für den Kunden? Wie kommt der Kunde zu seiner Trackingnummer?
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