Schweiz: H&M will Zalando mit eigenem Online-Shop angreifen

Veröffentlicht: 22.09.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.09.2015

Die Modekette H&M will der Online-Konkurrenz in der Schweiz nicht einfach das Feld überlassen. Dazu startet das Unternehmen bald einen eigenen Online-Shop – Erfolgsaussichten gibt es Experten zufolge aber nur, wenn alle Filialen in die Offensive einbezogen werden.

H&M-Logo an einer Filiale

Bildquelle: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

H&M plant offenbar eine große Online-Offensive in der Schweiz, um der Online-Konkurrenz – allen voran Zalando – nicht einfach das Feld zu überlassen. Offiziell sei dieser Schritt laut 20min.ch zwar noch nicht, aber „alles deutet darauf hin“. Demnach verkünde H&M derzeit in den Filialen über die Lautsprecher, dass die Eröffnung eines Web-Shops bevorsteht und auch auf der Website befindet sich ein solcher Hinweis.

Website ohne Kaufen-Funktion

H&M hatte bereits zwar schon einen Online-Auftritt in der Schweiz, doch über die Website konnten Kunden nur die Kollektionen inklusive Preis einsehen, mussten die Kleidungsstücke dann aber in den Filialen kaufen. Einen Online-Shop gab es in der Schweiz bisher also nicht. Grund für die bisherige Online-Furcht der schwedischen Modekette sollen nach Ansicht der E-Commerce-Experten die hohen Ansprüche der schweizerischen Kunden sein: „Kurze Lieferfristen von höchstens zwei bis drei Tagen, wie sie der Online-Händler Zalando inzwischen gewährleistet, seien hierzulande Grundvoraussetzungen für den Erfolg“, heißt es bei 20min.ch.

Besonders schwierig gestalte sich dies, weil es noch kein Verteilzentrum von H&M in der Schweiz gibt – alle Lieferungen würden somit noch von Deutschland aus versendet werden. H&M sollte also ein Verteilzentrum in der Schweiz aufbauen, um die kurzen Lieferfristen bieten zu können. Derzeit sei aber noch nicht klar, ob H&M die Eröffnung eines schweizerischen Verteilzentrums plane. Zudem sei auch unklar, ob die Modekette ihre Filialen in die Online-Offensive mit einbeziehen will.

Am Cross-Channel-Konzept scheiden sich die Geister

Genau da würde der große Vorteil von H&M aber liegen, sagt Reto Joller, Dozent für Online-Marketing an der Hochschule für Wirtschaft Zürich: „Denn das dichte Filialnetz von H&M, das in der Schweiz aus über 90 Filialen besteht, ist laut Joller gleichzeitig der größte Vorteil gegenüber dem Konkurrenten Zalando, der bisher kein eigenes Geschäft betreibt.“ Die Filialen könnte H&M dazu nutzen, um ein „Click und Collect“-Modell anzubieten und die schnelle Lieferung zu gewährleisten.

Anders sieht das der E-Commerce-Experte der Unternehmensberatung Carpathia, Malte Polzin: „Cross-Channeling dürfte für H&M in der Schweiz eher schwierig sein.“ Die Filialen müssten die Bestände durchweg untereinander abgleichen – ein Grund, weshalb H&M seiner Meinung nach Zalando keine große Konkurrenz machen könnte.

Wie H&M letztlich seinen Online-Plan umsetzt, wird sich wohl in den kommenden Tagen zeigen. Fakt ist, dass in dem Bereich Online-Mode ein gewaltiges Potenzial liegt.

Kommentare  

#1 Malte Polzin 2015-09-23 10:46
Gerne möchte ich die gelegenheit nutzen und mein Zitat um die Teile ergänzen, die bei 20min.ch weggelassen wurden.
1. Ist es natürlich totaler Unsinn einen Monobrand Händler wie H&M und einen Multibrand Händler wie Zalando zu vergleichen.
2. In Deutschland bietet H&M kein Cross-Channel an, daher ist nicht davon auszugehen, dass sie es in der Schweiz tun werden.
Dass dies "auch" (das wurde im Zitat weggelassen) in der Schweiz schwierig werden wird, liegt an derAusrichtung der Filialen - In diesem Troubel & Umschlag auch noch online Bestellungen oder gar nur Reservierungen zu handhaben, ist sicher ein Aspekt, der H&M bisher davon abgehalten hat, diese Prozesse zu etablieren. Das wäre eben in der Schweiz genau so auch der Fall.
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