Ebay startet Service gegen Produktfälschungen – und erntet erste Kritik

Veröffentlicht: 17.10.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 29.11.2017

Nach wie vor gehören Produktfälschungen zu den ganz großen Problemstellen des digitalen Handels. Für seriöse Händler sind sie geschäftsschädigend, für Kunden ein Ärgernis sondergleichen. Ebay hatte also allen Grund, einen neuen Service an den Start zu bringen, der die Echtheit von Produkten garantieren soll. Doch der neue Dienst hat (vorerst) einen Haken.

Ebay Logo auf einem Smartphone Display
© Denys Prykhodov / Shutterstock.com

Bereits Anfang 2017 hatte Ebay offiziell angekündigt, einen kostenpflichtigen Service an den Start bringen zu wollen, der die Echtheit von Produkten verifiziert. Diese Ankündigung hat Ebay nun in die Tat umgesetzt. Auf seiner US-amerikanischen Website hat das Unternehmen nun „Ebay Authenticate“ vorgestellt: einen Dienst, der Produktfälschungen und Markenpiraterie den Kampf ansagt.

Was genau ist Ebay Authenticate?

Ebay Authenticate ist ein neuer Authentifizierungsservice, der laut Ebay vielen „Hundert Millionen aktiven Käufern bei der Suche nach luxuriösen Handtaschen helfen soll“. Händler können den Dienst in Anspruch nehmen, um ihre Produkte auf Echtheit prüfen und entsprechend zertifizieren zu lassen.

Das Problem dabei ist: Der neue Service beschränkt sich zum Start ausschließlich auf den Bereich Luxushandtaschen und Geldbörsen. Und es gibt noch eine erhebliche Einschränkung: Es werden aktuell ausschließlich Produkte von 12 vordefinierten High-End-Marken aus diesem Bereich berücksichtigt. Ebay nennt hierbei Marken wie Burberry und Chanel, Christian Dior und Fendi, Gucci, Hermès, Prada und Valentino.

Darüber hinaus müssen diese spezifischen Handtaschen einen Wert von mindestens 500 US-Dollar haben, um im Rahmen des „Ebay Authenticate“-Services verifiziert zu werden.

Händler verkaufen die Produkte nicht selbst, sondern Ebay

In seiner offiziellen Ankündigung zum Start des Services beschreibt Ebay auch die Vorgehensweise, die mit dem Dienst einhergeht: Verkäufer sollen die Handtasche mit einem frankierten Versandetikett einschicken. Experten von Ebay „überprüfen die Echtheit der Handtasche, fotografieren, listen, verkaufen und versenden ihre Handtasche an ihren Käufer“.

Der Händler muss sich also um nichts weiter kümmern, denn der gesamte Einstellungs- und Verkaufsprozess wird komplett übernommen. Der Verkäufer erhält dann von Ebay 80 Prozent des jeweiligen Endverkaufspreises – nach Angaben von Ebay entspricht dies „fast doppelt so viel wie bei vergleichbaren Online-Diensten“.

Kritische Punkte an „Ebay Authenticate“

Während Ebay darauf verweist, mit dem neuen Service das Vertrauen der Kunden zu stärken und nun einen Dienst in petto zu haben, den „unsere Verkäufer lieben werden“, scheinen sich auf Händlerseite bereits erste Zweifel zu regen: So schreibt beispielsweise Ina Steiner von eCommerce Bytes, dass es sich um eine Neuerung handelt, die wohl vor allem auf private Verkäufer abzielt, die Luxushandtaschen aus ihrem Besitz verkaufen wollen.

Zudem sei zu bedenken, dass der Experte, der das Produkt für authentisch erklärt, schließlich den Verkaufspreis bestimmt und „nicht der Verkäufer“. Den Verkäufern geht somit ein Stück weit Freiheit verloren.

Grundsätzlich hätten sich einige Händler sicher einen Service gewünscht, der weniger eingeschränkt funktioniert. Obwohl Ebay in seiner Ankündigung verspricht, die Marken und Produktkategorien stetig auszuweiten, die der „Ebay Authenticate“-Service umfasst, mutet er dennoch extrem eingeschränkt an – zumal auch der Produktwert von mindestens 500 Dollar recht hoch angesetzt zu sein scheint. Es darf jedoch zumindest gehofft werden, dass der Dienst in den kommenden Monaten den Kinderschuhen entwächst und dann eine Vielzahl von Produkten und Kategorien berücksichtigt.

Ob und wann der Dienst auch in Deutschland startet, ist bislang nicht bekannt.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kommentare  

#2 Redaktion 2017-10-18 12:50
Lieber Roland,

die Fees richten sich laut Ebay nach dem "final selling price", also dem endgültigen Endpreis, den der Kunde schließlich für das Produkt bezahlt. Wenn man die Beispielrechnun gen betrachtet, dann lässt sich vermuten, dass zusätzliche Kosten (wie Versandkosten) nicht in die Berechnung einfließen.

Liebe Grüße
die Redaktion
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#1 Roland 2017-10-18 09:31
Laut eBay sind es übrigens nur "$250+" für die Authentifikatio n. Ab 500 $ ist dann die Expertise kostenfrei. Zum Start des Angebots werden sogar "nur" die üblichen 10 % fällig. Das "Listen usw." kann man selber mache. Man hat hier die Wahl zwischen dem eBay Service der alles übernimmt - oder dem Eigenlisting. Wenn man den "eBay valet" nutzt, dann bestimmt dieser auch den Verkaufspreis. Das ist aber auch das "Feature" dieses Services von eBay in den Staaten, dass man nur einen Artikel einschickt und eBay ihn verkauft. Send your item, get your money...

Für mich ein logischer Schritt, wenn man den Zahlen von eBay Glauben schenkt: Handtaschen verkaufen sich gut und hochpreisig. Warum sollte man bei Langsamdrehern im mittleren Preissegment anfangen?

Was ich noch nicht so richtig irgendwo finden kann: Richten sich die Fees nach dem Verkaufspreis, Schätzwert, eigenem (halbwegs realistischen) Wunschpreis?
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