Was Fintech-StartUps den Banken voraus haben

Veröffentlicht: 13.05.2015 | Geschrieben von: Nadja Naumann | Letzte Aktualisierung: 18.05.2015

Finanztechnologien - kurz Fintech - gewinnen im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr an Bedeutung und auch der Online-Handel ist auf neue Innovationen im Bereich der Finanzdienstleistungen angewiesen. Ob diese tatsächlich die Zukunft der Finanzgeschäfte bedeuten, wurde auf der Podiumsdiskussion des Händlerbundes und des DGFHP e.V., der Deutschen Gesellschaft für Finanz- und Haushaltspolitik e.V., in Berlin diskutiert.
E-Payment

(Bildquelle E-Payment: Aleksandra Gigowska via Shutterstock)

 

Banken denken nicht aus Sicht der Kunden, StartUps schon

Derzeit entwickelt eine ganze Reihe von StartUps Möglichkeiten, um Bankgeschäfte, Kreditdarlehen, Payment-Optionen und mehr digital umfassend anzubieten. Doch sie stehen damit erst am Anfang. Auch die Banken sind in dieser Entwicklung gefragt, sehen aber oft noch mehr eine Bedrohung in den Fintech-StartUps. Vielleicht zu Recht? Schließlich schwindet das Vertrauen der Kunden in Banken immer mehr. Genau diese Problematik wurde auf der Podiumsdiskussion „#Fintech - Zukunft der Finanzgeschäfte“ unter anderem diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wolfgang Kuhlmann, Geschäftsführer des DGFHP e.V., der kompetent und mit gezielten Fragen die Kernpunkte ansprach.

Viele Podiums-Teilnehmer waren sich einig, dass es kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander geben sollte. Warum sollten die großen Unternehmen nicht Impulse von den Kleinen erhalten, in sie investieren, sie möglicherweise auch übernehmen? Das Problem der großen Banken sei laut Gregor Puchalla, Geschäftsführer der FintechStars GmbH, die der Digitalberatung Etventure angehört, dass sie nicht aus der Sicht der Kunden denken. „Banken verstehen das nicht, StartUps dagegen schon“, stellte er fest. Sie orientieren sich an den Wünschen ihrer Kunden und schlagen somit erfolgreich die Brücke zwischen Technologie und Kundenbedürfnissen.

Regulierungen und geringe Finanzierungen stehen Fintech im Weg

Auf der Podiumsdiskussion wurde aber auch deutlich, dass Regulierungen den Fintech-StartUps das Leben oft schwer machen. Zwar bemerkte Sarah Brylewski von der ayondo GmbH, einem Unternehmen für Social Trading Technologien, dass Regulierungen notwendig seien, um gegen internationale Hürden bestehen zu können und dass sie eine Art „Qualitätssiegel“ im Ausland darstellen. Dennoch herrsche laut Dr. Tamaz Georgadze von der SavingGlobal GmbH,  Betreiber der Webseite weltsparen.de, eine große Unsicherheit bei der Auslegung von Gesetzen und es mangele an passenden Ansprechpartnern für die Fintech-Branche. Zudem bremsen Regulierungen seiner Meinung nach die Entwicklungen in Deutschland.

Auch die Finanzierung der Fintech-StartUps stellte sich als schwierig heraus. Der Venture Capital-Markt in Deutschland sei laut Christoph Stresing, stellv. Geschäftsführer des BVK (Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V.),  „zwar stabil, aber viel zu klein“. Er forderte Deutschland auf, sich zu fragen, woran es liegt, um den Anschluss nicht zu verlieren. Nur in der frühen Phase sei es für Fintech-StartUps einfach, Kapital zu bekommen. Gerade dort könnten die Banken einspringen und in kleine StartUps investieren.

Ein stärkerer Dialog und die Zukunft von Fintech

Am Ende der Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass die unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Banken, der Fintech-StartUps und auch die der Politik an einen Tisch gebracht werden sollten. Der Dialog müsse verstärkt und mehr Diskussionen angeregt werden sowie ein regerer Austausch stattfinden.

In der abschließenden Einschätzung waren sich die Hauptredner einig, wo sie die Fintech-StartUps in den nächsten 5 Jahren sehen: Es wird eine Konsolidierung stattfinden, so das Urteil der Experten. Manche Fintech-StartUps werden überleben, einige werden übernommen, andere vom Markt verschwinden und neue hinzu kommen. Dennoch müsse stärker auf die Kunden eingegangen werden, denn diese bestimmen durch ihre Entscheidungen die Branche und darauf müsse diese reagieren. Gregor Puchalla hält es sogar für nötig, eine Plattform aufzustellen, die den Kunden hilft, einen Überblick zu behalten und das richtige Angebot für sich zu finden.

Grundsätzlich müssen allerdings entsprechende Grundbedingungen geschaffen werden, um die Branche zu unterstützen und ihr die Möglichkeit zur bestmöglichen Entfaltung zu geben. Das bedeutet, dass mehr Kapital bereit gestellt werden muss und Prozesse vor allem in der Politik schneller ablaufen sollten. Dr. Harald Noack, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der DGFHP e.V., appellierte daher an die Politik, sich in Großbritannien und in den USA umzuschauen, denn dort „findet sie vielleicht Antworten auf offene Fragen“.

Wussten Sie schon?

Der Händlerbund plant einen Arbeitskreis E-Payment, um selbst einen Beitrag für einen besseren Dialog zum Thema Fintech zu leisten. Das Ziel soll sein, Verkaufsprozesse sicherer, aber auch schnell zu gestalten. Nähere Details werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben.

 

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