Thesenpapier: So kann der Möbel-Handel die Digitalisierung meistern

Veröffentlicht: 07.07.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 07.07.2015

Die Digitalisierung zeigt nun auch immer stärker ihre Auswirkungen auf den Möbel-Handel: Wer keine Digital-Strategie hat, könnte in ernste Schwierigkeiten geraten. Bis 2020 soll jedes dritte stationäre Möbel-Geschäft vor dem Aus stehen.

Paar plant Wohnungseinrichtung

(Bildquelle Möbel-Planung: Sergey Peterman via Shutterstock)

„Dramatische Veränderungen durch die Digitalisierung der Handelslandschaft bis 2020“ kündigt das Thesenpapier des ECC Köln und Mücke, Sturm & Company an. Gemeint ist der Möbel-Handel, der gerade so richtig von der Digitalisierung erfasst wird. Die Prognose: Jedes dritte stationäre Möbel-Geschäft soll bis 2020 vor dem Aus stehen. Es ist eine Aussage, die vor einigen Jahren (und immer noch) auch auf den Online-Handel im Allgemeinen ausgesprochen wird: Die Digitalisierung tötet den stationären Handel.

Doch dass es bei Weitem nicht so einfach ist, zeigt die Erfahrung. Abstreiten lässt sich allerdings nicht, dass der Handel im Wandel ist – ein Wandel, auf den nun auch der Möbel-Handel reagieren muss, wie die Autoren richtig feststellen: „Die Digitale Transformiation trifft nun auch den Möbel-Handel mit voller Wucht“, erklärt Achim Himmelreich, Partner bei Mücke, Sturm und Company. „Es werden nur Möbel-Händler mit einer umfassenden Digitalstrategie überleben, deren Angebot für den Kunden das Beste aus dem stationären und digitalen Handel kombiniert.“

Fünf Thesen für die Zukunft des Möbel-Handels

Das Thesenpapier „Digitalisierung im Möbel-Handel: Umwälzende Veränderungen bis 2020“ stellt fünf zentrale Thesen auf:

  1. Re-Invent or Die!: Der Möbel-Handel müssen eine Phase der Transformation durchlaufen, um sich den neuen Marktgegebenheiten anzupassen. Das wird eine neue Struktur zum Ergebnis haben, „bei der einige Händler erfolgreich die Chance ergreifen, Innovationsführer zu werden und kanalübergreifend den Kunden zu bedienen.“
  2. The winner will take it all!: Der Markt der Online Pure-Player wird sich auch in der Möbel-Branche konsolidieren – und zwar in dem Maße, dass neben Nischenanbietern nur wenige große Anbieter erfolgreich am Markt agieren warden.
  3. Seamless Commerce wins!: Das Showroom-Konzept wird immer wichtiger für den Handel – nur wer die verschiedenen Kanäle „geschickt miteinander verknüpfen und dem Kunden ein kanalübergreifendes Einkaufserlebnis schaffen“ kann, wird erfolgreich sein.
  4. Costumer Journey is everywhere!: Neue Technologien wie Augmented Reality und 3D-Raumplaner werden für den Handel immer wichtiger. Möbel-Händler müssen ihre Kunden durch solche innovativen Konzepte dort abholen, wo er sich gerade befindet.
  5. Brand Leadership rules!: Da es abgesehen vom Küchenbereich im Möbel-Handel kaum starke Hersteller-Marken gibt, müssen die Händler selbst namhafte Marken aufbauen, um das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen.

Im Jahr 2020 wird der Möbel-Handel dann durch sechs Kernkompetenzen geprägt sein: Er muss da sein, wo sich der Kunde befindet (Everywhere), die Angebote werden auf den Kunden individualisiert und auf seine Bedürfnisse zugeschnitten (Individuell), der Kunde wird tatsächlich zum König (Kundenorientiert), es wird über alle Touchpoints hinweg gehandelt (Connected), die Geschäftsmodelle müssen sich in der gleichen Geschwindigkeit wie die digitale Welt verändern (Flexibel) und echte Erlebnisse und Relevanz werden für Begeisterung und Loyalität sorgen (Emotional).

Ikea zeigt, dass es nicht auf das Alter ankommt

Bereits heute gibt es aber einige Möbel-Händler, die sich als „Digital Masters“ hervorgetan und eine der sechs Kernkompetenzen umgesetzt haben. Sie werden im Thesenpapier als Wegweiser für die erfolgreiche Digitale Transformation aufgeführt – und unter ihnen befinden sich nicht nur Jungunternehmen des digitalen Zeitalters, wie etwa Home24 oder Westwing. Mit Ikea führen die Autoren des Thesenpapiers einen Möbel-Dino ins Feld.

Das 1943 gegründete Möbelhaus besticht vor allem in der Kernkompetenz „Kundenorientiert“: Ein kostenloser Ersatzteilservice, ein kulantes Rückgaberecht (bei dem Ikea auch schon einmal ein wenig über’s Ziel hinausschoss), online verfügbare Montageanleitungen und diverse Services bedeuten eine fortwährende Konkurrenzfähigkeit des Urgesteins. Und zeigt damit auch, dass es bei der Anpassung an neue Modelle nicht auf das Alter des Unternehmens ankommt.

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