Neuer Otto-Shop: "keine triviale Angelegenheit"

Veröffentlicht: 28.10.2013 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 21.10.2014

Der neue Otto-Shop "Lhotse" ist zum Teil schon für Kunden sichtbar. Der für einen zweistelligen Millionenbetrag entwickelte Online-Shop befindet sich im Moment noch in der Testphase und dürfte in Kürze offiziell eingeführt werden. Im Interview erklärt Thomas Schnieders, E-Commerce-Direktor bei Otto, worauf es ihm bei dem neuen Shop besonders ankommt.

Startseite neuer Otto-Shop Lhotse.

 

Das Geschäftsjahr verlief bislang für Otto sehr erfolgreich, weshalb setzt Otto da auf einen komplett neuen Onlineshop?

Thomas Schnieders: Die Kernkompetenzen von Handelsunternehmen verändern sich durch die digitale Revolution. Uns geht es darum, wie wichtig das Softwareprodukt im Rahmen der Unternehmensstrategie ist. Um unseren Kunden jederzeit das bestmögliche Einkaufserlebnis bieten zu können, war eine Eigenentwicklung von otto.de für uns der konsequente Schritt. Eine eigene Softwareentwicklung sehen wir als zentrales Werkzeug bei der Differenzierung im E-Commerce, für eine agile Innovationsfähigkeit und die Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells.

Welche Rolle wird der Online-Handel künftig für Otto spielen?

Storefront in Ottos neuem Online-Shop.

Schnieders: Wir machen bereits 80 Prozent des  Umsatzes über unseren Onlineshop www.otto.de.  OTTOs Geschäftsmodell ist längst nicht mehr der  klassische Versandhandel, sondern E-Commerce.

Was wird der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Onlineshop von Otto sein?

Schnieders: Der größte Unterschied liegt darin, dass wir diese Software passgenau auf die Bedürfnisse von OTTO geplant und selbst entwickelt haben und auch selbst betreiben werden. Der Vorteil der Eigenentwicklung gegenüber dem Standardprodukt liegt darin, dass wir unsere digitale Einkaufsstätte jetzt sehr schnell, innovativ und zielgerichtet an die Wünsche unserer Kunden und die Erfordernisse des Marktes anpassen können. Ziel von Lhotse ist es, neue Funktionen für Kunden schneller und flexibler umzusetzen. Weitere Schwerpunkte sind höchste Anforderungen im Antwortzeitverhalten des Shops sowie exponierte Personalisierungsfähigkeiten und ein  State-of-the-Art Interaction Design.

Welche Rolle wird der mobile Markt, also die Nutzung von Smartphones und Tablets im neuen Onlineshop spielen?

Schnieders: Mobile Endgeräte werden immer  wichtiger und im Laufe des kommenden Jahres  ebenfalls über Lhotse bedient werden. Hierzu loten  wir die Möglichkeiten von Responsive Design  Konzepten aus, um die Variantenvielfalt der mobilen  Endgeräte in ihrer Komplexität zu bewältigen.

Wird es neue Bezahlmöglichkeiten geben?

Schnieders: Nicht unmittelbar zum Start unserer neuen Plattform. Natürlich beobachten wir den Markt und erweitern unser Geschäftsmodell um die relevanten Zahlungsmöglichkeiten. Außerdem haben wir mit Yapital im Konzern einen neuen Zahlungsweg, den wir natürlich auch auf otto.de einbinden werden.

Werden soziale Netzwerke künftig stärker eingebunden?

Schnieders: Auch hier ist es so, dass dies nicht im Fokus des Lhotse-Projektes steht. Im Rahmen unserer Social Media Strategie überprüfen wir regelmäßig, welche Angebote wir der Community machen und wie eng diese mit otto.de verknüpft sein sollten.

Der neue Online-Shop soll eine selbstentwickelte Software bekommen, nachdem 13 Jahre lang eine Standardsoftware genutzt worden ist. Wo liegt die Innovationskraft dieser selbst entwickelten Software?

Schnieders: Kurz gesagt sind das die Themen Wandlungsfähigkeit und Schnelligkeit, die wir als Händler mit eigener Technologiekompetenz bewältigen. Unser Innovationsanspruch basiert hier insbesondere auf einem hohen Maß an Integration von Methoden- und Technologie- sowie Produktkompetenz. Mit den gewählten Arbeitsmethoden schaffen wir es, die Komplexität des Projekts kontinuierlich durch die drei Prinzipien Transparenz, Überprüfung und Anpassung zu reduzieren. Scrum, Continuous Delivery und ein integrierter Betrieb schaffen bei Lhotse die Voraussetzung, dass Software-Veränderungen jederzeit so schnell wie möglich live gehen können. Im Übrigen war der Grad des Customizing auf unserer alten Plattform von der ersten Minute an sehr hoch.

Ist zwei Jahre Entwicklungszeit für einen Online-Shop nicht etwas lang?

Schnieders: Ganz im Gegenteil. Das Projekt schreitet unglaublich schnell voran und derzeit liegen wir weit vor unseren eigenen Planungen. Aktuell testen wir unsere neue Plattform auf Herz und Nieren. Die Entwicklung eines Online-Shops dieser Komplexität ist keine triviale Angelegenheit. Mit Lhotse ist für ein vielfältiges Geschäftsmodell mit zahlreichen Produkt-Kategorien mit entsprechender Servicelandschaft ein seit 1995 kontinuierlich weiter entwickelter Funktionsumfang zu migrieren. Darüber hinaus setzen wir beispielsweise darauf, dass die Zukunft des E-Commerce im one-to-one-Marketing liegt. Bei der großen Kundenanzahl und mehreren Millionen Artikeln auf otto.de ist das Personalisierungs- und Individualisierungspotenzial immens. Weiterhin müssen wir zukünftig immer mehr Endgeräte wie Smartphones oder Tablet-PC integrieren, was die Komplexität erheblich treibt. Außerdem ist bei der Beliebtheit von otto.de ein reibungsloser Hochlastbetrieb sicherzustellen.

Welche Trends werden Ihrer Meinung nach im kommenden Geschäftsjahr besonders wichtig für Online-Händler?

Schnieders: Wie bereits erwähnt, werden mobile Endgeräte wie iPhone, iPad und Co. für den E-Commerce immer wichtiger. Touch First und Responsive Design sind hier beispielsweise als junge Trends in der Oberflächenentwicklung zu nennen. Mit Lhotse legen wir für beide Trends die erforderlichen technischen Grundlagen.

Thomas Schnieders von Otto, Direktor E-Commerce.

Über Thomas Schnieders

Herr Dr. Thomas Schnieders ist bei der Otto GmbH & Co KG Direktor des Bereiches E-Commerce, Innovation und Plattform und hat unsere Fragen zum neuen Online-Shop von Otto beantwortet. 

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