Kolumne: Stationärer Buchhandel unter Druck

Veröffentlicht: 27.09.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 27.09.2013

Der stationäre Buchhandel gerät immer stärker unter Druck: Zuletzt kündigten Weltbild und Thalia große Verluste an und wollen verstärkt den E-Commerce nutzen. Dabei legen beide scheinbar große Hoffnung auf den gemeinsam vermarkteten E-Reader Tolino Shine. Aber auch der E-Reader-Markt entwickelt sich nicht so gut, wie es erwartet wurde.

Zugegeben: Es geht dem stationären deutschen Buchhandel noch nicht so schlecht wie dem in den USA. Der Buchmarkt in den Staaten wird zunehmend von Amazon ins Aus gedrängt – die fehlende Buchpreisbindung erlaubt es Amazon, Dumpingpreise anzusetzen. Der stationäre Handel kann nicht mithalten, muss aber die Preise senken, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das lässt sich auf lange Sicht nicht halten und viele Händler sind bereits insolvent. Amazon hat sich eine Monopolstellung aufgebaut und diktiert den Buchpreis in Amerika – und jetzt, da die Konkurrenz ausgedünnt wurde, fährt der Online-Riese die Preise langsam wieder hoch.

In Deutschland ist eine derart extreme Entwicklung kaum möglich. Die Buchpreisbindung verhindert, dass Amazon eine derartige Strategie hierzulande führen kann. Trotzdem ist der Konzern Marktführer und setzt den stationären Handel merklich unter Druck. Amazon ist als Online-Händler rund um die Uhr und einfach von zu Hause aus zu erreichen – und bietet für Bücher kostenlosen Versand an.

So ein Angebot bringt natürlich andere Händler in Bedrängnis. Ende letzter Woche gab Weltbild dann dem Druck nach: Der Verlag kündigte an, dass künftig der Fokus auf den Online-Handel gelegt werden soll. Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen. Hunderte Arbeitsplätze stehen auf der Kippe, vor allem in den „traditionellen Bereichen“ Kataloge, telefonischer Kundendienst sowie Lager und Versand. Zudem rechnet Weltbild nun bis Ende 2014 mit roten Zahlen. Die Geschäftsführung sprach zwar von einer gesicherten finanziellen Zukunft des Verlages, aber die Mitarbeiter konnte man nicht beruhigen.

Diese Woche folgte eine ähnliche Hiobsbotschaft von Thalia: 20 Verkaufsstellen sollen geschlossen werden. Die Umsatzzahlen seien stark rückläufig gewesen und die Miete der Verkaufsflächen hätte sich nicht mehr rentiert. Auch Thalia will sich verstärkt in Richtung E-Commerce entwickeln, um seine Zukunft zu sichern.

Ein zentraler Bestandteil der Online-Strategie von Weltbild und Thalia dürfte der gemeinsam geführte E-Reader Tolino Shine sein, der es dann mit Amazons Kindle aufnehmen muss. Die Zeichen sehen bisher vielversprechend aus: Die GfK verschreibt Kindle zwar einen Marktanteil von 50%, aber Tolino soll immerhin bei 30% Marktanteil liegen. Aber auch auf den Handel mit E-Readern und dazugehörigen E-Books sollten die Händler sich nicht zu sehr verlassen. Obwohl der Absatz steigt, fällt das Wachstum deutlich schlechter aus als der Verband Bitkom es erwartet hatte – die Absatzkurve flacht also deutlich ab. Vor allem die weite Verbreitung von Tablets soll den E-Reader-Absatz bremsen. Es bleibt also abzuwarten, ob der Online-Handel die ersehnte Rettung für Weltbild und Thalia bringen kann.

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