Online-Handel mit Medikamenten: Krankenkassen gegen ein Verbot

Veröffentlicht: 15.03.2017 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 06.04.2017

Die gesetzlichen Krankenkassen haben sich gegen das geplante Verbot von Versand-Apotheken ausgesprochen. Der Plan von Gesundheitsminister Gröhe sei „unzeitgemäß“.

Medikamente online

© Lucian Milasan / Shutterstock.com

Der Protest gegen das von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Verbot des Online-Handels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten wird zunehmend lauter. Nun hat sich der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in einer Stellungnahme gegen die Pläne ausgesprochen: „Der GKV-Spitzenverband lehnt ein pauschales Verbot im Zeitalter der Digitalisierung und angesichts der Förderung von eHealth im Gesundheitswesen als unzeitgemäß ab.“

1 Prozent Marktanteil

Das Gesundheitsministerium wolle mit dem Verbot die „bestehende flächendeckende, wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln“ gewährleisten, so Finanznachrichten.de. Der GKV-Spitzenverband kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er sieht den Versandhandel mit Medikamenten als Nische mit gerade einmal einem Prozent Marktanteil. Vielmehr könne er Aufgaben erfüllen, die stationäre Apotheken nur schwer stemmen können, etwa bestimmte schwer zugängliche Regionen oder solche mit geringer Apothekendichte zu versorgen. Man sollte eher nach Alternativen für einen fairen Wettbewerb suchen, etwa die Deckelung der Boni von Online-Apotheken.

Kritik an den Verbotsplänen kam auch von Seiten des Verbandes der Europäischen Versandapotheken EAMSP, der erklärte, die Argumente „für dieses fast beispiellose protektionistische Vorgehen eines Bundesministeriums halten weder einer fachlichen noch einer rechtlichen Überprüfung stand.“ Der EAMSP sieht die Abschottung des deutschen Marktes als Zugeständnis an die Apothekerlobby.

Ende des vergangenen Jahres hatte der EuGH die Preisbindung für Online-Apotheken gekippt. Deutsche Apotheker sehen darin eine Wettbewerbsverzerrung, da sie die günstigeren Preise nicht anbieten können und ihre Existenzgrundlage bedroht sehen.

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