Lohnt sich Amazon FBA? Die Vor- und Nachteile des Fulfillment-Dienstes

Veröffentlicht: 12.05.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.05.2017

Wer als Verkäufer auf dem Amazon Marketplace Handel treibt, hat dabei verschiedene Möglichkeiten: Entweder man entscheidet sich, die Ware selbst zu lagern, zu verschicken und grundsätzlich zu verwalten oder man nutzt das Fulfillment-Angebot von Amazon, das in Deutschland vor allem unter dem Begriff „Versand durch Amazon“ bekannt ist. Doch lohnt sich dieser Dienst eigentlich für Online-Händler?

Logo: Amazon FBA auf Logistikgebäude
© wawritto – shutterstock.com

Fulfillment by Amazon – oder auch Amazon FBA genannt – ist ein Dienst, der Händlern das Leben massiv erleichtern, wachsende Zahlen generieren und ihnen neue Kunden verschaffen soll. So verspricht es zumindest Amazon in seinen Werbekampagnen rund um den hauseigenen Fulfillment-Dienst. Doch ist der Dienst für Händler wirklich so unkompliziert, effektiv und gewinnbringend wie angepriesen? Für junge Hasen im Geschäft kann es durchaus schwierig sein, alle Gesichtspunkte des Services zu durchschauen. Daher haben wir im Folgenden die wichtigsten Aspekte rund um Amazon FBA zusammengetragen. Chancen und Möglichkeiten werden dabei genauso in den Fokus gerückt wie mögliche Stolpersteine und Unwegsamkeiten.

Was genau ist Amazon FBA?

Unternehmern stehen beim Handel über Amazon grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zur Wahl: Beim „traditionellen“ Verkauf, kümmern sich Händler selbst um alle Aspekte des Verkaufens, wie zum Beispiel das Einstellen der Produkte, das Repricing, die Bestellabwicklung, den Versand oder auch die Retouren. Dies war vor einigen Jahren noch die Standardvariante für Anbieter. Mittlerweile hat Amazon jedoch längst auch hierzulande seinen Dienst „Amazon FBA“ etabliert und entwickelt ihn seitdem stetig weiter. Einigen dürfte er vielleicht unter dem Namen „Versand durch Amazon“ geläufig © wawritto/Shutterstock.com sein. Im Rahmen dieses Programms müssen Händler die Abwicklung der Verkäufe nicht mehr selbst übernehmen, sondern legen viele aufwendige Aspekte des Handels gänzlich in die Hände von Amazon:

Schema: Vorteile von Amazon FBA
Screenshot © Amazon

Im Zuge von Amazon FBA besteht der erste Schritt für einen Händler darin, zu wählen, welche seiner Produkte er über das Programm abwickeln möchte. Grundsätzlich gibt es keine festgelegten Mindestmengen für die Artikel, das heißt, es können sowohl einzelne Einheiten als auch der komplette Warenbestand eines Anbieters an Amazons Logistikzentren gesandt werden. Sind diese bei Amazon eingetroffen, werden die Produkte entsprechend eingelagert und warten dort auf ihren Verkauf. Nach der Bestellung durch einen Kunden kümmert sich Amazon sowohl um die Verpackung als auch den Versand des Produkts – im Fall der Fälle managt Amazon später auch die Abwicklung der Retouren. Außerdem wirbt Amazon auch mit dem hauseigenen Kundenservice, der in der Landessprache die Fragen der Kunden beantwortet und aufkommende Probleme löst.

Alles in allem sind die Hauptargumente, die Amazon für die Nutzung seines Fulfillment-Dienstes ins Feld führt, also die Einsparung wichtiger Ressourcen wie Zeit, logistische Infrastrukturen und Arbeitskraft, aber auch der gehobene Standard, schnelle Lieferung durch Amazon Prime (darauf kommen wir im Folgenden noch zurück) und eine daraus resultierende Steigerung der Verkaufszahlen.

Ist jeder Händler und jedes Produkt für Amazon FBA geeignet?

Grundsätzlich wendet sich Amazon mit seinem Fulfillment-Programm – bis auf wenige Ausnahmen – an die Breite Masse seiner Marketplace-Anbieter. „FBA ist zunächst für alle Händler geeignet. Da es aber Lagergebühren gibt, die sich nach Volumen und Lagerzeit richten, ist die Nutzung von FBA für große Produkte, die sich selten verkaufen, weniger attraktiv“, kommentiert Franz Jordan, Gründer und Geschäftsführer der Sellics Marketplace Analytics GmbH, den Stand der Dinge.

Ähnlich schätzt auch Andreas Roth vom Online-Dienstleister Seller Support die Lage ein: „Es gibt eine geringe Anzahl von Händlern und Produkten, geschätzt jedoch unter 5 Prozent, die für FBA noch nicht geeignet sind.“ Amazon weist in seinen Richtlinien darauf hin, dass es durchaus bestimmte Produkte gibt, die zwar grundsätzlich für den Verkauf bei Amazon berechtigt sind, nicht aber für den Versand durch Amazon. Auf seiner Website nennt das Unternehmen insgesamt vier Kriterien, die ein Produkt vom Fulfillment-Programm ausschließen können:

  1. Genehmigungspflichtige Kategorien: Es gibt Kategorien wie etwa Lebensmittel, in denen Amazon die Zahl neuer Verkäufer begrenzt sowie die Leistungen bestehender Händler überwacht, um nach eigenen Aussagen die Kundensicherheit, die Qualität der Produkte, die Einhaltung von Markenrechten oder Import- und Exportbeschränkungen zu gewährleisten.
  2. Produkte, die vom Verkauf ausgeschlossen sind – Amazon nennt sie „Produkte mit Beschränkungen“: Dazu zählen zum Beispiel Waren, wie etwa verschreibungspflichtige Medikamente, die durch gesetzliche Vorschriften vom Kauf ausgeschlossen sind. Andere Waren, wie nikotinhaltige Tabakerzeugnisse oder gebrauchte Fahrzeugteile, sind etwa durch die Amazon-Richtlinien beschränkt.
  3. Gefährliche Materialien, die ein Risiko für die Gesundheit darstellen, dürfen ebenfalls nicht über Amazon, geschweige denn über Amazon FBA vertrieben werden. Zu nennen sind hier beispielsweise Chemikalien, die potenziell explosiv, radioaktiv, entflammbar, ätzend oder giftig sind.
  4. Auch eine unsachgemäße Verpackung kann zum Ausschluss aus dem AmazonFBA-Programm führen. Im Zuge dessen verweist Amazon auf Anforderungen, die die Sicherheit in den Logistikzentren und die Effizienz des hauseigenen Versandprozesses sicherstellen sollen. Auf Probleme mit der Verpackung von FBA-Produkten werden wir im Folgenden noch zu sprechen kommen.

Prime als entscheidender Faktor

Neben den rein logistischen Aspekten wie der Lagerung, der Verpackung, dem Versand sowie der Retourenabwicklung, die Amazon übernimmt, gibt es noch weitere Vorteile, die für Amazon FBA sprechen: „Der Vorteil von FBA liegt ganz klar im Prime-Status der Produkte. Sobald die Produkte bei Amazon liegen, sind sie Prime-fähig”, sagt Dietmar Sicking, Geschäftsführer der Lumundi Versand GmbH. Und dieser Aspekt ist vermutlich einer der bedeutendsten Punkte, die Händler dazu bringen, sich der FBA-Community anzuschließen.

Denn die Zahl der zahlenden Prime-Kunden ist in den letzten Jahren weltweit gravierend gewachsen. Allein in Deutschland wurden Statista zufolge im April 2016 mehr als 17 Millionen Premium-Mitglieder gezählt.

Und nicht nur das: Ein Prime-Kunde ist aus Sicht von Amazon sozusagen eine optimierte Version eines Standardkunden. Denn wie Studien in der Vergangenheit gezeigt haben, verbringen sie nicht nur wesentlich mehr Zeit auf dem Amazon-Marktplatz, sondern kaufen auch deutlich häufiger und weisen dabei auch teurere Warenkörbe vor. Ein Beispiel: Laut Statista kaufen 70 Prozent der deutschen Prime-Kunden mehrmals pro Woche oder mehrmals im Monat bei Amazon ein. Bei den Nicht-Prime-Kunden liegt dieser Wert nur bei 27 Prozent.

Prime-Vorteil: Gibt es Alternativen zu FBA?

Wie sich zeigt, kann der Verkauf von Prime-Produkten für Amazon-Händler ein lukratives Geschäft sein. Doch ist man dabei zwingend auf die Teilnahme am „Versand durch Amazon”-Programm angewiesen, wenn man Prime anbieten möchte? Nein, ist man nicht, weiß Franz Jordan. Der Branchenexperte verweist hierbei auf eine weitere Möglichkeit, Prime-fähig zu sein: „Da die Anzahl an Prime-Nutzern stark gestiegen ist, ist auch der Druck auf die Händler gestiegen, FBA zu nutzen. Seit einigen Monaten gibt es aber die Möglichkeit, im Rahmen von ‚Prime durch Verkäufer‘ Prime-fähig zu sein ohne FBA zu nutzen. Dies klingt in der Theorie gut, in der Praxis ist dies allerdings sehr teuer und nur von großen Händlern darstellbar.”

Dementsprechend gibt es also auf theoretischer Basis eine Alternative zu FBA, die jedoch in weiten Teilen nur auf dem Blatt existiert. In der Praxis führt, laut Jordan, besonders für kleine Händler „kaum mehr ein Weg an FBA vorbei”.

 


 

Onlinehändler Magazin 05/2017

Dies ist ein Auszug aus dem Artikel „Lohnt sich Amazon FBA? Die Vor- und Nachteile des Fulfillment-Dienstes“. Den vollständigen Beitrag finden Sie in der Maiausgabe unseres Onlinehändler Magazins. Darin werden im weiteren Verlauf auch die Internationalisierung mit FBA, die anstehenden Preiserhöhungen, aber auch die Probleme in den Bereich Multichannel und Anlieferung in den Blick gerückt. 

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Kommentare  

#1 Michael Zosel 2017-05-17 17:42
Zum FBA Programm gibt es noch Vorteile , die sie nicht herausgestellt haben.
Man spart Lagerkapazität.
Besonders für kleinere Händler gibt es den Vorteil, daß bei Krankheit und Urlaub
die FBA Verkäufe ganz normal weiterlaufen, auch wenn man die sonstigen Verkäufe aussetzt.

Grüße

Michael Zosel
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