Amazon will verhindern, dass gefährliche Produkte die eigenen Mitarbeiter in Gefahr bringen. Dafür verfolgt das Unternehmen eine neue Strategie.

Manche Produkte in den Logistiklagern von Amazon bergen ein erhebliches Risiko: Pfeffersprays oder waffenähnliche Produkte können unter Umständen Mitarbeiter aus dem logistischen Bereich verletzen. Auch Vorfälle, die nicht auf menschliches Versagen, sondern durch technische Fehler verursacht werden, können mit Blick auf solche gefährlichen Produkte schwerwiegende Folgen haben.

Entsprechende Gefahren scheint Amazon künftig gezielt beseitigen zu wollen: „Wir haben erkannt, dass Bedarf an speziell angefertigten Gebäuden besteht“, zitiert das US-Portal Wired.com den Konzern. Um potenzielle Unfälle zu vermeiden, sollen also kritische Produkte künftig in einem neuen Logistikzentrum gelagert werden, das ganz speziell für diese Art von Produkten entwickelt wurde.

Amazon setzt auf spezielle Sicherheitstechnik und geschulte Mitarbeiter

Bereits im vergangenen Jahr habe Amazon mit der Entwicklung einer solchen Anlage begonnen – und zwar auf einem Testgelände in Virginia. Die Tests scheinen gut gelaufen zu sein, denn das erste offizielle Logistikzentrum mit entsprechenden Sicherheitsanforderungen soll schon in diesem Sommer seine Pforten öffnen. Wired.com spricht von einem 500.000 Quadratmeter großen Fulfillment-Center in Mississippi, das von Grund auf neu gebaut wurde. Hier sollen künftig verschiedene Produkte mit Gefahrenpotenzial unterkommen – genannt werden Waren wie etwa Glitzer-Haarspray, Nagellack oder auch Haushaltsreiniger.

Als Unterschiede bzw. spezielle „Upgrades“ für das Logistikzentrum werden beispielsweise besondere Vorsichtsmaßnahmen oder auch Sprinklersysteme genannt, die in den Lagerbereichen zum Einsatz kommen. Solche Sprinklersysteme seien im Notfall nicht nur für „normale“ brennbare Güter, sondern auch für Aerosole oder Oxidationsmittel vorgesehen. Auch wolle Amazon die eigenen Mitarbeiter schulen, sodass sie mit den besonderen Gefahren und Erfordernissen vor Ort umzugehen wissen.

Doch nicht nur in dem neu gebauten Speziallager sorgt Amazon vor: In vorhandenen Fulfillment-Zentren habe Amazon überdies auch einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen: So gebe es beispielsweise spezielle Sicherheitsräume bzw. -bereiche, die mit Brandschutzwänden ausstaffiert sind, um im Brandfall Schlimmeres zu verhindern.

Kritik an Amazon wegen fehlender Sicherheit

Die Einrichtung von speziellen Gefahrenlagern ist höchstwahrscheinlich eine Reaktion auf Kritik, der sich Amazon in der Vergangenheit immer wieder stellen musste. So soll beispielsweise das Amt für Gefahrstoffsicherheit im vergangenen Jahr Amazon gemahnt haben, dass viele Pakete gegen die Vorschriften des US-Verkehrsministeriums verstoßen.

Kritik gab es außerdem nach einem Vorfall in einem US-amerikanischen Logistikzentrum im Dezember 2018. Damals beschädigte ein Lager-Roboter (sogenannter „Picker“) eine Dose Bären-Abwehrspray. Durch das herausströmende Spray und das darin enthaltene Capsaicin wurden mehr als 50 Amazon-Mitarbeiter verletzt (wir berichteten).

Nach dem Unfall forderte die US-Gewerkschaft dringend Maßnahmen, die solche Unfälle künftig vermeiden sollen: „Das reichste Unternehmen der Welt darf nicht länger vom Haken gelassen werden, wenn es darum geht, das Leben hart arbeitender Menschen zu gefährden“, ließ die Gewerkschaft „Retail, Wholesale and Department Store Union“ damals verlauten. In der Folge habe der Konzern entsprechende Pfeffersprays in den verschiedenen Logistikzentren aufgespürt und entfernt. Unter anderem klassifiziert Amazon das Bärenabwehrmittel jetzt nach einem höheren Sicherheitsstandard, sodass es nicht mehr von Robotern gehandhabt werden kann.

Mit den Tests bezüglich des neuen Sicherheitslagers soll Amazon allerdings schon vor diesem Unfall begonnen haben.