Amazon will mit einem eigenen Gesetzesentwurf seine umstrittene Gesichtserkennung Rekognition vorantreiben.
Das System der Gesichtserkennung im Allgemeinen und auch Amazons entsprechende Technologie Rekognition ist für Datenschützer und Bürgerrechtler weltweit ein rotes Tuch. Der Online-Riese will das umstrittene Verfahren – und wohl vor allem seine eigene Software dazu – jetzt aber weiter vorantreiben. Dazu will Amazon einen eigenen Entwurf für ein Gesetz vorlegen, wie das US-Portal vox berichtet.
Jeff Bezos sieht auch Gefahren bei der Gesichtserkennung
Jeff Bezos persönlich hat sich nach der Vorstellung der neuen Alexa-Geräte zu den Plänen geäußert. „Unser Team für Public Policy arbeitet derzeit an Vorschriften zur Gesichtserkennung; es macht viel Sinn, das zu regeln“, meint der Amazon-Chef vielsagend. Die Technologie der Gesichtserkennung sei „ein perfektes Beispiel für etwas, das wirklich positive Auswirkungen hat, so dass man es nicht bremsen will“, so Bezos weiter. „Aber gleichzeitig gibt es auch ein Potenzial für den Missbrauch dieser Art von Technologie, so dass man Vorschriften will.“ Gesichtserkennung sei eine klassische Dual-Use-Technologie. Dual Use bedeutet gemeinhin die doppelte Verwendung – und die damit einhergehende Gefahr – von Gütern und Technologien in unterschiedlichen Feldern, wie etwa beim gleichzeitigen Einsatz im zivilen und militärischen Sektor.
Wie der Entwurf im Detail aussehen könnte, ist unklar. Amazons Lobbyisten wollen den fertigen Vorschlag anschließend den gesetzgebenden Institutionen und Politikern in den USA vorlegen. Rekognition wird in den USA bereits sowohl an Unternehmen als auch Behörden wie die New Yorker Polizei verkauft.
Amazons Rekognition hat aber bereits eine Serie von Pannen hinter sich: Das System „erkannte“ US-Abgeordnete als Kriminelle und war in Tests nicht mal in der Lage, Mann und Frau zu unterscheiden. Nicht nur Bürgerrechtler und Datenschützer laufen Sturm gegen die Technik – selbst Amazon-Aktionäre setzen sich für ein Ende von Rekognition ein. San Francisco hat 2019 als erste Stadt in den USA den Einsatz von Gesichtserkennung verboten.
Kritik von Bürgerrechtlern an Amazons Plan
Die US-amerikanische Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) kritisiert den geplanten Vorstoß von Amazon. „Es ist ein willkommenes Zeichen, dass Amazon endlich die Gefahren der Gesichtsüberwachung anerkennt. Aber wir haben diese Vorgehensweise schon einmal gesehen. Sobald Unternehmen erkennen, dass Menschen einen starken Datenschutz fordern, fangen sie an und drängen auf schwache Regeln, die die Privatsphäre und Rechte der Verbraucher nicht schützen. Städte im ganzen Land stimmen dafür, die Gesichtsüberwachung zu verbieten, während Amazon seine Überwachungstechnologie tiefer in die Gemeinden treibt“, erklärte Jacob Snow von der ACLU.
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