Mit täglich 1.400 Neu-Einstellungen seit Beginn der Coronapandemie mausert sich Amazon vielleicht bald zum größten privaten Arbeitgeber der Welt.
Die Coronakrise pusht den E-Commerce, und bisher hat kaum ein anderes Unternehmen davon so profitiert wie Amazon. Das spiegelt sich jetzt auch in Rekordzahlen bei den Mitarbeitern wieder, wie die New York Times berichtet. Geht es so weiter, könnte ironischerweise das vor allem auch wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik stehende Mega-Unternehmen bald weltweit die meisten Jobs in der privaten Wirtschaft bieten.
„Wir verwandeln uns in ein Amazon-Land“
Amazon hat zwischen Januar und Oktober 2020 rund 427.300 Mitarbeiter in seine Reihen aufgenommen, im Schnitt also rund 1.400 pro Tag. Nimmt man nur die Zahlen seit Juli, wären es sogar alle 24 Stunden 2.800 neue Angestellte. Die neuen Jobs entstehen vor allem in den Logistikzentren in den USA und weltweit besonders in Indien und Italien, wie es heißt. Deutlich kleiner dürften die Anstellungen in höheren Management-Bereichen sein, genaue Zahlen dazu sind nicht bekannt. Berücksichtigt seien dabei weder die Zeitarbeiter, die nur für die Weihnachtssaison eingestellt werden, noch die Subunternehmer, die als Lieferanten für Amazon die Pakete ausfahren. Derzeit arbeiten insgesamt weltweit etwa 1,2 Millionen Menschen für Amazon – das sind 50 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, so viele neue Angestellte gab es noch nie bei einem US-Unternehmen. „Wir verwandeln uns in ein Amazon-Land“, fasst Margaret O'Mara, Geschichtsprofessorin an der Universität Washington und New-York-Times-Kolumnistin, zusammen.
Amazon könnte in zwei Jahren größter privater Arbeitgeber der Welt werden
Insgesamt liegt noch Amazons schärfster Handelskonkurrent Walmart weltweit bei der Zahl der Arbeitsplätze vorn: Dort arbeiten rund 2,2 Millionen Menschen. Fangen in den nächsten zwei Jahren weiter in diesem Tempo Menschen bei Amazon an, könnte Jeff Bezos nicht nur der reichste Chef der Welt werden, sondern auch der mit den meisten Untergebenen im Privatsektor. Zum Vergleich: Volkswagen, das deutsche Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern, hat laut Statista rund 670.000 Angestellte weltweit. Dahinter folgen die deutsche Post DHL mit rund 500.000 und Bosch mit knapp 400.000 Menschen.
Eine solche Masse an Mitarbeitern bietet nicht nur immense Wirtschaftskraft, sondern auch politische Macht. Darauf verweist auch die Expertin O'Mara: Die Geschichte habe gezeigt, dass es Risiken gebe, wenn eine Region oder ein Land zu abhängig von einem einzigen Arbeitgeber werde – so weit sei es bei Amazon allerdings noch nicht.
Wie ist Amazon als Arbeitgeber?
Arbeiten bei Amazon ist ein vieldiskutiertes Thema: Einerseits gibt es immer wieder Kritik an den Löhnen und Bedingungen für die Logistik-Mitarbeiter, zuletzt vor allem auch an den Sicherheitsmaßnahmen in der Coronazeit. Andererseits bietet Amazon gerade für viele Menschen ohne höhere Schul- oder Bildungsabschlüsse die Chance auf ein eigenes Einkommen. Auch in Arbeitgeber-Rankings schneidet das Unternehmen zum Teil gut ab. Gerade zum Weihnachtsgeschäft stellt Amazon auch in Deutschland neue Mitarbeiter ein. Wie man eine Stelle findet und sich bewerben kann, können Interessierte in unserem Ratgeber nachlesen.
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