Auch im Juni war bei Amazon viel in Bewegung. In unserem Monatsrückblick fassen wir die spannendsten News aus den Bereichen Unternehmenskritik, Marktplatz, Hardware und Logistik für Sie zusammen.

Fernglas

(Bildquelle Eye oft he Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Amazon in der Kritik – Aktionäre fordern mehr Einblicke

Amazons Wunsch ist es, seine Kunden glücklich zu machen. Dass das aber nicht alles ist, haben die Amazon-Aktionäre jetzt mit vier Aktionärsanträgen klar gemacht. Unter anderem geht es dabei um die Arbeitsbedingungen, denn so wurde zum Beispiel gefordert, dass mehr Informationen über die Arbeitsbedingungen und die Verletzung von Menschenrechten im Unternehmen offengelegt werden sollen. Amazon selbst sieht diese Vorwürfe als falsch an und widerspricht. Zudem betont das Unternehmen, dass es nicht notwendig sei, einen solchen Antrag zu stellen, weswegen der Konzern die Aktionäre auch aufforderte, gegen den Antrag zu stimmen. Und tatsächlich: Am 11. Juni wurden alle vier gestellten Anträge abgelehnt.

Auch aus dem E-Book-Sektor gab es eine Medldung, die mit Kriti bedacht wurde: So will Amazon seine Autoren künftig nicht mehr pro verkauftes Buch-Exemplar bezahlen. Ab dem 01. Juli sollen sie nach gelesenen Seiten vergütet werden. Die Änderung basiert nach Angaben von Amazon auf dem Wunsch der Autoren nach einem gerechteren Vergütungsmodell. Eine gute Nachricht ist hingegen die Tatsache, dass sich Amazon und Penguin Random House auf Konditionen zum Verkauf von E-Books und Printbüchern einigen konnten. Damit hat sich nun auch der letzte der „Big Five“-Verlage mit Amazon einigen können.

Amazon Marketplaces – neues Bewertungssystem und Kürzung der Produktbezeichnung

Dass sich die Kunden scheinbar nur bedingt um die Probleme der Amazon-Logistik kümmern und den Online-Riesen für seinen Service schätzen, zeigt die Zahl der Prime-Kunden. In den USA soll diese bei mittlerweile 41 Million Menschen liegen. Auch wenn der Anteil der Gesamtkundschaft leicht rückläufig ist, macht der Online-Riese mit seinen Prime-Kunden ein gutes Geschäft. Wie eine Analyse von Millward Brown Digital unter US-amerikanischen Kunden zeigt, liegt die Conversion-Rate bei Prime Mitgliedern bei ganzen 74 Prozent. Was Amazon freut, ärgert die anderen Online-Händler. Denn wenn ein Kunde die Prime-Mitgliedschaft bei Amazon abschließt, kehrt er den übrigen Händlern im Netz zusehends den Rücken.

Um seinen Kunden auf dem Markplatz ein einzigartiges Kauferlebnis zu ermöglichen, will Amazon mit einem neuen Bewertungssystem für weniger Manipulationen sorgen. Denn bisher kann ein Kunde jeden Artikel bewerten. Und zwar völlig unabhängig davon, ob er ihn gekauft hat oder nicht. Das neue Bewertungssystem soll zukünftig hilfreiche Kunden-Rezensionen eigenständig erkennen und neue Rezensionen, Kunden-Rezensionen von verifizierten Käufern des Produkts und besonders hilfreiche Bewertungen höher ranken und diesen mehr Einfluss auf die Gesamt-Sterne-Bewertung geben. Neben dieser Neuerung begrenzt Amazon auch die Zeichenanzahl der Produktbezeichnungen. Zum 15. Juli darf diese nur noch 200 Zeichen lang sein. Wer sich nicht daran hält, wird abgestraft.

Die wohl größte Neuerung bei Amazon ist aber der anstehende Marktplatz für Handmade-Produkte. Mithilfe eines eigenen Marktplatzes will das Unternehmen nämlich auch neue Konkurrenten wie Etsy und Dawanda ins Auge fassen. Nun sind die ersten Details und Konditionen bekannt geworden. Überhaupt scheint Amazon Interesse an personalisierten Produkten gewonnen zu haben. Die neuesten Spekulationen ranken sich um einen neuen Sektor innerhalb des Amazon Marktplatzes: Händlern soll hier die Möglichkeit eingeräumt werden, mit individualisierten Produkten nach Kundenwunsch zu handeln.

Amazon Logistik – Poststreik umgehen und alternative Zustellmöglichkeiten

Der Juni war geprägt durch Streiks. Vor allem der Poststreik setzte und setzt noch immer vielen Online-Händlern zu. Dass da Pakete von Amazon pünktlich beim Kunden ankommen, verwunderte viele Kunden und Konkurrenten. Gerüchte, dass die Deutsche Post die Sendungen von Amazon aus den Paketbergen „herauspickt”, um sie zuzustellen, machten die Runde. Es heißt aus den Kreisen der Mitarbeiter, dass die Sortieranlagen gezielt nach Kartons des Konzerns suchen, um diese weiterzuverarbeiten. Sollten die Gerüchte stimmen, zeigt dies nur einmal mehr, welche Macht Amazon hat.

Um aber zukünftig nicht mehr (so sehr) auf Paket-Dienstleister angewiesen zu sein, plant der US-Riese eine neue App namens „On my way“ – also „Auf meinem Weg“. Das Ziel der App: Privatpersonen sollen zu Paketboten werden. Sollte das System funktionieren, könnte Amazon so seine Lieferkosten verringern und wäre weniger von den Lieferdiensten abhängig. Bevor es damit allerdings losgehen kann, müssen noch einige Details geklärt werden.

Eine schnelle Lieferung gehört zu Amazons Strategie und sorgt für glückliche Kunden. Amazon Prime Now – der Same-Day-Delivery Service, der Ware binnen einer Stunde liefern soll – startet nun in London. Überhaupt hat sich Amazon nicht lumpen lassen und in Vorbereitung auf den Kinostart des neuen „Minions“-Films die eigenen Pakete knallgelb und mit Minions bedruckt.

Aber auch für die Marktplatz-Händler gibt es im Bereich Logistik Neuigkeiten. Denn Amazon lässt nun auch Produkte für sein Prime-Programm zu, wenn sie aus den Logistikzentren von den Händlern selbst verschickt werden. Bisher mussten Händler ihre Produkte von einem Amazon-Logistikzentrum in Zuge des Fulfillment-by-Amazon-Programms verschicken lassen, um für Prime zugelassen zu sein.

Amazon Hardware – Die Kindle-Familie wächst und Echo wird noch intelligenter

Zu guter Letzt gab es natürlich auch Bewegung im Bereich Hardware. So hat Amazon den Deutschland-Start von Amazon „FreeTime Unlimited“ und dem Kinde-Tablet Fire HD Kids Edition bekanntgegeben. Kinder können so für weniger als sechs Euro im Monat unbegrenzt auf für ihr Alter zugeschnittene Inhalte zugreifen – allerdings nur auf einem Amazon-Gerät. Für die großen E-Book-Fans hat Amazon seinen Kindle Paperwhite einer Kur unterzogen, wodurch der E-Book-Reader mit neuem Feature und noch besserer Auflösung punkten kann.

Neben der Kindle-Familie setzt Amazon auch zunehmend auf seinen Lautsprecher Echo. Die kleine Dose, die mit der Stimme gesteuert wird und über verschiedene Funktionen verfügt, ist jetzt in den USA für alle vorbestellbar. Das Hirn hinter Echo ist eine Art künstliche Intelligenz, die Amazon Alexa getauft hat. Sie ist in der Cloud gebaut und soll fortwährend dazulernen. Entsprechend spannend war die Meldung, dass Amazon in die Weiterentwicklung mit rund 100 Millionen US-Dollar fördern will. Entwickler sind dazu aufgerufen, Amazon Echo mit anderer Hardware wie zum Beispiel Autos oder TV-Geräten zu verbinden.