Das bereits seit drei Jahren laufende Projekt trägt den Namen „Ratatouille“.

Fast überall auf der Welt kann sich Amazon zu den beliebtesten Online-Shops zählen. Fast – denn ein mittelgroßes Land in Europa leistet Widerstand. Die Rede ist von Frankreich. Um seinem hiesigen Image-Problem entgegenzuwirken, arbeitet das Unternehmen bereits seit drei Jahren an einer groß angelegten Image-Kampagne unter dem Namen Projekt Ratatouille. Wie Bloomberg unter Berufung auf Insiderberichte schreibt, beinhaltet der Plan dabei TV-Werbungen, die Unterstützung französischer Händler sowie lokale Marktstudien.

Was läuft schief in Frankreich?

Amazon startete seine Geschäfte in Frankreich im Jahr 2000 und beschäftigt im Land knapp 200.000 Mitarbeitende. Alles in allem laufen die Geschäfte, doch der bahnbrechende Erfolg, den der Konzern in einigen Nachbarländern verbuchen konnte, blieb stets aus. Auch mit den Behörden gab es hin und wieder Auseinandersetzungen – sei es um steuerrechtliche Fragen, oder aber Sicherheitsbedingungen in Lagerhäusern während der Coronapandemie. 

Neben Protesten gegen geplante Logistik-Neubauten geriet das Unternehmen unter anderem auch in Verruf, als sich Ende 2021 Gerüchte verbreiteten, Amazon solle sich in eine geplante gesetzliche Buchpreisbindung eingemischt haben (siehe Infokasten). 

Die besagte Buchpreisbindung wurde jüngst final beschlossen und sieht vor, dass Lieferungen von Büchern mit zusätzlichen 3 Euro besteuert werden. Die Maßnahme soll den lokalen, stationären Buchhandel bestärken. Für Amazon werden damit wahrscheinlich nicht unwesentliche Umsatzeinbußen einhergehen. 

So will Amazon die Liebe der Franzosen gewinnen

Das Projekt Ratatouille soll jetzt helfen, die hiesigen Geschäfte „französischer“ zu machen und dadurch für mehr Anklang in der Bevölkerung zu sorgen. Inspiriert ist der Plan dabei durch eine Taktik, die McDonald’s bereits in den späten 90ern anwandte, um sich den Erfolg in Frankreich zu sichern. Die Fastfood-Kette arbeitete hierfür verstärkt mit lokalen Bauern zusammen und passte sein Menü an die französischen Geschmäcker an.

Ganz ähnlich macht es jetzt auch Amazon. So nahm das Unternehmen im März auf der beliebten Landwirtschaftsmesse Salon de L’agriculture in Paris als Aussteller teil. Am Stand durften lokale Anbieter ihre Produkte präsentieren, welche Amazon seit 2021 über einen speziellen Online-Shop in Frankreich vertreibt. Wie ein Insider Bloomberg verriet, sollen die Verkaufszahlen des Shops dabei eher zu wünschen übrig lassen – dennoch investiert Amazon viel Geld in dessen Marketing.

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Studien belegen wirtschaftliche Relevanz von Amazon

Neben Marketingauftritten auf Messen sollen auch Werbekampagnen im TV geschaltet werden, um die Gunst der Franzosen zu gewinnen. Ein weiteres mediales Mittel ist zudem der Umstand, dass Amazon sich bereits 2021 die Ausstrahlungsrechte für fast alle großen französischen Fußballspiele sichern konnte. 

Um sich darüber hinaus als wichtigen Bestandteil der Wirtschaft zu beweisen, gab das Unternehmen diverse Marktstudien in Auftrag. In einer Studie, welche die Unternehmensberatung Roland Berger durchführte, bestätigten 84 Prozent der Ladenbesitzer aus Nordfrankreich, dass die Eröffnung eines nahegelegenen neuen Amazon-Lagerhauses keinen relevanten Einfluss auf ihre Geschäfte haben würde.

In einer Studie des französischen Meinungsforschungsinstituts Ifop haben acht von zehn Amazon-Angestellten gesagt, die Arbeit beim Unternehmen weiterempfehlen zu können. Ob die Studien und Marketingmaßnahmen weiterhelfen können, um den großen Durchbruch in Frankreich noch zu erlangen, bleibt abzuwarten. Auch ob der Projektname eine gute Wahl war, ist fragwürdig: Er geht zurück auf einen Animationsfilm, in dem eine Ratte versucht, als Koch in einem Restaurant in Paris durchzustarten.

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