Eine führende Ex-Mitarbeiterin von Amazon hatte den Konzern um Millionen gebracht. Nun wurde sie verurteilt.
Um satte 9,4 Millionen Dollar hat eine ehemalige Amazon-Managerin den Konzern betrogen. Dabei entwickelte sie ein komplexes Betrugssystem, nutzte ihre Stellung als Führungskraft aus, warb andere Amazon-Angestellte für die kriminellen Machenschaften an und fälschte darüber hinaus noch offizielle Gerichtsdokumente, um weitere Straftaten begehen zu können, als sie zwischenzeitlich auf Kaution freigelassen wurde.
Nun wurde das Urteil gegen die Ex-Managerin, die als Drahtzieherin des Betrugs gilt, vor einem Gericht im US-Bundesstaat Georgia gesprochen: Es wurden lange Haftstrafen verhängt. Mit ihr wurden sechs weitere Personen angeklagt, die ebenfalls in die Betrugsmasche involviert gewesen sein sollen.
So lief der Betrug bei Amazon ab
Die 32-jährige Angeklagte arbeitete zwischen August 2020 und März 2022 als Betriebsleiterin in einem Amazon-Logistikzentrum in Smyrna, Georgia. In ihrer dortigen Führungsposition war sie sowohl befugt, neue Lieferanten zu genehmigen als auch die Bezahlung entsprechender Lieferantenrechnungen im Namen von Amazon abzunicken.
So gab sie „unwissenden Mitarbeitern gefälschte Verkäuferinformationen und bat sie, diese in das Verkäufersystem von Amazon einzugeben“, heißt es in einer Meldung der örtlichen Staatsanwaltschaft. Nachdem die Daten im System hinterlegt waren, wurden von der Angeklagten, aber auch von Mitangeklagten, gefälschte Rechnungen der unechten Händler über vermeintlich gelieferte Waren oder ausgeführte Dienstleistungen eingereicht.
Insgesamt soll die Angeklagte fiktive Rechnungen über mehr als 10 Millionen Dollar an Amazon gestellt und sich auf diesem Weg rund 9,4 Millionen Dollar erschlichen haben.
Angeklagte rekrutierte weitere Personen für den Betrug
Um das Betrugssystem effizient zu betreiben, rekrutierte die Angeklagte offenbar weitere Mitarbeitende von Amazon, darunter etwa einen Kollegen aus dem Bereich Schadensprävention oder auch eine Angestellte aus der Personalabteilung. Beide sollen Namen und Sozialversicherungsnummern geliefert haben, mit denen die Angeklagte weitere gefälschte Händlerkonten erstellte.
Eine andere Komplizin der Angeklagten habe ein eigenes Lieferunternehmen besessen, über das ebenfalls gefälschte Rechnungen in Millionenhöhe bei Amazon eingereicht worden seien. Von den erschlichenen Einnahmen sollen die beiden neben teuren Immobilien beispielsweise auch Luxusautos von Lamborghini, Dodge, Tesla und Porsche gekauft haben.
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Weitere Straftaten nach Freilassung auf Kaution
Nachdem die Angeklagte bereits verdächtigt und vorübergehend inhaftiert wurde, kam sie auf Kaution frei. „Sie beging dann neue Straftaten, während sie auf Kaution freigelassen wurde, und erstellte sogar ein gefälschtes Entlassungsdokument, das angeblich vom Gericht stammte und die gefälschte Unterschrift des obersten US-Bezirksrichters enthielt. Alles zu dem Zweck, ein Franchise-Unternehmen über den Status ihrer Strafanzeige in die Irre zu führen“, schreibt die Staatsanwaltschaft zu dem Fall weiter.
Konkret hatte die Angeklagte vor, während ihrer Freiheit auf Kaution als Franchise-Unternehmerin eine Shisha-Bar in Atlanta zu eröffnen. Als der Franchisegeber vor Vertragsschluss von den Betrugsvorwürfen gegen die Angeklagte erfuhr, behauptete diese, dass alle strafrechtlichen Vorwürfe gegen sie fallengelassen wurden. Als vermeintliche Beweise schickte sie dem Unternehmen gefälschte Gerichtsdokumente inklusive gefälschter Unterschriften und Siegel sowie gefälschte Bankauszüge und persönliche Finanzberichte.
Gericht verhängt Haft- und Geldstrafe
Das Gericht verurteilte die Angeklagte, die sich schuldig bekannte, nun zu einer 16-jährigen Gefängnisstrafe sowie einer dreijährigen Phase, in der sie zwar auf freien Fuß kommt, allerdings überwacht wird. Außerdem muss die ehemalige Amazon-Managerin eine Entschädigung in Höhe von 9,4 Millionen Dollar an ihren ehemaligen Arbeitgeber zahlen. Mehr als 2,7 Millionen Dollar seien bereits beschlagnahmt worden. Die Höhe der Strafe trage nicht nur dem Ausmaß ihres Betrugs Rechnung, sondern solle auch ein Zeichen zum Schutz der Integrität der US-Gerichte sowie des amerikanischen Justizsystems dienen.
„Diese Person hat einem Unternehmen, bei dem sie angestellt war, Millionen gestohlen und damit nicht nur dessen Vertrauen, sondern auch die Finanzsysteme unserer Nation ausgenutzt. Dank der harten Arbeit unserer Partner in der US-Staatsanwaltschaft spiegelt ihre Verurteilung die Schwere ihrer Verbrechen wider und sendet die Botschaft, dass diese Art von betrügerischen Aktivitäten nicht toleriert wird“, kommentierte der verantwortliche Special Agent vom Secret Service, Steven R. Baisel.
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