Amazon: „Größte Gebührenerhöhung aller Zeiten“ kommt etwas später

Veröffentlicht: 04.03.2025
imgAktualisierung: 04.03.2025
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 2 Min.
04.03.2025
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ca. 2 Min.
Paket des Online-Marktplatzes Amazon liegt auf einem Tisch
ifeelstock / Depositphotos.com
Für sein Fulfillment-Programm hatte Amazon empfindliche Änderungen angekündigt. Der Start wurde nun nach hinten verschoben.


Für Händlerinnen und Händler, die Amazons Fulfillment-Service FBA nutzen, sollte der 10. März 2025 ein wichtiges Datum werden. Dann nämlich wollte Amazon umfangreiche Änderungen in Kraft setzen, die die Erstattung bei verlorenen und beschädigten Waren betreffen. Nun allerdings hat Amazon angekündigt, dass sich der Start der neuen „Versand durch Amazon“-Richtlinie verschiebt. Und zwar auf den 31. März 2025.

Dass der Konzern den Start der Anpassungen nach hinten verlagert, begründet er mit dem Ziel, Sellern mehr Zeit einzuräumen, um die eigenen Kosten zu verwalten. Diese können im Portal „Beschädigter Lagerbestand und Rückerstattung“ über die Seite „Beschaffungskosten verwalten“ überwacht werden.

Amazon kürzt Erstattungen – neue Berechnungsgrundlage

Die anstehenden Änderungen im FBA-Programm gehen mit empfindlichen Einschnitten einher: Produkte, die vor einer Bestellung im Lager beschädigt werden oder verloren gehen, werden künftig nicht mehr vollständig – das heißt in Höhe des vollen Verkaufswertes – erstattet. Stattdessen zahlt Amazon nur noch die Kosten auf Grundlage der Produktherstellungskosten zurück. 

Die Herstellungskosten ergeben sich aus jenen Kosten, die der Händler oder die Händlerin trägt, um den betroffenen Artikel im Großhandel, beim Hersteller oder Wiederverkäufer zu beschaffen oder um diesen zu produzieren, wenn er selbst als Hersteller aktiv ist. Andere Kosten wie beispielsweise Gebühren für Versand und Zoll, Abwicklung etc. sind nicht inkludiert. Wie hoch diese sind, wird Amazon auf Basis ähnlicher Produkte schätzen. Auch haben Seller die Möglichkeit, die tatsächlichen Herstellungskosten direkt zu hinterlegen.

Änderung als massive Gebührenerhöhung

In der Branche waren die Änderungen mit großer Sorge aufgenommen worden: „Das ist wahrscheinlich die größte Gebührenerhöhung aller Zeiten, denn Verlustschäden sind etwas, das bei jedem Konto ständig vorkommt. Das ist unvermeidlich“, kommentierte damals etwa Joel MacPherson, Mitbegründer von TrueOps, die sich auf Erstattungsansprüche bei Amazon spezialisiert haben.

Händlerinnen und Händler müssen sich im Zuge der Änderungen also unter Umständen auf erhebliche finanzielle Auswirkungen einstellen. Dies dürfte insbesondere jene Seller betreffen, die Produkte vertreiben, die in der Herstellung günstig und im Verkauf höherpreisig sind. Aber auch Unternehmen mit schadensanfälligen Angeboten bzw. zerbrechlichen Produkten dürfte die Richtlinienanpassung treffen. Es stehe zu befürchten, dass dadurch die Rentabilität solcher Geschäftsmodelle bedeutend beeinträchtigt werden könne.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 04.03.2025
img Letzte Aktualisierung: 04.03.2025
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

KOMMENTARE
6 Kommentare
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Varth Dader
05.03.2025

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"Wie hoch diese sind, wird Amazon auf Basis ähnlicher Produkte schätzen. Auch haben Seller die Möglichkeit, die tatsächlichen Herstellungskosten direkt zu hinterlegen." Ein Schelm, wer zur Überlegung kommt, dass Amazon eure EKs wissen möchte :D
cf
06.03.2025
Und wenn denen der EK zu hoch für die Erstattung ist, dann wird der Preis anhand eines "vergleichbaren" China-Produkts geschätzt :-)
Robert
04.03.2025

Antworten

Eines muss man Amazon wirklich lassen - Sie wissen wie man noch mehr Geld in den Gewinntopf spült. Ich persönlich finde die Herangehensweise nicht korrekt. Wenn meine Waren durch Amazon beschädigt werden, will ich meine Kosten ersetzt haben und nicht irgendwelche Durchschnittskosten die Amazon zu seinen Gunsten ermittelt hat. Es reicht schon, dass man nur einen Teil der Beträge bei Schäden durch Paketdienste oder Speditionen erhält. Jetzt noch Amazon, da ist man als Händler irgendwann dazu gezwungen seine Preise drastisch zu erhöhen um diese Kosten wieder auszugleichen. Scheint ja so gewollt zu sein.
cf
04.03.2025

Antworten

Die Milliardengewinne aus dem letzten Jahr waren aber auch echt wenig. Da muss amazon schon noch etwas mehr verdienen.... Mich wundert es langsam, dass noch so viele Händler auf amazon aktiv sind und sich von denen quälen lassen. Wenn alle aussteigen würden, dann hätte amazon doch seine "china-only" Plattform. Aber ob die Kunden das so gut fänden? Die "Macht" liegt eigentlich bei den Händlern, aber dafür müssten sie sich mal zusammenschließen um Druck ausüben zu können....
Markus
05.03.2025
Viele Händler können es sich schlicht nicht leisten, auf den Vertriebskanal zu verzichten. Wenn 40% der Kunden ihre Produktrecherche auf Amazon starten, ist dieser Marktanteil verloren. Zudem sind die Alternativen ebenfalls teuer - bei ebay z.B. mittlerweile sogar durch den Quasi-Werbezwang höher als bei Amazon. Wenn "nur" das Fulfillment betroffen ist, kann man sich ja auch nach anderen Dienstleistern umsehen oder es einfach selbst machen.
cf
06.03.2025
Hm, ich frage mich was passieren würde, wenn amazon von heute auf morgen den Dienst einstellt. Würde das dann bedeuten, dass die genannten "vielen Händler" alle pleite sind? Zudem müssten ja alle Händler gleichzeitig ihre Artikel mal für ein paar Tage in amazon deaktivieren - quasi wie ein Streik :-) Dann finden die 40% der Kunden die Ware nicht mehr und suchen halt woanders... Die Abhängigkeit der Menschen wächst proportional zur Hilfe, die sie in Anspruch nehmen. (Claudio Michele Mancini)