Es wurde schon frühzeitig gemahnt, nun sind die Befürchtungen eingetroffen: Bei Amazon herrschen derzeit akute Engpässe in der Logistik. Der Konzern hat seine Händlerinnen und Händler darüber informiert, dass es aktuell zu Beeinträchtigungen bei der Annahme von Waren kommt. 

In einer Meldung im SellerCentral heißt es dazu recht nüchtern: „Es kann zu Verzögerungen beim Einbuchen Ihres Lagerbestands kommen.“ Die Kapazitätsengpässe betreffen dabei nicht nur Logistikzentren in Deutschland, sondern viele weitere kontinentale Standorte. Konkret nennt Amazon auch Zentren in Italien, Frankreich und Spanien sowie der Tschechischen Republik und Polen.

Amazon hatte mögliche Engpässe schon früh angekündigt

„Wenn wir Ihre Sendung nicht entgegennehmen können, vereinbaren wir direkt mit Ihrem Transportdienst den nächsten verfügbaren Termin“, erklärt Amazon weiter. Der Status von Sendungen könne im Versandmenü geprüft und nachverfolgt werden. Und: „Wir wissen, wie wichtig der Wareneingang Ihres Lagerbestands für die Weihnachtszeit ist, und arbeiten daran, diese Kapazitätsengpässe so schnell wie möglich zu beheben.“

Für den Online-Riesen kommen die Engpässe nicht überraschend. Bereits im Sommer hatte Amazon seine Händlerinnen und Händler auf Einschränkungen in der weihnachtlichen Saison vorbereitet. Im Juli riet das Unternehmen seinen Marktplatz-Partnern, Lagerbestände bereits frühzeitig, also in den Monaten August und September, an die Logistikzentren zu senden. In den Monaten November und Dezember liege der Fokus nicht auf dem Wareneingang, sondern auf der Bearbeitung von Kundenbestellungen, hieß es damals.

DHL und Amazon arbeiten an Lösung des Problems

Auch DHL weiß um die weihnachtlichen Schwierigkeiten und hat Geschäftskundinnen und -kunden bereits informiert. In den vergangenen Wochen habe der Logistiker Sendungen an Amazons Fulfillment Center nicht zustellen können, da „die Zustellung an allen Standorten aufgrund der vorübergehenden Aussetzung der Amazon Inbound-Prozesse derzeit nicht möglich ist“, heißt es in einer DHL-Nachricht, die in der Facebook-Gruppe Multichannel Rockstars geteilt wurde. 

Aus diesem Grund müsse die Zustellung an alle Amazon Fulfillment-Standorte „bis auf Weiteres“ gestoppt werden. Betroffene Sendungen, die an Amazon adressiert waren, schickt DHL an den Absender zurück.

Tatenlos bleiben DHL und Amazon ob der Probleme indes nicht: Laut DHL werden aktuell gemeinsam mit Amazon Optionen geprüft, wie sich die Engpässe und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft beheben lassen. Als zusätzliche Hürde für eine potenzielle Lösung könnten sich die anstehenden Streiks im Hause Amazon gestalten. Die Gewerkschaft Verdi hat für den Black Friday Proteste und Arbeitsniederlegungen angekündigt und will in diesem Rahmen für bessere Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag kämpfen.

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