Logistik-Offensive: Amazon baut taggleiche Lieferung aus

Veröffentlicht: 08.05.2025
imgAktualisierung: 08.05.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
08.05.2025
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ca. 2 Min.
Amazon-Paket in Nahaufnahme
Tina Plewinski
Amazon will die Lieferung noch am selben Tag stark ausbauen. Die Konkurrenz im Logistiksektor hat das Konzept längst beerdigt.


Amazon hat angekündigt, die taggleiche Lieferung (Same Day Delivery) massiv auszubauen. Rocco Bräuniger, Country Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sagte am Mittwoch in Dortmund: „Wir arbeiten daran, die Lieferung am selben Tag noch weiter auszubauen und die Bestellannahmezeiten zu verlängern.“

Die taggleiche Lieferung soll in den kommenden zwölf Monaten an 20 neuen Standorten in Europa eingeführt werden, u. a. in Augsburg, Metz und Bergamo, so das Handelsblatt. Dies soll konkret für Lebensmittel und Kosmetikware sowie generell Artikel des täglichen Bedarfs gelten. Die Idee ist offenbar: Wer noch etwas vom Supermarkt oder aus der Drogerie benötigt, kann es auch bei Amazon bestellen und bekommt es wenige Stunden später geliefert.

Ultrakurze Lieferzeit

Amazon will Same Day Delivery nicht nur ausweiten, sondern auch optimieren. Mit der Verlängerung der „Bestellannahmezeiten“ meint Bräuniger Folgendes: In ausgewählten Regionen können Kund:innen bis 18:15 Uhr bestellen und erhalten die Ware noch am selben Abend. Per KI werde festgelegt, was besonders dringend benötigt werde und daraufhin werden die Produkte für die „Schnellliefergebiete“ festgelegt.

Das Konzept wird bereits in Madrid getestet, noch im Mai soll ein entsprechendes Logistikzentrum in London den Betrieb aufnehmen. 2025 sollen Berlin und München dazukommen. Im kommenden Jahr will Amazon diese Lieferoption in 15 Standorten europaweit anbieten.

Hoher Kostendruck – aber kaum Nachfrage?

Das Vertrauen von Amazon in Same Day Delivery ist groß. Die Nachfrage wachse deutlich, im ersten Quartal habe man mehr als 20 Millionen Alltagsartikel in Europa am gleichen Tag ausgeliefert – 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Logistikkonkurrenz sieht das anders. Hermes stellte die taggleiche Lieferung Ende 2020 ein, weil die Kundschaft kaum bereit sei, mehr Geld für die superschnelle Zustellung zu zahlen. DHL und DPD stellten das Angebot sogar schon 2019 ein.

Vorteil Amazon: Für Prime-Kunden ist Same Day Delivery kostenlos. Es bleibt aber die Frage, wie lange sich Amazon das Konzept leisten will. Denn bis heute verdient Amazon mit seinen Zustelldiensten in Deutschland kein Geld. Das Geschäft werde weitgehend durch Gewinne der Cloudsparte AWS finanziert. Um im Logistiksektor Kosten einzusparen, will Amazon bis Ende 2025 Verpackungen verkleinern, indem auf maßgeschneiderte Papiertüten gesetzt wird, die bis zu 90 Prozent leichter seien als ähnlich große Kartons.

Veröffentlicht: 08.05.2025
img Letzte Aktualisierung: 08.05.2025
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Christoph Pech

Christoph Pech

Experte für Digital Tech

KOMMENTARE
2 Kommentare
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NoPrimeDay
11.05.2025

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Weil schon die normale Lieferung "am nächsten Werktag" seit längerem icht mehr die Regel ist, habe ich schon lange kein regelmäßiges Prime - Abo (was auch mit dem unsäglichen Werbeaufschlag zu tun hat). Die Angestellten sind jetzt, wo die Lieferung bereits 2, 3 oder mehr Tage dauert, überfordert - wie soll das erst werden, wenn die Pakete am gleichen Tag ausgeliefert werden "müssen"? Praktisch finde ich den Dienst nur, wenn etwas kaputt geht und dringend ersetzt werden muss.
cf
09.05.2025

Antworten

Ist schon irgendwie lustig - amazon versucht immer schneller zu liefern während DHL seine Zustellzeiten immer weiter verlängert. Eine tolle Kombination für alle die einen eigenen Shop betreiben (Ironie). Irgendwann bestellt niemand mehr in kleineren Shops wenn alleine DHL demnächst eine Woche für die Zustellung braucht und amazon am gleichen Tag liefert. Fehlt nur noch, dass die China-Plattformen auch noch same-day liefern. Dann können alle anderen schließen und ALG beantragen - oh Moment, dann ist aber keiner mehr da der in das Sozialsystem einzahlt, bis auf die Mindestlohn-Mitarbeitenden der wenigen Großkonzerne.