Paketboten als Lebensretter: Amazon setzt Fahrer als Rettungskräfte ein

Veröffentlicht: 14.04.2025
imgAktualisierung: 14.04.2025
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 2 Min.
14.04.2025
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ca. 2 Min.
Amazon-Paketbote bei der Auslieferung von Sendungen
info.cineberg.com / Depositphotos.com
Könnten Paketboten von Amazon in Notfällen wichtige Hilfe leisten und Menschenleben retten? Ein Test in Europa soll Möglichkeiten aufzeigen.


Wenn Menschen einen Herzstillstand erleiden, kommt es auf jede Minute an – und genau hier möchte Amazon offenbar mit einer neuen Idee ansetzen. Der Konzern hat vor einiger Zeit ein Pilotprojekt gestartet, bei dem es darum geht, dass die hauseigenen Paketbotinnen und -boten im Ernstfall womöglich schneller bei Notfällen sind als die eigentlichen Rettungskräfte. 

Konkret geht es dabei um Betroffene, deren Herzrhythmus gestört ist: Mithilfe von Defibrillatoren sollen Amazon-Mitarbeitende den Betroffenen in solchen Fällen Stromstöße versetzen, um die Herzaktivität wieder zu normalisieren. Ein entsprechender Test sei bereits im November 2023 in Europa gestartet worden, schreibt das Handelsblatt mit Verweis auf einen Bloomberg-Bericht. Erprobt wurde das Projekt demnach schon in Amsterdam (Niederlande), Bologna (Italien) und London (UK).

Amazon-Boten meist langsamer als echte Rettungskräfte

Mehr als 100 freiwillige Fahrerinnen und Fahrer haben in Vorbereitung auf ihren Einsatz an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen, wobei sie auch in der Bedienung von Defibrillatoren unterrichtet wurden. Das Projekt namens „Project Pulse“ stütze sich technisch auf automatisierte externe Defibrillatoren (AEDs), die gezielt auf eine einfache Handhabung ausgerichtet sind. Elektroden-Pads werden dabei auf die Brust betroffener Patientinnen und Patienten geklebt. Das Gerät sei dann in der Lage, zu analysieren, ob ein Stromstoß erforderlich sei oder nicht.

Um zu erfahren, wo Menschen gerade Hilfe benötigen, wurden die Amazon-Botinnen und -Boten mit einer App ausgestattet, über die sich entsprechende Alarmmeldungen einsehen lassen. In den Tests konnten sich die Amazon-Teams in Sachen Geschwindigkeit aber in der Regel offenbar nicht gegen das eigentliche Fachpersonal durchsetzen: „Meist“ seien die echten Rettungskräfte schon eher vor Ort gewesen. Aktuell werden die Erfahrungen aus den Tests ausgewertet.

Amazon-Teams als Rettungskräfte – auch gut fürs Image

Das Engagement von Amazon, in Notfällen zu helfen, ist dabei nicht auf die genannten Standorte in den Niederlanden, Italien und dem Vereinigten Königreich geschränkt. Auch in Paris gebe es den Berichten zufolge zahlreiche Amazon-Fahrerinnen und -Fahrer, die eine Ersthelfer-App nutzen. Dort komme beispielsweise in Dutzenden Fällen die App „Staying Alive“ zum Einsatz.

Unterlagen zum Projekt hätten nicht nur über Potenziale der Aktion Auskunft gegeben, sondern auf einen möglichen Imagegewinn hingewiesen, von dem Amazon profitieren könne. So könne womöglich Kritik an der Verkehrsbelastung, der Umweltverschmutzung oder auch der gestiegenen Unfallgefahr entgegengewirkt werden, die vermeintlich durch die zahlreichen Amazon-Zustellerinnen und -Zusteller entstehe. Darüber hinaus bestehe wohl die Hoffnung, dass sich das Projekt positiv auf die Teams von Amazon, speziell die Bindung der Fahrerinnen und Fahrer an den Konzern, auswirke.

Nach hauseigenen Schätzungen würde es Amazon im ersten Jahr rund 17 Millionen Dollar kosten, einen Anteil von 15 Prozent der Zustellerinnen und Zusteller im eigenen Netzwerk mit entsprechendem Erste-Hilfe-Equipment auszurüsten.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 14.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 14.04.2025
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

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1 Kommentare
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cf
15.04.2025

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Meinung: Ich finde es grundsätzlich eine tolle Idee, aber was den Datenschutz - hier sogar die Kategorie "besondere personenbezogene Daten" (Gesundheitsdaten) - angeht, bin ich mir nicht sicher, was amazon damit wohl anstellt. Wie immer ein zweischneidiges Schwert. Wem das Leben gerettet wird, dem wird es in diesem Moment wohl egal sein, aber was passiert danach mit den Daten?