Amazon führt eine Mindestverkaufsgebühr von 0,30 Euro ein. Damit schlägt das Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe.
Für viele Kunden ist es ein besonderer Reiz, Billigprodukte direkt aus China zu kaufen. Der mobile Marktplatz Wish ist damit groß geworden, eben solche Angebote vermehrt zu schalten. Auch auf anderen Marktplätzen sorgen günstige Angebote für einen besonderen Reiz und sowohl Amazon als auch Ebay haben gesonderte Plattformen beziehungsweise Kategorien geschaffen, die durch einen inspirierenden Aufbau und günstige Preise diese Kunden ansprechen sollen.
Mindestverkaufsgebühr gegen Niedrigpreis-Artikel
Doch Amazon reagiert nun auf den Trend günstiger Produkte: Das Unternehmen hat in seiner jüngsten Anpassung der Gebührenstruktur erklärt, eine Mindestverkaufsgebühr von 0,30 Euro pro verkauftem Artikel einzuführen. Ausgenommen sind lediglich Produkte in den Kategorien Lebensmittel und Medien. Damit hat Amazon effektiv Artikeln im Niedrigpreis-Segment den Kampf angesagt: Bei 15 Prozent Verkaufsgebühr würden sich Artikelpreise unter zwei Euro nicht lohnen. Bei 5 Prozent Verkaufsgebühr lohnen sich nur Artikelpreise von mindestens sechs Euro, um keine vergleichsweise „überhöhte“ Gebühr zahlen zu müssen.
Gleichzeitig stellt Amazon sicher, dass beim Verkauf von niedrigpreisigen Artikeln noch ein gewisses Maß an Provision reinkommt. Auch das ist eine Reaktion des Unternehmens auf den Trend, billige Produkte bei Wish etc. zu kaufen. Amazon will offenbar sicherstellen, dass die Einnahmen auch dann noch stimmen, wenn vermehrt günstige Produkte verkauft werden.
Droht ein neuer Preiskampf?
Amazon will aber offenbar auch die Händler entlasten, die günstigere Produkte anbieten. In den Kategorien Lebensmittel (außer Bier, Wein & Spirituosen), Beauty, Drogerie & Körperpflege sowie Babyprodukte (ausgenommen Babykleidung) senkt das Unternehmen die Provision von 15 auf 8 Prozent, wenn das Produkt einen Gesamtverkaufspreis (also Produktpreis + Versandkosten) von maximal 10 Euro hat. Gerade in diesen Kategorien lassen sich Kunden aber schnell inspirieren und zu Impulskäufen verleiten. Hier scheint Amazon den Trend der günstigeren Produkte fördern zu wollen – verramscht werden sollen die Produkte aber offenbar doch nicht. Damit wagt das Unternehmen einen empfindlichen Spagat.
Händler fürchten unterdessen, dass die neue Gebührenstruktur einige Mitbewerber nun dazu verleiten könnte, ihre Preise ein wenig zu senken, um Gebühren zu sparen. Damit könnte ein neuer Preiskampf entstehen, so die Befürchtung. Aber gehen wir einmal davon aus, ein Händler würde ein Produkt mit einem Gesamtpreis von 12 Euro verkaufen – dann würde er 1,80 Euro Gebühren zahlen. Um in die niedrigere Gebührenklasse zu kommen, müsste der Händler den Produktpreis um zwei Euro senken – und würde damit nur einen Euro Gebühren sparen. Lohnen würde sich dieser Schritt also nicht.
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