Wer auf dem Marktplatz von Amazon erfolgreich handeln will, der muss sich gegen eine große Schar an Konkurrenten durchsetzen. Doch wie kann das gelingen und worauf kommt es wirklich an? Welche Aspekte vernachlässigen Händler häufig und welchen Nutzen bringen Anzeigen bei Amazon? – Diese und weitere Fragen beantwortet Branchenexperte und Sellics-Gründer Franz Jordan im Interview. Dabei verrät er auch, warum mehr manchmal einfach mehr ist.
Amazon Watchblog: Wo liegt der grundlegende Unterschied zwischen Google SEO und Amazon SEO?
Franz Jordan: Ein wichtiger Unterschied aus Perspektive der Plattform liegt darin, dass sich der Amazon Suchalgorithmus nur auf Produktkäufe als Ziel konzentriert. Dieses Ziel hat nicht nur Amazon – sondern auch die Marken, Händler und Kunden auf Amazon. Der Amazon-Algorithmus hat also einen viel stärkeren Fokus als der Google Suchalgorithmus, der mit einer Vielzahl verschiedener Suchabsichten und Ziele konfrontiert ist.
Darüber hinaus findet bei Amazon die gesamte Reise des Kunden von der Suche bis hin zum Kauf auf derselben Plattform statt, denn immer mehr Kunden beginnen die Produktsuche direkt auf Amazon. Damit kann Amazon die Suche viel besser aus einer Gesamtperspektive optimieren, die alle Touchpoints des Suchenden berücksichtigt.
Diese beiden Kernunterschiede bringen außerdem einen sehr wichtigen weiteren Unterschied für Marken und Agenturen mit sich: SEO ist auf Amazon viel enger verknüpft mit anderen Geschäftsbereichen und Marketingaktivitäten als bei Google. Das gilt insbesondere für Advertising. Es gibt zahlreiche Synergien zwischen SEO und Advertising auf Amazon. Aktivitäten im einen Bereich beeinflussen immer auch den anderen. Nur Marken und Agenturen, die hier einen holistischen Ansatz verfolgen, können das volle Wachstumspotenzial durch SEO und Advertising ausschöpfen.
Produktbilder werden oft außer Acht gelassen
Produktbilder, Titel und Bulletpoints gehören zu den wichtigsten Ansatzpunkten, um die eigenen Produktseiten bei Amazon aufzurüsten. Gibt es SEO- und SEA-Aspekte, die Händler immer wieder irrtümlich vernachlässigen?
Einer der wichtigsten Punkte ist, dass die Elemente, die der Kunde auf der Produktseite sieht, wirklich auf Inhalte und damit auch auf Conversion Rates optimiert werden sollten. Also zum Beispiel die Aufzählungszeichen. Diese Elemente mit Keywords vollzustopfen, bringt schon länger nichts mehr. Das haben wir unter anderen durch unsere Algorithmus-Experimente gezeigt. Content ist King gilt hier auch auf Amazon. Keywords können dagegen zum Großteil unsichtbar im Amazon Backend untergebracht werden.
Beim Thema Content werden gerade Produktbilder häufiger vernachlässigt, obwohl sie entscheidend für die Conversion Rate sind. Professionelle, hochauflösende Bilder, die verschiedene Aspekte von Nutzen, Lifestyle, Verwendung oder andere wichtige Details zeigen, können einen großen Unterschied machen und wichtige Informationen für eine informierte Kaufentscheidung liefern.
Auch bei Produktmerkmalen gilt: Mehr ist mehr. Hierfür gibt es im Backend von Amazon eine Vielzahl von Feldern, von allgemeinen Merkmalen wie Material hin zu sehr speziellen wie dem Volumen von Gefrierfächern für Kühlschränke. Marken und Agenturen sollten bei der SEO Produktoptimierung sicherstellen, dass sie hier so viele Informationen wie möglich bereitstellen. Denn Kunden können diese Daten für verschiedene Filter in der Amazon Suche nutzen. Wenn ein Produkt bei einem Feld für den Filter keine Angaben enthält, taucht es in den Suchergebnissen auch nicht mehr auf, sobald der Kunde den Filter nutzt.
Diese Vorteile bietet A+-Content
Seit dem Sommer 2019 können nicht nur Vendoren, sondern auch Amazon-Händler A+-Content nutzen. Haben A+-Content-Nutzer entscheidende Vorteile?
A+-Content wurde vorher auch Enhanced Brand Content oder EBC genannt. Dieser ermöglicht es den bei Amazon registrierten Marken, erweiterte Beschreibungen auf ihren Produktseiten zu erstellen. Dort können sie Bilder, Texte und Produktvergleichstabellen direkt miteinander kombinieren. Dadurch können Marken ihr Produkt oder Produktsortiment viel ansprechender präsentieren und die Geschichte ihrer Marke erzählen.
Generell wird eine gute Markendarstellung auf Amazon immer wichtiger: Viele Kunden entdecken eine neue Marke zuerst auf Amazon. Und selbst wenn die Marke schon bekannt ist, liegt aufgrund der Reichweite der Plattform in vielen Fällen ein großer Teil der Berührungspunkte mit der Marke auf Amazon.
A+-Content kann also Vorteile für die Conversion Rate der Produkte, aber auch die Markenbekanntheit, Retourenrate oder Advertising-Effizienz haben. Es lohnt sich daher für Marken, A+-Content auszuprobieren und im Rahmen von A/B-Tests die potenziellen Vorteile zu evaluieren.
Amazon hat niedrigere Klickpreise als Google
Suchmaschinenwerbung auf Amazon – ist das nur etwas für Profis oder auch für kleinere Händler mit weniger Erfahrung?
Es war noch nie so einfach wie heutzutage, mit relativ wenig Aufwand über große Marktplätze eigene Produkte zu verkaufen. Besonders aber für kleine Verkäufer oder Marken ist es eine große Hürde, überhaupt gesehen zu werden – und gezielte Werbung verhilft zu mehr Sichtbarkeit. Wie der Name bereits sagt, zahlen Verkäufer bei Pay-per-click-Kampagnen wie ,Gesponserte Produkte‘ nur Werbung, auf die potenzielle Kunden auch tatsächlich klicken.
Gerade für kleine Händler hat das große Vorteile: Sie bestimmen den Umfang des Budgets und können sehr kontrolliert vorgehen. Der Einstieg ist damit also relativ einfach. Händler und Marken sollten sich aber auch bewusst sein, dass das erfolgreiche Skalieren von Kampagnen Expertise und Team-Ressourcen oder alternativ eine leistungsfähige Softwarelösung zur Automatisierung erfordert.
Welche konkreten Erfolge können Händler mit Amazon SEA generieren? Zum Beispiel: Wie viel mehr Conversions können Händler in der Regel verzeichnen – und welcher Investitionsaufwand ist für messbaren Erfolg überhaupt notwendig?
Wie groß die zu erwartenden Umsatzsteigerungen oder die Advertising-Effizienz ist, lässt sich pauschal nur schwer sagen, denn hier spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, wie die Konkurrenz in der jeweiligen Branche, die zugrunde liegende Gewinnmarge des Produkts oder die Höhe des Verkaufspreises. Was sich aber sagen lässt ist: Erstens sind die Klickpreise auf Amazon noch deutlich niedriger als bei Google. Zweitens ist Amazon SEA für viele Marken definitiv einer der Hauptwachstumstreiber. Drittens kann die anfängliche Investition in Amazon SEA sehr gering angesetzt und dann kontrolliert hochskaliert werden.
Über Franz Jordan
Franz Jordan ist Gründer und CEO von Sellics, der weltweit führenden All-in-one-Software-Plattform für Marken und Agenturen auf Amazon. Das Unternehmen ist zudem der größte Amazon-Werbepartner und deckt mit seiner Technologie- und Beratungsexpertise als einziger Anbieter am Markt das komplette Amazon-Business von Anfang bis Ende ab. Die einfach zu bedienende Software ermöglicht es den Nutzern, ihre Rankings zu verbessern, Werbekampagnen zu steuern sowie Gewinne zu ermitteln.
In seinem Blog – einem der weltweit wichtigsten Info-Hubs zu diesem Thema – bietet Sellics Händlern und Marken zudem weitere Hilfestellung, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Zu den 4.000 Kunden in 30 Ländern zählen unter anderem Bosch, Brita, Mammut, Medion und WMF. (Bild: Franz Jordan / Sellics)
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