Der Lagerplatz in den FBA-Hallen ist begehrt und sollte maximal effizient genutzt werden.
Vergangene Woche kündigte Amazon zahlreiche Gebührenänderungen für den US-Marktplatz an, welche ab 2024 greifen sollen. Neben der bereits besprochenen Kostensenkung für günstige Bekleidungsartikel stehen daneben auch eine Stärkung des Amazon-eigenen Logistiknetzwerks sowie des Versands ohne zusätzliche Versandverpackung. Eine Neuerung, welche vor allem Seller mit Produkten, die einen geringen Absatz vorweisen, ein Dorn im Auge sein könnte, ist dagegen die neue „Low Inventory Fee“. Diese belegt die Einlagerung von niedrigen Warenbeständen mit einer zusätzlichen Gebühr.
Gebühr steht in Relation zu den Verkaufszahlen
Die neue Gebühr, welche laut der Unternehmensankündigung ab dem 1. April 2024 gilt, ist dabei nicht ganz so einfach zu kalkulieren. So steht die Höhe nicht nur in Relation zum Versandgewicht, sondern auch zu den Verkäufen der letzten vier Wochen. Betroffen sind dabei grundsätzlich erst einmal nur Waren in Standardgrößen in den drei Gewichtsklassen bis 454 Gramm (16 Unzen), bis 1,4 Kilogramm (3 Pfund) und bis 9,1 Kilogramm (20 Pfund).
Im günstigsten Fall bedeutet dies: Lagert man lediglich einen Bestand ein, welcher in Relation zum Verkauf der letzten vier Wochen für bis zu 28 Tage (vier Wochen) ausreichend ist, werden pro Verkauf zusätzlich 0,32 US-Dollar berechnet. Im teuersten Fall, wenn der Bestand lediglich für bis zu 14 Tage reicht, kommen pro Artikel 1,11 US-Dollar hinzu.
Gänzlich vermeiden lässt sich der Kostenfaktor also, wenn die Bestände stets den Bedarf der Verkäufe der letzten vier Wochen decken können. De facto werden damit jedoch Waren wie Saisonartikel schnell zum Sorgenkind. Amazon begründet die Einführung vor allem damit, dass niedrige Lagerbestände zu längeren Lieferzeiten führen können und damit insgesamt die Servicequalität mindern würden. Die konkrete Berechnungstabelle sowie ein FAQ stellt der Konzern auf einer Hilfeseite zur Verfügung.
Kommt die Gebühr auch auf deutsche Seller zu?
In den USA nutzt Amazon kein zentrales Logistiknetzwerk für das ganze Land, sondern setzt mittlerweile auf acht regionale Netzwerke: Nordost, Mittlere-Atlantikregion, der Mittlere Westen, Südosten, die Great-Lakes-Region, Nordosten, Südwesten sowie Texas. Auf diese Art und Weise können Kund:innen in den jeweiligen Regionen schneller beliefert werden. Für Seller, die am FBA-Programm teilnehmen, bedeutet dies jedoch auch die Belieferung von gleich acht zentralen Anlaufstellen.
Wenn in einem Lager nun der Bestand aufgebraucht ist, muss Amazon im Zweifelsfall auf eine Nachlieferung seitens des Sellers warten, oder aber eine Nachlieferung aus einem anderen Regionalstandort einholen. Ein Kostenfaktor, den das Unternehmen natürlich umgehen möchte.
In Anbetracht dieser Logistikstruktur macht die neue Gebühr für die USA durchaus Sinn. Eine Adaption für Deutschland oder den europäischen Markt lässt sich dennoch nicht ganz ausschließen. Schließlich ist auch hierzulande Lagerplatz wertvoll. Wenn sich durch die Gebühr erfolgreich ein höherer Umschlag erzielen lässt, wird Amazon die Methode sicherlich ausweiten wollen.
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Amazons Marktmacht ist ein Problem! In vielen Ländern haben die Kartellbehörden kräftig geschlafen und kommen jetzt aus der Nummer nicht mehr raus.
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dann muss Amazon "angeforderte" Ware zur Bestandsauffüll ung aber auch annehmen und den Anliefertermin nicht ständig verschieben, sodass die Paletten und die Ware gar nicht erst bis zum Amazonlager kommen und wochenlang beim Spediteur festhängen.
Korrekt angemeldete und abgeholte Sendungen nicht zur Anlieferung zu zulassen, dann aber womöglich Gebühren für zu geringen Lagerbestand verlangen, schafft Amazon bestimmt auch noch...
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