Tausende von Produktbewertungen auf Amazon können helfen, eine Kaufentscheidung zu fällen. Doch wer hat Zeit, diese alle zu lesen?

Trotz zahlreicher Kritik am Bewertungssystem nutzen weiterhin viele Kund:innen die Möglichkeit, sich vor einem Kauf über Vor- und Nachteile eines Produktes zu informieren. Doch angesichts oft vieler Tausender Einträge, weiß man oft gar nicht, wo man beginnen soll. Hier sollte ein durch Amazon im August vorgestelltes KI-Tool Abhilfe schaffen. Die KI fasst dabei den Konsens der Bewertungen in einigen kurzen Sätzen zusammen. Wie Bloomberg jetzt jedoch in einer Analyse jener Zusammenfassungen feststellte, werden dabei oft wenige Meinungen stärker betont, als dies in Masse eigentlich der Fall ist.

Schlechte Kritiken trotz geringer Faktenlage

Die Zusammenfassungen umreißen in wenigen Sätzen die wichtigsten Aspekte, welche sich in den einzelnen Bewertungen mit einer gewissen Häufigkeit wiederholen. Wie genau der Algorithmus dabei die Meinungen gewichtet, ist jedoch unklar. So stellte Bloomberg fest, dass beim Brettspiel „Brass Birmingham“ insgesamt 500 Bewertungen und ein Gesamtrating von 4,7 Sternen vorliegt. Eigentlich ein guter Schnitt. 

Dennoch betont die KI-Zusammenfassung, dass das Spiel benutzerunfreundlich sei. Ein Umstand, welcher in lediglich vier Einzel-Bewertungen geäußert wurde. Damit stellt die Zusammenfassung minimale Kritik als wesentlich größer dar, als sie eigentlich in den Einzelfällen geäußert wurde.

Doch die KI scheint nicht ausschließlich Kritik überzubetonen. Bei einem durch Bloomberg untersuchten Rucksack mit 21.315 Bewertungen und einer Gesamtwertung von 4,7 Sternen beschwerten sich über 900 Nutzer:innen über schlecht sitzende Gurte. Hier erwähnt die KI die Kritik wiederum überhaupt nicht.

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Sellern sind die Hände gebunden

Noch ist KI ein relativ neues Medium und jede neue Maschinerie muss zunächst mit Informationen gespeist werden, um sich daran weiterzuentwickeln. So könnte es sich bei der hier durch Amazon eingesetzten KI durchaus um Anfangsschwierigkeiten handeln, welche mit der Zeit nachlassen. Grundsätzlich wäre dies durchaus zu verkraften – wenn das Unternehmen den Sellern wenigstens ein Mittel an die Hand geben würde, um sich gegen schlecht formulierte Zusammenfassungen zur Wehr zu setzen.

Doch dem ist nicht so. So kommentierte ein Amazon-Sprecher gegenüber Bloomberg lediglich, dass Seller sich bei Fragen zu den Zusammenfassungen an den Seller Support wenden könnten. Viele Seller wissen, welch langwieriges Prozedere auf eine derartige Anfrage oft folgt. Statt mit dem Kundendienst abgespeist zu werden, wünschen sie stattdessen Mittel, um aktiv in die Zusammenfassungen eingreifen zu können, oder wenigstens zusätzliche Informationen, welche die Gewichtung der genannten Punkte transparenter gestalten. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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