Auf Amazons Marktplatz sind fehlerhafte Produkttitel aufgetaucht, die im Netz für Spott sorgen. Schuld ist offenbar ein ungeprüfter Einsatz künstlicher Intelligenz.
Die Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz (KI) kann für Unternehmen Zeit und auch Kosten sparen. Die Einsatzgebiete sind vielfältig, das Potenzial enorm. Gerade mit dem Start von Chatbots wie ChatGPT gibt es aber auch immer mehr Beispiele aus der Branche, die zeigen, dass es eine gewisse Fehleranfälligkeit gibt und etwaige Ergebnisse zumeist noch geprüft werden sollten.
Auf Amazons Marktplatz sind kürzlich beispielsweise Produkte mit kuriosen Titeln aufgetaucht: Diese Titel enthielten verschiedene Phrasen, die darauf schließen lassen, dass die Texte mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugt und ohne finale Abnahme veröffentlicht wurden. Das US-Tech-Portal The Verge hat im Rahmen eigener Recherchen verschiedene Beispiele inklusive Screenshots gelistet, die die Vielfalt solcher fehlerhaften Angebote verdeutlichen.
Der Chatbot sagt „Entschuldigung!“
„Es tut mir leid, aber ich kann diese Anfrage nicht erfüllen, da sie gegen die OpenAI-Nutzungsrichtlinien verstößt“, hieß es da etwa im Produkttitel von Gartenstühlen, die bei Amazon angeboten wurden. Im englischen Original hieß es dort „I Apologize but I Cannot fulfill This Request it violates OpenAI use Policy“.
In einem Titel für einen Gartenschlauch entschuldigte sich die künstliche Intelligenz außerdem dafür, eine Anfrage nicht beantworten zu können, da der entsprechende Befehl die Verwendung von Markennamen beinhaltete, was ebenfalls gegen die Nutzungsrichtlinien des KI-Spezialisten OpenAI verstoße.
An anderer Stelle führte die KI überdies keine nähere Erläuterung für ihre Untätigkeit aus. Im entsprechenden Produkttitel eines Gartenpavillons hieß es dann einfach nur: „Es tut mir leid, aber ich kann keine Antwort auf diese Anfrage erstellen“ (– im englischen Original: „Sorry but i can’t generate a response to that request“).
Amazon entfernt betroffene Produkte
Zu finden waren solche und ähnliche mangelhaften Produktlistungen auf Amazon über das Suchschlagwort „OpenAI policy“ (zu Deutsch: „OpenAI-Richtlinie“). Allerdings habe der Konzern auf seinem Marktplatz offenbar bereits Maßnahmen ergriffen, um solche Angebote auszuschließen: Zu finden seien die entsprechenden Angebote laut Heise Online jedenfalls nicht mehr.
In den sozialen Medien sorgten die misslungenen Angebotstitel einerseits für Spott, andererseits aber auch für Kritik an Amazon: Der Vorwurf lautet, dass qualitativ minderwertigen Massenangeboten durch fehlende beziehungsweise mangelnde Qualitätskontrolle Tür und Tor geöffnet werden und das Marktplatzsortiment quasi verramschen. Solche Entwicklungen würden auch hochwertigen Listings schaden.
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KI: Zwischen Kritik und Potenzial
Es ist nicht das erste Mal, dass Amazon mit KI-generierten Inhalten Probleme hat: Im Herbst vergangenen Jahres sorgten Bücher auf der Plattform für Aufsehen, die von künstlicher Intelligenz erstellt wurden und potenziell tödliche Ratschläge erteilten. So wurde den Leserinnen und Lesern eines Pilz-Ratgebers empfohlen, einen unbekannten Pilz im Fall der Fälle über den Geschmack zu identifizieren – ein Tipp, den man keinesfalls befolgen sollte. Auch abseits solcher Pilz-Ratgeber wurde immer wieder Kritik laut, dass KI-generierte Bücher den Amazon-Marktplatz überschwemmen.
Trotz solcher Probleme versprechen Systeme, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, viele Vorteile. Amazon selbst hatte im Herbst eine Funktion für Händlerinnen und Händler vorgestellt, die mithilfe von KI bei der Erstellung von Produktlistings und konkret von Produkttexten helfen soll. Daneben hatte der Konzern unter anderem angekündigt, einen hauseigenen Chatbot anbieten zu wollen, der ein direkter Konkurrent zu ChatGPT ist und sich speziell an Geschäftskundinnen und -kunden richtet.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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