Erst kürzlich waren auf Amazons deutschem Marktplatz Änderungen an der Sterne-Anzeige aufgetaucht. Nun gibt es eine nächste Anpassung, die ebenfalls die Bewertungen betrifft. Offenbar hat Amazon damit begonnen, die Sichtbarkeit von Rezensionen zu begrenzen. Wer einen umfassenden und unbeschränkten Zugriff auf die Bewertungen von Produkten haben möchte, muss sich demnach erst in sein Konto einloggen.

„Kaum noch Rezensionen“ ohne Login

„Seit Tagen kann ich kaum noch Rezensionen lesen, wenn ich nicht mit meinem Amazon-Konto eingeloggt bin“, berichtete uns ein Leser von OnlinehändlerNews. „Soll das ein weiterer Test sein, mit dem Ziel, dass sich die Kundschaft zum Lesen der Bewertungen erst einmal auf der Plattform registrieren muss?“ 

Und auch dem Tech-Portal Golem ist die Neuerung aufgefallen. Dort heißt es noch etwas konkreter: „Wer sich zu einem Produkt gezielt vor allem die Top-Bewertungen, die negativen Bewertungen oder alle Rezensionen einer anderen Sterne-Einstufung durchlesen möchte, muss sich dafür mit einem Amazon-Konto anmelden.“

Amazon-Rezensionen: Wann besteht ein Login-Zwang?

Ein paar Bewertungen lassen sich aktuell noch ohne den Login-Zwang lesen: beispielsweise jene Rezensionen, die am Ende der Produktseite gelistet sind. In der Regel findet sich dort eine Handvoll Bewertungen, die entweder in die Kategorie „Spitzenrezensionen aus Deutschland“ fallen oder aber erst kürzlich verfasst wurden und damit in der Rubrik „Neueste zuerst“ gelistet sind. 

Rezensionen, die ein Kundenfoto enthalten, können nach aktuellem Stand wohl ebenfalls ohne Login angeschaut werden. Es reicht ein Klick auf das gewünschte Bild, wodurch sich dann das Foto in Gänze in einem überlagerten Fenster öffnet und die beigefügte Bewertung sichtbar wird.

Wer sich allerdings über diese wenigen Rezensionen hinaus informieren möchte und dann auf „Weitere Rezensionen ansehen“ klickt, wird dann aber womöglich auf die Login-Maske von Amazon weitergeleitet und somit zur Anmeldung im Konto aufgefordert. Das konnte die OHN-Redaktion im Rahmen eigener Tests nachvollziehen. 

Eine Aufforderung zum Amazon-Login gibt es, wie gesagt, ebenfalls, wenn man sich Bewertungen anschauen möchte, die ausschließlich einer bestimmten Sterne-Anzahl zugeordnet sind – also beispielsweise die separate Listung der 1-Sterne-Bewertungen etc.

Was plant Amazon mit den Bewertungen?

Der neue Login-Zwang wurde laut Golem offenbar „irgendwann nach dem 3. November 2024“ eingeführt. Weil die Neuerung bereits seit mehreren Tagen aktiv ist, wird eher nicht von einem technischen Fehler, sondern von einer gezielten Anpassung ausgegangen.

Vor einigen Tagen war außerdem aufgefallen, dass Amazon manchmal in seinen Suchergebnissen bei Produkten nur noch die groben Sterne-Bewertungen eingeblendet hatte. Eine erklärende Zahl – also die Gesamtbewertung als Kommazahl – fehlte neben der Sterne-Darstellung. Diese Darstellung ist für Kundinnen und Kunden wesentlich ungenauer und zwingt sie, sich bis zu den einzelnen Produktseiten durchzuklicken, weil hier die bewährte Kommazahl stets noch zu finden war.

Dass innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere potenzielle Anpassungen im Bereich der Rezensionen auftauchen, lässt erahnen, dass Amazon hier weiteren Optimierungsbedarf sieht. Nicht immer setzt Amazon Anpassungen auch wirklich langfristig um. Vielmehr werden im Rahmen von Tests oft auch Potenziale ausgelotet und anhand der Resultate Neuerungen angestoßen.

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