Amazon: „Wir sind kein Killer, sondern ein Partner für die Händler“

Veröffentlicht: 24.06.2025
imgAktualisierung: 24.06.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
24.06.2025
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ca. 2 Min.
Amazon-Logo an einer Hauswand
johny007pandp / Depositphotos.com
Amazon sieht sich als Partner von KMU. Die Vizepräsidentin für das Europageschäft macht sich dennoch Sorgen um Händler, die Amazon nutzen.


Für viele Online-Händler:innen ist Amazon der mit Abstand wichtigste Absatzkanal. In Europa verkaufen über 127.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) über die verschiedenen Amazon-Marktplätze. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass es häufig eher eine Zweck-Ehe als eine Liebesheirat ist. Der Konkurrenzkampf ist hart, nicht zuletzt, weil Amazon selbst als Händler auftritt und sowohl Preise als auch Sichtbarkeit drückt.

In der Euronews-Sendung „The Big Question“ deutet die Vizepräsidentin für EU-Marktplätze bei Amazon, Mariangela Marseglia, das etwas anders. Amazon sei kein Konkurrent, sondern ein Partner. Marseglia sagt: „Wir sind kein Killer. Wir sind vielmehr ein Verbündeter, ein Katalysator für ihr [die KMU] Wachstum.“

Sorgen um Amazon-Händler wegen EU-Flickenteppich

In dem Interview positioniert Marseglia Amazon als großen Helfer kleiner Händler:innen. „Dank eines Unternehmens wie Amazon wird die Arbeit von KMU vereinfacht, denn wir ermöglichen ihnen den Export ins Ausland auf sehr einfache Weise.“ Denn genau dies sei für KMU das große Problem in Europa. Während das US-Geschäft ein einziger großer Markt sei, ist der grenzüberschreitende Handel in Europa Teil des täglichen Geschäfts.

Das sorgt für Herausforderungen, so Marseglia: „Wir sollten viel mehr tun, um Europa als Binnenmarkt zu stärken. Die Realität ist, dass es eine Tendenz in diese Richtung gibt, aber wir operieren immer noch ein bisschen wie 27 verschiedene Marktplätze.“ Dies darf wohl als Spitze gegen die Europäische Union gelesen werden, die es nicht schafft, einen einfachen Binnenmarkt herzustellen.

Das ist ein Problem, das der Amazon-Vizepräsidentin zufolge vor allem kleine und mittlere Händler:innen treffe: „Wir können das verkraften, weil wir große, erwachsene Leute sind. Aber ich mache mir viel mehr Sorgen um die kleinen Unternehmen, die auf unserem Marktplatz verkaufen. Für sie ist es viel schwieriger, mit komplizierten Gesetzen und verschiedenen Vorschriften usw. umzugehen.“

Veröffentlicht: 24.06.2025
img Letzte Aktualisierung: 24.06.2025
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Christoph Pech

Christoph Pech

Christoph schreibt über KI, digitale Innovationen und Payment-Lösungen – immer mit einem Blick auf smarte Technologien.

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8 Kommentare
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Johnny
27.06.2025

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„Wir sind kein Killer, sondern ein Partner für die Händler“ am Arsch. Sie verlieren Ware und erstatten Händlern irgendeinen Betrag, Prüfen Retouren nicht richtig, schließen Konten grundlos und wälzen alles auf die Händler ab was möglich ist. Alleine der Fakt das man geöffnete Kartenbooster einfach zurücksenden kann ist schon Hirnverbrannt
cf
26.06.2025

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Na ja, ganz unrecht haben sie ja nicht, dass es innerhalb von Europa massive Handelshemmnisse gibt merkt jeder, der sich in allen Ländern für die Verpackungsverordnung registrieren und eine Person je Land bestellen muss. Ich sehe es mal als Vorteil wenn amazon sowas äußert. Vielleicht hört die EU da ja mehr zu als bei tausend kleinen Händlern, die nach und nach den Auslandsversand einfach schweigend einstellen....
J.B.
25.06.2025

Antworten

Wenn ich die Überschrift lese, triggert mich das echt hart (den Artikel kann ich nicht lesen). Amazons Verhalten gegenüber uns als Verkäufer ist teilweise so kafkaesk, dass man einfach irgendwann aufgibt. Beispiel gefällig? Ich liste ein Produkt einzeln, als 2er-Pack, 4er-Pack, 16er-Pack (VE). Regelmäßig wird wegen Preisfehler der 16er-Pack gesperrt und ich soll einen Link beischaffen, der beweist, dass der Preis gut ist. Schicke ich den Link von unserem Shop, reicht es Amazon auch nicht. Natürlich hat jeder Mehrfachpack einen kleinen Preisvorteil beim Stückpreis, beim 16er-Pack ist dieser am größten. Dort gibt es niemanden, der es versteht! Das man wegen solchen Dingen dann Zeit investieren muss, hat mit Partnerschaft oder Zusammenarbeit Nullkommagarnichts zu tun.
Chembaer
25.06.2025

Antworten

Amazon ein Partner? Aah, jetzt da die Vizepräsidenten von Amazon es sagt, fällt es mir auch auf. Wie könnte ich das nur jahrelang übersehen?
K.I
25.06.2025

Antworten

Meinung: wir geben Frank Pagenkemper zu 100% Recht. Die EU verpennt seit Jahren den Onlinehandel und reagiert nur anstatt zu agieren. Europa und Binnenmarkt ist einfach nur ein Witz. Die kümmern sich lieber um die Krümmung einer Gurke und die länge von Möhren! Die Umsätze aus dem Online Handel müssen in Europa bleiben! Es muß eine echte und ehrliche Plattform zu Amazon für Europa geschaffen werden!!! Merken die EU Politiker überhaupt noch etwas? Zusätzlich fällt uns DHL mit seinen total überhöhten Preisen und immer weniger Service in den Rücken und stärkt somit wieder einmal Amazon! Die Ehrlichkeit von Amazon hat sich in den vergangenen Jahren zu alternativen Fakten entwickelt. Wer den Antworten von Amazon noch Glauben schenkt der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Seit dem die gesamte Trump Administration , Bezos, Musk, Cook, Zuckerberg und wie die Tech Giganten alle heißen, die gleichen Interessen vertreten, Gelder hin und her schieben, sich gegenseitig öffentliche Aufträge zuschustern usw... sollte jeder ganz kritisch mit deren Aussagen umgehen!
Frank Pagenkemper
24.06.2025

Antworten

Amazon ist kein Killer für den Handel? Vielleicht! Ganz sicher ist Amazon aber auch kein Freund der KMU. Amazon braucht natürlich die schmückenden Angebote der Händler, so wie diese die Durchdringung des Marktes brauchen. Wieder hat Europa einem spekulativ gegründeten Unternehmen keine Ideen entgegengesetzt. Dabei gab es paralell auch hier Unternehmsgründungen. Was in Europa fehlt sind ausreichende Risikokapitalquellen. Ein Amazon konnte über 10 Jahre soviel Verlust einfahren wie sie wollten. Innovation und ausreichend Kapital und wir hätten in Europa den feinsten Marktplatz mit europäischer Logik. Innovationen gibt es reichlich. Grundlagenforschung ist noch immer der Bereich, wo wir in Deutschland ganz vorne mitspielen. Risikokapital ist das größte Problem. Es fehlt einfach. Daher machen wir die Bezos dieser Welt fett und zum Dank kaufen die sich dann mal eben eine ganze Lagunenstadt, um ihre privaten Anlässe zu feiern. Was wir brauchen ist ein Amazon Gesetz, um die KMU vor Amazon zu schützen. 1. Plattformbetreiber dürfen selbst nicht als Verkäufer auftreten. 2. Umsätze müssen dort versteuert werden, wo sie entstanden sind. 3. Es sollte eine Taskforce aus dem Wirtschaftsministerium geben, die regelmäßig die Einhaltung deutscher und europäischer Gesetze überprüft. Wenn das alles erfüllt ist werden sich Amazon und Händler auf gleicher Höhe treffen können. Für Konflikte sollte es eine digitale Schlichtungsstelle geben. Ohne abgeschlossenem Verfahren dürfen keine Händler oder dessen Angebote von Amazon entfernt werden. Ich denke mit etwas mehr staatlicher Regulierung würde der Handel fairer und sicherer für kleine und mittlere Händler werden. Allein schon weil man weniger auf Amazonforen rumhängt und sich dort aufregt.
Marc Kunzmann
25.06.2025
Mein lieber Frank, ich hätte es nicht besser zum Ausdruck bringen können :-)
Jens
25.06.2025
Dem ist nicht hinzuzufügen! Das trifft den Nagel auf den Kopf...