Amazon: Schärfere Richtlinie zu Sendungsverfolgungsnummern sorgt für Unmut

Veröffentlicht: 22.10.2024
imgAktualisierung: 22.10.2024
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
22.10.2024
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ca. 3 Min.
Ein Paket des Online-Riesen Amazon
primestockphotography / Depositphotos.com
In wenigen Wochen aktualisiert Amazon Vorgaben rund um Sendungsverfolgungsnummern. Bei den Sellern gibt es dazu offenbar noch viele Fragen.


Amazon-Händlerinnen und -Händler müssen sich ab Anfang kommenden Jahres auf neue, strengere Regularien im Bereich der Sendungsverfolgungsnummern einstellen. Wie der Marktplatzbetreiber in einer Nachricht ankündigte, wird die entsprechende Richtlinie zur Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummern für jene Bestellungen aktualisiert, die durch Verkäufer versendet werden. Ziel dieser Neuerung ist es, den Kundinnen und Kunden das Tracking für noch mehr Bestellungen bereitzustellen.

Für die Seller bedeutet die Änderung allerdings eine Verschärfung bisheriger Regelungen, da die Schwellenwerte angepasst werden. Im Forum zeigt sich außerdem, dass es wohl auch noch viel Klärungsbedarf gibt.

Sendungsverfolgungsnummern: Das besagen die neuen Vorgaben

Als Starttermin für die überarbeitete Richtlinie zur Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummern für Bestellungen mit Versand durch Verkäufer nennt Amazon den 15. Januar 2025. Die Anpassung betrifft sowohl Inlandslieferungen als auch grenzüberschreitende Sendungen der Anbieter.

  • Inländische Sendungen werden ab einem Wert von mehr als 15 Euro in die Berechnung der Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummern einbezogen.
  • Betroffen und dementsprechend in die Rate einbezogen sind alle Sendungen, deren Versand durch Seller übernommen wird – und unabhängig vom jeweiligen Versanddienstleister.
  • Grenzüberschreitende Sendungen werden in die Berechnung der Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummern einbezogen, sofern sie nicht unter einem Schwellwert von 20 Euro liegen (einschließlich Versand, ohne Umsatzsteuer). Ausnahmen gelten zudem für Sendungen, für die eine Versandart für Briefe verwendet wurde. Als grenzüberschreitenden Sendungen gelten hier jene, die aus und nach UK, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Portugal, Polen, Österreich oder Schweden verschickt werden.

Amazon beendet die Ankündigung mit einem mahnenden Hinweis für Händlerinnen und Händler: „Wir möchten Sie daran erinnern, dass Sie auf Kategorieebene eine Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummern von mindestens 95 % einhalten müssen“, so der Konzern. Seller, die diese Quote nicht erfüllen, laufen demnach Gefahr, Einbußen bei der Verkäuferleistung zu erfahren. Zudem berücksichtige Amazon den Wert auch bei der Bearbeitung von A-bis-Z-Garantieanträgen.

Unklare Fälle, steigende Kosten und schlechte Kommunikation

Aus den Kommentaren unter der Ankündigung lässt sich entnehmen, dass einige Händlerinnen und Händler eher unmutig auf die Neuerungen reagieren. „Zunächst einmal ist festzuhalten, dass das Einführen eines Schwellenwertes für die Sendungsverfolgung vom Grundsatz her ein unglaublicher Eingriff in die unternehmerische Freiheit eines jeden Händlers war und ist“, urteilt etwa ein Kommentator.

Zu bedenken sei dabei auch, dass der noch niedrigere Schwellenwerten auf Preissteigerungen und Angebotsänderungen trifft, die im kommenden Jahr bei der Deutschen Post anstehen beziehungsweise zu erwarten sind. In Kombination dieser Faktoren seien bei einigen Sellern weitere finanzielle Einschnitte zu befürchten. Eine potenzielle Folge sei dann, dass hiesige Anbieter gerade niedrigpreisige Produkte womöglich künftig nicht mehr über Amazon anbieten könnten.

Neben den eigentlichen Änderungen steht aber auch – erneut – die Kommunikation von Amazon in der Kritik. Der Konzern habe im Rahmen der Ankündigung verschiedene E-Mails verschickt, die sich in weiten Teilen decken, lediglich unterschiedliche Schwellenwerte auszeichneten. Auch seien Nachrichten in unterschiedlichen Sprachen verbreitet worden. Den Diskussionen zufolge hätten sich die verschiedenen E-Mails auf unterschiedliche europäische Märkte bezogen, ohne dass dies deutlich genug aus den Nachrichten hervorgegangen sei. „Warum könnt ihr dies nicht wenigstens ein einziges Mal klar und deutlich in euren E-Mails kommunizieren? Ist dies tatsächlich so schwer?“, fragt ein Seller in den Kommentaren.

Zudem seien im Rahmen der Verkündigung einige Fragen offen geblieben – etwa die Definition von Briefversand oder das Prozedere für Fälle, in denen bestellte Waren mit engagierter Speditionsfirma oder hauseigenen Speditions-Teams geliefert werden. Hier ist zu hoffen, dass sich solche Fragen in Vorbereitung zeitnah klären lassen.

Veröffentlicht: 22.10.2024
img Letzte Aktualisierung: 22.10.2024
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

KOMMENTARE
4 Kommentare
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K.I
26.10.2024

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Meinung: Typisch Amazon! Drohungen um sich selbst die Taschen voll zu packen! Wer jetzt mit Sendungsnummer versendet bezahlt mehr beim Paketdienst - der Händler erhöht die Versandkosten auf Amazon - von der Erhöhung der Versandkosten nimmt sich Amazon natürlich seine Gebühren! Wir kennen sehr viele Händler die sich wünschen das Temu so richtig durchstartet in Europa für Europäische Händler!
Ralf
30.10.2024
Das hoffen wir auch. Sobald wir mit der GPSR fertig sind gehen wir zu Temu.
Alex
26.10.2024

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„Betroffen und dementsprechend in die Rate einbezogen sind alle Sendungen, deren Versand durch Seller übernommen wird – und unabhängig vom jeweiligen Versanddienstleister.“ - Wird mit „alle Sendungen“ auch Sendungen unter 15€ gemeint?
Ralf
23.10.2024

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Tja, hatt die Anzeige bei Käufern "Sendung ist vermutlich verloren gegangen und Sie können jetzt schon eine Erstattung anfordern" für alle Sendungen ohne Sendungsnummer wohl nicht den gewünschten Erfolg gebracht, dass mehr Händler Kleinartikel über FBA machen. Zudem will Amazon ja auch mehr Chinesische Händler im Kampf gegen Temu anlocken und da brauch es einen Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Händlern. Da chinesische Händler eh den Versand vom Staat subventioniert bekommen, haben diese noch einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil, da deutsche Händler nun deutlich teurer für Kleinartikel werden müssen. Die Begründung ist wie immer von Amazon erstunken und erlogen. Für Kunden, die also Kleinartikel günstig und von deutscher Qualität haben möchten, die müssen sich dann zukünftig bei Temu umschauen. Temu bekommt in dieser Hinsicht guten Zulauf.