Amazon schickt Kunden jetzt in externe Shops – Was steckt dahinter?

Veröffentlicht: 12.02.2025
imgAktualisierung: 12.02.2025
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
12.02.2025
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ca. 3 Min.
Logo des Online-Marktplatzes Amazon in digitaler Form
rootstocks / Depositphotos.com
Ein neuer Test auf Amazons Marktplatz lässt erahnen, dass der Konzern zunehmend um Kundinnen und Kunden kämpft.


Es klingt kurios, handelt sich aber tatsächlich um einen Test, den Amazon derzeit durchführt: Wenn ein ausgewähltes Produkt auf dem Online-Marktplatz nicht verfügbar ist, kann es sein, dass es in den Suchergebnissen dennoch auftaucht – weil es in externen Markenshops eben doch verfügbar ist. Dann werden die potenziellen Käuferinnen und Käufer auf die externen Webseiten weitergeleitet, wo sie sich näher über das Wunschprodukt informieren, dieses bewerten und auch direkt bei der Marke kaufen können.

Prime-Vorteile sollen auch beim Kauf in externen Shops verfügbar sein

Ganz unverhofft kommt der Wechsel in den entsprechenden Markenshop aber nicht: Bevor die Kundinnen und Kunden im Betatest von Amazons Marktplatz in fremde Markenshops weitergeleitet werden, werden sie über einen Hinweis darüber informiert, dass sie die Amazon-Seite nun verlassen. 

Außerdem gibt es ein besonderes Schmankerl für Prime-Mitglieder – denn auch wenn sie ein Produkt dann Amazon-extern kaufen, können sie unter Umständen die gewohnten Vorteile des Premium-Programms nutzen: „Wenn die Marke Produkte anbietet, die für ,Kaufen mit Prime‘ aktiviert sind, können Prime-Mitglieder schnelle, kostenlose Lieferung, einfache Rückgabe und rund um die Uhr verfügbaren Kundensupport für Artikel genießen, die direkt auf der Website der Marke gekauft wurden“, heißt es in der offiziellen Meldung.

Tests aktuell nur in den USA

Getestet wird die Funktion derzeit als Betaversion in den USA. Sie ist dabei nicht für alle, sondern nur für eine begrenzte Anzahl an Kundinnen und Kunden verfügbar, die die Shopping-App von Amazon auf iOS oder Android nutzen. Das Feedback des Tests soll dabei genutzt werden, um die Funktion für noch mehr Shopping-Interessierte und auch noch mehr Marken zugänglich zu machen.

„Wir testen, wie wir unseren Suchergebnissen mehr Auswahl und Marken hinzufügen können, damit unsere Kunden noch mehr von dem finden, was sie suchen, und um unser Einkaufserlebnis für unsere Kunden weiter zu verbessern“, kommentiert Rajiv Mehta, der als Vizepräsident unter anderem für die Suche bei Amazon zuständig ist.

Amazon erhält keine Einblicke in Kundendaten aus Markenshops

Auf einen interessanten Fakt für Markenhersteller weist das Branchenportal EcommerceBytes hin: Demnach habe Amazon in einer FAQ erklärt, dass man keine Daten darüber erhalte, wie eine Kundin oder ein Kunde mit einer entsprechenden „Marken-Website interagiert, wenn er über den In-App-Browser dorthin navigiert“. 

Auch die Käuferschaft selbst müsse sich nicht um einen potenziellen Datenaustausch sorgen, denn es würden keine personenbezogenen Daten durch Amazon an externe Marken-Shops weitergegeben.

Warum schickt Amazon Kunden in fremde Shops?

Es drängt sich die Frage auf, warum Amazon den Schritt geht und zahlungswillige Kundinnen und Kunden einfach in fremde Shops schickt. Die Antwort lässt Amazon-Manager Mehta in einem weiteren Statement anklingen: „Wir wissen, dass Kunden viele Möglichkeiten haben, wo sie einkaufen können, und wir freuen uns auf das Kundenfeedback zu dieser neuen Erfahrung“, wird er weiter zitiert.

Kurzum: Der harte Wettbewerb um Kundinnen und Kunden wurde gerade in den vergangenen Monaten durch Billigplattformen wie Temu oder Shein und deren radikale Preisstrategien stetig verschärft. Sie konnten sich Stück für Stück Marktanteile sichern. Und das dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb Amazon diesen neuen Weg einschlägt. 

Denn selbst, wenn Amazon ein Produkt nicht auf seinem Marktplatz anbieten kann, könnte der Konzern die Kundschaft stärker binden, weil er in der Lage ist, sie stets dorthin zu führen, wo die Wunschprodukte verfügbar sind. Das klingt zumindest der Idee zufolge nach echtem Kundenservice, der sich langfristig auszahlen könnte – und zwar selbst bei kurzfristiger Abwanderung.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 12.02.2025
img Letzte Aktualisierung: 12.02.2025
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

KOMMENTARE
3 Kommentare
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ralf
13.02.2025

Antworten

Die wichtigste Frage jedoch ist: Was kostet es den Shops? Was bezahlt ein Markenshop dafür, dass Amazon den Kunden weiterleitet und das ja auch nur wenn der Artikel auf Amazon nicht verfügbar ist (vorerst). Ich sehe hier nur eine neue Einnahmequelle von Amazon. Denn letztendlich kann es Amazon egal sein wo der Kunde kauft, solange Amazon bei jedem Kauf verdient, egal wo dieser stattgefunden hat. Und genau darum geht es und die Vorteile sind klar erkennbar. (Z.B. auch weniger Kosten durch Bereitstellung von Recourcen auf dem eigenen Marktplatz, weniger Kosten durch Kontrollen von Einhaltung gesetzlicher Richtlinien und deren Haftung etc. Peronal und und und) Daher verstehe ich nicht, was z.B. Temu oder Kundenfreundlichkeit damit zu tun haben soll. Wie kommt man auf solche Rückschlüsse, wenn das logischere auf der Hand liegt? Ich habe so das Gefühl, die Redaktion glaubt immer das was Amazon wortwörtlich sagt und kommt nicht auf den Gedanken, dass ein Konzern seine Geschäftsstrategie vielleicht nicht so komplett preisgeben will. Denn egal was Amazon tut, offiziell geht es immer nur um Kundenfreundlichkeit und NIE um Gewinnmaximierung. Oder hat Amazon jemals als Statement gesagt, dass sie dies tun um mehr Gewinne zu machen? Was ist Amazon doch für ein Samariter, oder nicht? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Marktplatz Amazon als Verkaufsplattform selber irgendwann gar nicht mehr existiert und nur noch auf Webseiten weiterleitet und an den Verkäufen dort verdient. Man stelle sich mal vor, egal wo du kaufst, Amazon verdient daran. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern maximiert den Gewinn ins unermässliche.
K.I
13.02.2025

Antworten

Meinung: klingt nach Verzweiflung! Dann kann ich meine Produkte immer mal ausverkaufen bei Amazon und habe dann doch noch Umsatz im eigenen Shop ohne die Horrorgebühren von Amazon??? Ich glaube das nicht! Das wird nur im Test so sein...
cf
13.02.2025

Antworten

Fehlt dann nur noch, dass amazon auch auf Fremdshops weiterleitet, die nicht bei amazon als Händler gelistet sind und denen für eine Weiterleitung anfängt Rechnungen zu schreiben - zutrauen würde ich es amazon..