Amazon tut alles, um Kundinnen und Kunden das weihnachtliche Einkaufen so angenehm wie möglich zu machen. Teil dieser Strategie ist auch ein logistischer Hinweis, der nun auf dem Online-Marktplatz implementiert wurde und der Auskunft über die rechtzeitige oder verspätete Ankunft von Produkten zum Weihnachtsfest geben soll.

„Lieferung noch vor Weihnachten“ lässt sich aktuell in auffallenden grünen Buchstaben als Detailhinweise vielerorts auf der Plattform lesen. Zu finden ist der farblich herausstechende Schriftzug nicht nur als Produkthinweis auf den Suchergebnisseiten, sondern auch auf den Produktdetailseiten selbst. Hier sind damit einerseits viele der Produkte gekennzeichnet, die die Buy Box besetzen. Andererseits wurde der Hinweis auch in der Liste der Angebote weiterer Seller platziert, die es nicht in die Buy Box geschafft haben.

In Fällen, in denen ein Produkt nicht rechtzeitig zu Weihnachten geliefert werden kann, erscheint in deutlichen, roten Buchstaben der Schriftzug „Kommt nach Weihnachten an“. Auch die etwas abgeschwächte Form „Lieferung evtl. nach Weihnachten“ taucht hin und wieder auf.

Pünktliche Lieferung als Kaufkriterium

Die Markierung dürften viele Menschen gerade in den Wochen und Tagen vor Weihnachten als Auswahlkriterium nutzen, um zu entscheiden, ob und welches Produkt sie schließlich kaufen. Für Händlerinnen und Händler verschärft sich damit der Kampf gegen konkurrierende Angebote, weshalb sie ihre Produkte genau checken und aktualisieren sollten.

Probleme können dabei eventuell aber Varianten von Produkte schaffen. Denn wie etwa Retail News schreibt, könne es passieren, dass beispielsweise die Verfügbarkeit einer ganzen Produktgruppe falsch oder ungenau angezeigt werde, wenn nur eine Variante eines Produkts nicht auf Lager sei. Händlerinnen und Händler sind entsprechend aufgerufen, ihre Produkte und Bestände sorgfältig und regelmäßig zu prüfen, um in der Vorweihnachtszeit keine Umsätze zu verschenken.

Kritischer Umgang mit Lieferhinweis in der Buy Box? 

Die Frage ist: Darf man nun davon ausgehen, dass die rechtzeitige Lieferung und die Markierung „Lieferung noch vor Weihnachten“ ein zwingendes Kriterium ist, um mit dem eigenen Produkt tatsächlich in der Buy Box zu landen? Nein, zumindest nicht zwingend.

Denn der OHN-Redaktion ist bei der Recherche auf dem Marktplatz etwa auch ein Produkt untergekommen, das in der Buy Box mit der roten Markierung „Kommt nach Weihnachten an“ versehen war. Verkauft und versendet wurde es von Amazon. Das Problem: Ein Blick in die Liste der verborgenen, weiteren Anbieterinnen und Anbieter zeigte, dass viele von ihnen das Produkt – anders als Amazon – rechtzeitig liefern konnten.

Warum Amazon in diesem Fall selbst die Buy Box besetzte, obwohl andere Seller in der Lage waren, einen besseren Lieferservice zu bieten und das Produkt pünktlich zum Fest zu versenden, bleibt fraglich.

Hinweis sorgte bereits für Unmut

Dass der Lieferhinweis für Verbraucherinnen und Verbraucher eine gute Orientierung darstellt, dürfte außer Frage stehen. Nichtsdestoweniger hat die Markierung in den vergangenen Jahren bereits zu massivem Unmut unter den Marktplatzpartnern geführt. Denn kurz vor Weihnachten hatte Amazon in der Vergangenheit Produkte mit dem Hinweis „Lieferung eventuell nach Weihnachten“ versehen – ohne dies jedoch mit den Anbietern abzusprechen.

In manchen dieser Fälle seien die Händlerinnen und Händler durch ihre gute Anbindung an DHL und andere Logistiker durchaus in der Lage gewesen, rechtzeitig zu liefern. Über den Kundensupport war dann in Erfahrung zu bringen, dass es sich bei der Markierung wohl um eine Vorgabe aus den USA gehandelt habe.