Gingen Produkte in Logistiklagern von Amazon früher verloren oder wurden beschädigt, hat der Konzern die betroffenen Händlerinnen und Händler in der Vergangenheit umfangreich entschädigt – und zwar in Höhe des vollständigen Verkaufswertes. Im Frühjahr 2025 hat Amazon die Prozesse im Fulfillment-Bereich (FBA) allerdings verändert. Seither erhalten geschädigte Seller bei einem solchen Verlust oder Schaden nur noch die Kosten auf Grundlage der Herstellungskosten bzw. den Einkaufspreis des jeweiligen Produkts.

Auf die Neuerung im Hause Amazon folgte deutliche Kritik vonseiten der Seller: Die Rede war gar von der „größten Gebührenerhöhung aller Zeiten“, die teils spürbare Einbußen mit sich bringe. 

Was schon „normalen“ Händlerinnen und Händlern zu schaffen macht, scheint für kleinere Unternehmen aus dem Handmade-Bereich noch schärfere Konsequenzen zu haben. Dies lässt sich zumindest anhand aktueller Kritik erahnen.

Erstattung deckt „nicht einmal die Materialkosten“

Angesprochen wurde das Problem im SellerCentral auf der US-amerikanischen Seite: Dort berichtete ein Händler kürzlich, dass Amazon drei Artikel aus seiner letzten Lieferung verloren habe. Die Produkte hätten über den Marktplatz einen Verkaufspreis zwischen 45 und 55 US-Dollar gehabt, Amazon habe im Zuge des Verlusts allerdings nur 14 US-Dollar erstattet.

„Dies deckt nicht einmal die Materialien ab“, schreibt er dazu. Daher wollte der Seller die Entscheidung anfechten. Allerdings hätte er dazu in dem entsprechenden Tool eine Rechnung über den Einkaufspreis vorlegen müssen. Da die Handmade-Produkte – schon dem Namen nach – handgefertigt sind und es keine Rechnungen gebe, die ihren Kaufpreis belegen, hätten Betroffene keine Möglichkeit, den Prozess ordnungsgemäß zu durchlaufen. 

Kritik an Amazons Umgang mit dem FBA-Problem

Das Support-Team von Amazon habe in einer früheren Diskussion darauf hingewiesen, dass sich betroffene Anbieterinnen und Anbieter in solchen Fällen an den Verkäufer-Support wenden sollen, berichtet EcommerceBytes. Bereits zuvor hatte das Branchenportal berichtet, dass Handmade-Spezialisten „möglicherweise zu den größten Verlierern der neuen FBA-Rückerstattungsrichtlinie von Amazon“ gehören. Und auch im Rahmen der aktuellen Diskussion kritisiert das Portal die Probleme, die gerade kleinen Sellern durch die Abläufe entstehen.

„Wie ist es möglich, dass Amazon, das für sein strenges Regiment bekannt war, in seinen Logistikzentren so viele Lagerbestände verliert, dass man in diesem Jahr eine Richtlinie eingeführt hat, die den Verkäufern weniger Geld als zuvor erstattet?“, so die kritische Frage. „Sollte Amazon sich nicht darauf konzentrieren, das Problem der Lagerbestände zu lösen? Vielleicht würde eine *höhere* Entschädigung der Verkäufer dem Unternehmen einen Anreiz bieten, weniger Artikel zu verlieren.“

Die neue Kritik reiht sich in die Erfahrungen anderer Händlerinnen und Händler ein, die aus der Branche zu hören ist. So wurde beispielsweise in der Vergangenheit des Öfteren über Probleme bei der FBA-Anlieferung berichtet: Immer wieder ist etwa von Waren zu hören, die auf dem Weg ins Amazon-Lager verschwinden. Für Seller resultiert aus solchen Fälle nicht nur eine aufwendige Kommunikation mit Amazon, sondern oft auch ein wirtschaftlicher Schaden. 

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