„Nicht nur schöne Fotos“: Wie ihr schlechte Produktbilder auf Amazon vermeidet

Veröffentlicht: 17.10.2024
imgAktualisierung: 17.10.2024
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 7 Min.
17.10.2024
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ca. 7 Min.
Produktfotografie: Arbeitsplatz mit Computermonitoren und Kamera
VitalikRadko / Depositphotos.com
Ein Produktfoto kann mehr sein als die simple Abbildung einer Ware. Wie das funktioniert, verrät Produktfotografie-Profi Mohamad Al-Hakim.


Für Produktbilder auf Amazon gibt es strenge Vorgaben: So ist für den Produktverkauf mindestens ein Bild nötig. Das Hauptbild darf das Produkt nur auf weißem Hintergrund zeigen. Allerdings werden sechs Abbildungen sowie ein Video empfohlen. Und das sollte man auch nutzen, weiß Mohamad Al-Hakim. Er ist seit 2008 im E-Commerce aktiv, 2013 gründete er seinen ersten Online-Shop und ist seit 2018 Geschäftsführer der Agentur für Produktfotografie SEO-Pictures.de. „Produktbilder sind nicht einfach nur schöne Fotos“, betont er. Richtig gestaltet können sie dazu beitragen, dass Kund:innen ihre Kaufentscheidung bereits in der Galerie treffen. Das gelänge schon mit einfachen Mitteln und man kann sich dabei Verkaufspsychologie zunutze machen.

Das sind die 5 größten Fehler bei Produktbildern

Dabei hilft es, sich erst einmal die Fehler bewusst zu, die man bei der Gestaltung der Produktfotos besser vermeidet:

  • Auf Ästhetik setzen, aber das Produkt nicht erklären.
  • Kaufrelevante Informationen nicht klar und einfach in der Galerie darstellen.
  • Produktbilder überladen und den Betrachter damit überfordern.
  • Schlechte fotografische Qualität
  • Die eigene Corporate Identity (CI) über das Produkt stellen, wodurch das Produkt vernachlässigt wird. „Das passiert oft aufgrund von Marketingabteilungen ohne E-Commerce-Verständnis oder durch Führungskräfte, die an veralteten Methoden festhalten“, warnt Mohamad Al-Hakim.

Das sind 9 Must-haves für gute Produktfotos

Wie macht man es also besser? Grundsätzlich sollten Händler:innen dabei die verkaufsfördernden Argumente ihrer Produkte im Blick behalten. Außerdem können aussagekräftige Bilder die gleichen Fragen, die täglich im Kunden-Support auflaufen, minimieren. Und das funktioniert mit diesen Tricks:

SEO-Pictures

  1. Die vier wichtigsten W-Fragen beantworten:
    • Was ist das Produkt?
    • Welches Problem löst das Produkt?
    • Warum brauche ich das Produkt?
    • Wie fühle ich mich, wenn ich das Produkt benutze?
  2. Das Produkt in der Galerie ausführlich erklären: „Alle kaufrelevanten Informationen sollten so präsentiert werden, dass der Kunde das Produkt mit den Augen sieht, fühlt, riecht und schmeckt. Da im E-Commerce nur der Sehsinn angesprochen wird, muss der Kunde beispielsweise den Kaffee ‚mit den Augen riechen‘ oder die Kleidung ‚mit den Augen fühlen‘ können“, so Al-Hakim.
  3. Emotionen wecken: Bei emotionalen Produkten wie DIY-Artikeln, Schmuck oder Geschenken sollte gezeigt werden, wie Menschen sich fühlen, wenn sie das Produkt benutzen, halten oder verschenken.
  4. Kurze und prägnante Stichpunkte verwenden: Lange Texte in Bildern sind schwer lesbar.
  5. Mobiloptimierung: 60 bis 70 Prozent der Kundschaft shoppt via Smartphone. Texte sollten groß, klar und kurz sein.
  6. Farbauswahl: „Wählt Farben, die zur Jahreszeit und zur emotionalen Botschaft passen, da beispielsweise warme Herbstfarben im Frühling weniger wirken. Analysiert, wann das Produkt am meisten gekauft wird, und passt die Farben entsprechend an“, empfiehlt der Profi.
  7. Den vollständigen Lieferumfang zeigen: So weiß ein Kunde genau, was er erhält, ohne verwirrt zu werden.
  8. Maße in Zentimetern angeben statt in Zoll oder Millimetern (außer bei technischen Produkten)
  9. Auf Fremd- und Fachwörter verzichten, damit jeder die Botschaft leicht verstehen kann.

So sieht das optimale Produktbild auf Amazon im diesjährigen Weihnachtsgeschäft aus

SEO-PicturesWendet man diese Tipps auf die aktuelle Shopping-Hochsaison an, so ist schnell klar, welche Aspekte es neben einer hochauflösenden Bildqualität und Mobiloptimierung braucht, um ein Produkt in der Weihnachtszeit auf dem Marktplatz optimal darzustellen: Natürlich muss das Hauptbild weiterhin neutral sein und den Amazon-Anforderungen entsprechen. Für die weiteren Abbildungen empfiehlt sich ein weihnachtlicher Look, also die Präsentation des Produkts in einer festlichen Umgebung mit Weihnachtsdekoration, um Emotionen zu wecken. Weihnachtsfarben wie Rot und Gold können für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.

Bei aller Weihnachtsdekoration sollte das Bild aber frei von Ablenkungen bleiben, damit das Produkt hervorsteht. Es ist sinnvoll, auch Produktvarianten – verschiedene Farben oder Modelle – zu zeigen, damit Kunden alle Optionen sehen. Wichtig sei indes, die Geschenkidee zu vermitteln: „Stellen Sie das Produkt als ideales Geschenk dar, z. B. schön verpackt oder unter dem Weihnachtsbaum“, so Al-Hakim.  

SEO- und Mobiloptimierung – die wichtigsten Stellschrauben

Die Suchmaschinenoptimierung (SEO) spielt auch bei Produktbildern eine wichtige Rolle. Mohamad Al-Hakim zufolge lässt sich auch das Ranking mit diesen Tipps positiv beeinflussen:

  • Dateinamen optimieren: Aussagekräftige Dateinamen statt kryptischer Bezeichnungen (falsch: fsdfdsfsd.jpg; richtig: Wandregalhalterung_Edelstahl_gross.jpg)
  • Alt-Texte nutzen: Alt-Texte sind wichtig für Barrierefreiheit und Keyword-Optimierung (z. B. „Schwarze Lederjacke für Herren mit Reißverschluss“).
  • Bilder komprimieren: Dateigröße reduzieren, damit die Bilder schneller laden
  • Responsives Design: Bilder müssen auf mobilen Geräten und Desktops gut dargestellt werden. „Nutzen Sie das <picture>-Element oder srcset, um für jedes Gerät die passende Bildgröße bereitzustellen“, rät der Experte.

Für die richtige Darstellung auf unterschiedlichen Geräten sollten Händler:innen sich vor allem die Faktoren Bildgröße und Auflösung ansehen – auf dem Desktop sind Bilder größer und können mehr Details zeigen als auf einem Smartphone. Der begrenzte Platz auf mobilen Geräten erfordert eine angepasste Anordnung oder Skalierung der Bilder. Hier gilt die Strategie „Mobile First“: Man entwickelt Bilder erst für mobile Geräte und skaliert sie anschließend für größere Bildschirme. Kurze Ladezeiten sind mobil noch wichtiger, denn Smartphone-Nutzer:innen sind sehr viel ungeduldiger und wollen Datenvolumen sparen. In eigenen Online-Shops kann man für schnellere Ladezeiten beispielsweise „Lazy Loading“ implementieren: Inhalte bzw. Bilder werden dynamisch geladen werden, d. h. wenn sie für Nutzer:innen durch Scrollen im Browserfenster sichtbar werden.

So hilft Bildbearbeitung

freigestelltes Hauptbild / SEO-PicturesDamit Produktbilder auf Amazon einerseits präzise und andererseits attraktiv dargestellt werden, können so einige Techniken helfen. Al-Hakim verrät die wichtigsten:

  • Freistellen: Das Produkt sollte sauber freigestellt auf einem weißen Hintergrund sein.
  • Hohe Auflösung: Scharfe, hochauflösende Bilder verwenden, damit Details beim Zoomen erkennbar bleiben.
  • Originalgetreue Farben: Produktfarben auf dem Bild sollten den realen Farben entsprechen.
  • Schatten und Spiegelungen: Schatten und Spiegelungen sollten professionell eingesetzt oder weggelassen werden, wenn die Expertise fehlt. „Ein schlechter Schatteneffekt kann mehr schaden als nützen“, erklärt Al-Hakim. Unnatürliche Spiegelungen auf Oberflächen wie Holztischen oder künstlich wirkende Schatten seien typische Fehler.
  • Saubere Retusche: Staub und Kratzer sollten entfernt werden, das Produkt aber natürlich wirken – ohne übertriebene Nachbearbeitung.
  • Lifestyleshots: Das Produkt in Verwendung zeigen. „Dies hilft Kunden, Größe und Anwendung besser einzuschätzen“, so der Tipp.

Für die Bearbeitung eignen sich verschiedene Software-Programme, unter anderem Adobe Photoshop und Lightroom, GIMP – kostenlos und Open Source, Affinity Photo – die preisgünstige Alternative zu Adobe, oder Canva – vielseitig, auch in der Gratisversion.

Professionelle Produktfotos – auch für kleinere Händler:innen

Gerade für kleinere Unternehmen ist die Erstellung von Produktbildern zeit- und ressourcenintensiv. Sie sollten sich aber nicht abschrecken lassen. „Durch kreative Lösungen und den Einsatz vorhandener Ressourcen können auch kleine Händler professionelle Produktfotos erstellen“, weiß Mohamad Al-Hakim. Und zwar so:

  • Smartphones als Werkzeug: Moderne Smartphones haben leistungsstarke Kameras. Mit richtiger Beleuchtung und Technik können sie professionelle Ergebnisse liefern.
  • Einfaches Lichtsetup: Natürliche Lichtquellen oder preiswerte LED-Leuchten nutzen, um das Produkt optimal auszuleuchten. Ein selbstgebautes Lichtzelt kann professionelle Bedingungen schaffen.
  • Kostengünstige Bildbearbeitung: Kostenlose oder günstige Software wie GIMP oder Canva für grundlegende Bearbeitungen nutzen.
  • Investition in Basis-Equipment: Ein Stativ und ein weißer Hintergrund sind kostengünstig und verbessern die Bildqualität erheblich.
  • Outsourcing der Bildbearbeitung: Wenn die Zeit knapp ist, die Bearbeitung an Freelancer oder Online-Dienste auslagern – dabei sollte die Qualität aber sorgfältig geprüft werden.

Das bringt die Zukunft

Die Abbildungen entwickeln sich immer weiter – und es kann sicher nicht schaden, die nächsten Trends für die Erstellung guter Produktbilder auf dem Schirm zu behalten. Dazu zählen etwa 3D-Rendering und Produktvisualisierung, die bereits immer mehr Händler nutzen, um Produkte detailgetreu und professionell zu präsentieren. Besonders geeignet sind diese Darstellungstechniken für Produkte ohne Flüssigkeiten oder Stoffe.

Auch KI findet in dem Bereich weiter Einzug, erklärt Al-Hakim: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ermöglicht es, Umgebungen, Objekte und mehr schnell zu generieren und zu bearbeiten. Dies beschleunigt den Workflow erheblich.“ Doch noch haben viele Handelsunternehmen auch gut damit zu tun, wichtige technische Anforderungen in der Gegenwart zu erfüllen, warnt er. Etwa im Bereich mobile Optimierung, die seit Jahren empfohlen wird. Hier haben viele Händler:innen noch Nachholbedarf. „Zukünftig wird die Ausrichtung auf mobile Nutzer noch wichtiger werden.“

Expertentipps direkt vom Profi

Mohamad Al-Hakim, SEO-PicturesWie sich mit dem richtigen Produktbild die Marge steigern lässt, warum der erste Eindruck zählt und wie aktive und passive Suchanfragen bei der Bildgestaltung helfen und wie ihr eure verkaufsfördernden Argumente in den Bildern unterbringt  – das erklärt der E-Commerce-Profi persönlich ganz detailliert im nachfolgenden Video:

Ihr wollt noch mehr Tipps für die richtigen Produktbilder in eurem Shop?

Trefft Mohamad Al-Hakim von SEO-Pictures. auf dem Amazon Seller Day am 25. Oktober live in Leipzig. Da verrät er euch in seinem Vortrag „Von der Galerie zum Warenkorb – mit professionellen Produktbildern höhere Gewinne erzielen“ noch viele weitere Kniffe rund um die Bebilderung eurer Amazon-Produkte. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 17.10.2024
img Letzte Aktualisierung: 17.10.2024
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Hanna Behn

Hanna Behn

Hanna analysiert Trends im digitalen Handel und beleuchtet Leadership-Themen sowie persönliche Geschichten aus dem Alltag von Händler:innen.

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