Mit globalen Zöllen hat US-Präsident Donald Trump die Wirtschaftswelt rund um den Globus erschüttert. Kurse an den Börsen brachen ein, die Angst vor einem globalen Wirtschaftseinbruch war zu spüren. Und auch nachdem Trump die Zölle nun doch um 90 Tage ausgesetzt hat, ist die Nervosität in der Branche zu spüren. Viele Unternehmen sehen ihre Lieferketten in Gefahr.

Auch der Branchenriese Amazon rechnet mit weitreichenden Veränderungen: In einem Interview mit CNBC sagte der amtierende Konzernchef Andy Jassy, dass er mit steigenden Preisen auf dem hauseigenen Online-Marktplatz rechne. Konkret gehe er davon aus, dass die Händlerinnen und Händler die gestiegenen Zollkosten an die Kundschaft weitergeben werden.

Viele Seller, die ihre Waren über Amazons Plattform vertreiben, sind selbst in China ansässig oder beziehen ihre Produkte aus Fernost und sind somit auf die ein oder andere Weise von den Zollerhöhungen betroffen.

Amazon zwischen Hamsterkäufen und Auftragsstornierungen

Preissteigerungen wären dabei offenbar nicht für alle überraschend. Ganz im Gegenteil. Laut Jassy gebe es Anzeichen dafür, dass einige Verbraucherinnen und Verbraucher in Erwartung steigender Preise damit begonnen hätten, sich mit Produkten einzudecken. Wie weit solche Hamsterkäufe verbreitet seien, könne jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht genau eingeschätzt werden.

„Die Leute haben nicht aufgehört, zu kaufen und in bestimmten Kategorien sehen wir, dass die Leute mehr im Voraus kaufen. Aber es ist schwer zu sagen, ob es sich nur um eine Anomalie in den Daten handelt, weil es nur ein paar Tage sind, oder wie lange es anhalten wird“, so der Konzernchef.

Auch Amazon selbst hat bereits strategische Einkäufe getätigt, um die eigenen Lager zu füllen. Darüber hinaus habe der Konzern laut Branchenberatern kurz nach Trumps Zollankündigungen damit begonnen, „einige Direktimportaufträge für Produkte aus China zu stornieren“, schreibt CNBC mit Blick auf die Entwicklungen weiter.

Jassy: Amazon kämpft für niedrige Preise 

Im Interview betonte Jassy explizit, dass man alles dafür tue, um die Preise im Sinne der Kundinnen und Kunden „so niedrig wie möglich“ zu halten. Unter anderem würde man etwa versuchen, Bedingungen von Kaufverträgen neu zu verhandeln. Ob und inwieweit sich auch die Beziehung zu den Marktplatzpartnern ändern wird, bleibt abzuwarten. Der Druck auf die Seller dürfte dabei vermutlich nicht unbedingt sinken.

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