Viele neue Jobs durch deutsche Amazon-Händler entstanden
Die eigentliche Zahl der Händlerinnen und Händler in Deutschland, die über Amazon verkaufen, sei im Vorjahresvergleich unverändert geblieben: Sie liegt bei etwa 47.500. Allerdings zeigt der Report auch, dass an den jeweiligen Geschäften mehr Personen beteiligt waren und Tausende neue Jobs von KMU geschaffen wurden. Im Vergleich zu 2022 stiegt die Zahl der geschaffenen Stellen von 160.000 auf 170.000.
Als die fünf verkaufsstärksten Kategorien gab Amazon überdies die Segmente Wohnen, Drogerie und Körperpflege, Kleidung, Bürobedarf sowie Lebensmittel an, wobei der Bürobedarf neu in die TOP-5 hinzugekommen sei.

Hier kommen die meisten deutschen Amazon-Händler her
Auch einen Einblick in die Standorte deutscher KMU liefert Amazon im Rahmen des aktuellen Reports: Nach absoluten Zahlen kommt ein Großteil der Verkaufspartner – nämlich rund 11.100 – aus Nordrhein-Westfalen. Aber auch Bayern ist mit einer Zahl von 8.000 weit vorn vertreten.
Berlin und Hamburg können zwar mit 3.000 und 1.700 KMU nicht mithalten, was die absoluten Zahlen betrifft. Jedoch erklimmen sie unter den Bundesländern im Verhältnis zur Einwohnerzahl die Spitzenplätze.
Beachtliche Erfolge meldete Amazon darüber hinaus aus den beiden Bundesländern Hessen und Nordrhein-Westfalen: Sie legten mit einem Wachstum von jeweils 15 Prozent die beste Entwicklung in puncto Export hin. Damit kletterte der hessische Export-Umsatz auf 340 Millionen Euro und der nordrhein-westfälische Export-Umsatz auf mehr als 1,6 Milliarden Euro.
Amazon: Händler sollten sich auf die Kundschaft konzentrieren – nicht auf Wettbewerber [Update]
Dass der Export für kleine und mittelständische Unternehmen große Potenziale birgt, bestätigte auch Markus Schöberl, Director Seller Services bei Amazon, in einem Interview mit OnlinehändlerNews. Darin sprach er unter anderem über die Möglichkeiten von KI, potenziellen Konkurrenzdruck durch Temu und den nötigen Aufwand für KMU, um zu expandieren.
OHN: Deutsche KMU haben ihre Exportumsätze über Amazon 2023 deutlich gesteigert. Hinter dieser Entwicklung sollen u. a. KI-Tools stehen, die Händlern im Geschäftsalltag helfen. Wie nehmen Sie die Akzeptanz solcher KI-Funktionen durch Seller wahr und wie geht Amazon mit potenziellen Vorbehalten rund um das Thema künstliche Intelligenz um?
Markus Schöberl: Amazon ist für KMU einer der einfachsten Wege auf den internationalen Markt. Sie erhalten Chancen, die zuvor nur großen Unternehmen mit tiefen Taschen vorbehalten waren.
Die KI-Tools sind dabei eine große Hilfe. Sie unterstützen Verkaufspartner beim Verfassen und Übersetzen von Produktdetailseiten. Unser Product Opportunity Explorer zeigt ihnen zudem relevante Marktnischen auf, hilft also bei der Entwicklung neuer Produkte.
Viele Verkaufspartner, mit denen wir sprechen, sehen das als hervorragende Ergänzung zu den Infrastruktur-Angeboten wie dem paneuropäischen Versand durch Amazon – oder in Fachsprache PAN-EU-FBA.
Vorbehalte gegenüber der KI nehme ich bei den Verkaufspartnern kaum wahr. Das mag auch daran liegen, dass viele von ihnen ohnehin sehr offen gegenüber neuen Tools sind. Wir hatten kürzlich in unserem „Unternehmer:innen der Zukunft“-Podcast das Team von Blockhütte zu Gast. Sie experimentieren schon seit Langem intensiv mit den Möglichkeiten von KI, nicht nur mit den Tools von Amazon – und sie haben im Ergebnis ein sehr effizientes und erfolgreiches Business aufgesetzt.
Im Frühjahr 2023 betrat mit Temu ein neuer E-Commerce-Gigant den deutschen Markt, der seither auch den Konkurrenzdruck für hiesige Unternehmen erhöht. Welche Bedeutung hat diese Entwicklung Ihrer Meinung nach für die Export-Entwicklung und -Anstrengungen deutscher KMU bei Amazon?
Eines der Erfolgsgeheimnisse von Amazon ist, sich auf Kund:innen zu fokussieren und nicht auf Wettbewerber. Auch für Verkaufspartner ist dies meines Erachtens der beste Weg. Dabei können sie die Chancen nutzen, die wir ihnen bieten. Ein gutes Beispiel dafür war der Prime Day vor ein paar Wochen. Dort haben Verkaufspartner Millionen von Produkten verkauft. Das konnten sie nur, weil sie mit unseren Services die Chance haben, binnen kurzer Frist extrem zu skalieren und auch bei sehr vielen Bestellungen weiterhin schnell lieferfähig zu bleiben.
Amazon versucht, den Export für Händlerinnen und Händler so einfach wie möglich zu gestalten. Allerdings gehen mit der Internationalisierung in der Praxis auch zusätzliche Kosten und größerer Aufwand einher – beispielsweise mit Blick auf die Lagerung, Versicherungen oder die Steuerthematik. Wie bewerten Sie dieses Aufwand-Nutzen-Verhältnis? Sollten Seller gewisse Mindestanforderungen erfüllen, um in Richtung Internationalisierung zu starten?
Aus meiner Sicht ist der Export innerhalb Europas eine Maßnahme, die Verkaufspartner sehr schnell in Angriff nehmen sollten. Mit unserem European Expansion Accelerator ist dies innerhalb weniger Tage erledigt.
Dabei geht es nicht nur um Länder wie Frankreich oder Italien. Gerade Länder wie Schweden, Belgien, Niederlande und Polen, in denen wir recht „frisch“ vertreten sind, bieten Chancen, vom Start weg Kundinnen und Kunden für sich begeistern.
Für den Export in die USA braucht es sicherlich etwas mehr Vorbereitung. Umso wichtiger ist, dass wir ein eigenes Team haben, das Verkaufspartnern bei ihrem Sprung über den großen Teich behilflich ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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