Und dann ging es doch schneller als erwartet: Amazon hat seine Billigplattform Haul überraschend in Großbritannien gestartet. Amazon Haul gibt es damit erstmals auch außerhalb der USA. Ab sofort erhalten Kund:innen dort Tausende Produkte für maximal 20 Pfund (etwa 23 Euro), den Großteil sogar für weniger als zehn Pfund (11,50 Euro).

Anders als in den USA ist Haul im UK ausschließlich über die Amazon-App verfügbar. Genau wie Temu setzt der Konzern hier auf den Direktversand aus China, was zu längeren Lieferzeiten führt, aber die Preise gering hält. Nach einer Betaphase soll Haul in den kommenden Wochen für alle Nutzer:innen verfügbar gemacht werden. Amazon reagiere nach eigenen Angaben damit auf die große Nachfrage der preisbewussten Kundschaft.

Reaktion auf US-Zölle

Der wichtigste Grund für den überraschend schnellen Start in Europa dürfte allerdings das Zollchaos in den USA sein. Die Strafzölle von Donald Trump bedrohen das Geschäftsmodell von Temu und Amazon Haul, weil es unmöglich wird, Produkte günstig direkt aus den Lagern in Fernost zu importieren. Darum hat Temu den Fokus zuletzt stark auf Europa gerichtet und darum konzentriert sich auch Amazon erst einmal auf andere Märkte – zumindest, solange die Strafzölle aufrechterhalten werden.

Amazon steht dabei letztlich auch unter Zugzwang, wenn man Temu das Feld in Europa nicht komplett überlassen will. Ein Start in Deutschland dürfte daher nicht allzu lange auf sich warten lassen. Der hiesige E-Commerce-Markt ist für Amazon einer der wichtigsten weltweit und die Zielgruppe für ein Billigangebot wie Haul ist groß – das zeigt der Zuspruch, den Temu seit einigen Jahren in Deutschland bei den Kund:innen hat. Amazon selbst äußert sich noch nicht dazu, ob und wann weitere Märkte angebunden werden.

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