Wer Produkte bei Google sucht, sieht in den Ergebnissen allen voran Einträge von Amazon.de: Der Marktplatz und die Streaming-Angebote sind – unter den Online-Shops – hierzulande die Webseiten mit der größten Sichtbarkeit bei Google. Noch mehr Sichtbarkeit hat nur Wikipedia – und das ist bekanntlich keine Einkaufsplattform. Das zeigen Analysen des Softwareunternehmens Sistrix, das die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen zwischen Januar und Dezember 2024 verglichen hat.
Wikipedia kommt beispielsweise 7733,7 Sichtbarkeitspunkte, im Jahresverlauf gewann die Online-Enzyklopädie gigantische 954,4 Punkte hinzu. Für einen normalen kleinen Online-Shop sind bereits Steigerungen von 40 Sichtbarkeitspunkten quasi unerreichbar. Die Gesamtsichtbarkeit von Shopping-Gigant Amazon lag im Dezember bei 3878,3 Punkten – ein Plus von 824,2 Punkten. Allerdings lief das zweite Halbjahr für den Shopping-Giganten „deutlich schlechter“, heißt es auf dem Sistrix-Blog. Was steckt dahinter?
Konkurrenz für Google wächst
Ende Mai 2024 verzeichnete Amazon der Analyse zufolge seine höchste Sichtbarkeit – dann ließ diese zunehmend nach. Dennoch bleibt Amazon hierzulande die Seite mit der zweithöchsten Sichtbarkeit überhaupt und die Top-Keywords jener URLs, die am stärksten zur Sichtbarkeit von amazon.de beitragen, sind fast gänzlich Suchen nach Marken.
„Kein Wunder also, dass Google alles daran setzt, für Produktsuchen selbst eine relevante Adresse zu sein. Vielleicht ist die absteigende Kurve von Amazon im zweiten Halbjahr schon ein Indiz dafür, dass Googles Bemühungen Früchte tragen?“, mutmaßt Sistrix. Google hat es neben Amazon in jüngster Zeit außerdem mit weiteren Konkurrenten zu tun. Sei es durch Optimierungen der Suche bei ChatGPT oder, weil junge Leute häufiger TikTok für die Inhalts- und Produktrecherche verwenden.
Veränderungen bei den organischen Suchergebnissen
Im letzten Jahr hat Google seine Produktsuchmaschine umfassend überarbeitet, unter anderem bei der Darstellung von Produkten in den sogenannte Product Grids – ein Raster in den Suchergebnissen, das bis zu acht Produkte meist unterschiedlicher Anbieter mit Bild, Preis und Beschreibung anzeigt. Auch wird die Anzeige von Produktvarianten oder Rückgabebedingungen unterstützt. Durch solche Maßnahmen baut Google seine Relevanz für Online-Shopper:innen weiter aus.
Sistrix fand heraus, dass Links auf Amazon-Produkte bei konkreten Produktsuchen – beispielhaft bei „Schminktisch“ – im Mai des letzten Jahres noch als organische Suchergebnisse oberhalb der Product Grids auftauchten. „Amazon stand also ganz oben. Mehr Sichtbarkeit geht nicht“, so die Suchmaschinen-Profis. Doch zum Jahresende hatte Amazon nicht nur sein Top-Ranking eingebüßt: „Google hatte die organischen Ergebnisse unterhalb der Produktwebsites und zusätzlich unterhalb eines Product Grids verbuddelt.“
Ob das neue Suchmaschinendesign tatsächlich der Grund für weniger Sichtbarkeit ist, ließ sich nicht abschließend bewerten. Dafür sei eine Auswertung großer Keyword-Mengen und deren Sichtbarkeitswerte über den entsprechenden Zeitraum nötig – was bislang nicht geschehen ist. Gleichzeitig habe Amazon aber auch in den organischen Suchergebnissen stärkere Konkurrenz bekommen und sich zuletzt nicht mehr gegenüber Ikea, Otto und XXXLutz behaupten können.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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