Während am gestrigen Abend Amazon-CEO Jeff Bezos mit dem Axel-Springer-Award ausgezeichnet wurde, versammelten sich vor dem Gebäude rund 500 Mitarbeiter des Online-Riesen und protestierten gegen die Arbeitsbedingungen. Auch Persönlichkeiten aus der Politik waren anwesend.
Bereits im Vorfeld wurde die diesjährige Verleihung des Axel-Springer-Awards und dessen Preisträger, Amazon-Gründer und CEO Jeff Bezos, stark kritisiert. Als Bezos gestern Abend den Preis im Berliner Axel-Springer-Hochhaus in Empfang nahm, versammelten sich davor rund 500 Amazon-Mitarbeiter und protestierten lautstark gegen die aktuellen Arbeitsbedingungen beim Online-Händler. Neben Verdi wurden die Proteste von der Kampagne „Make Amazon Pay“, der Organisation Attac, den polnischen Gewerkschaften IP und Solidarnosc sowie Partei-Mitgliedern der Linken unterstützt, wie bei der t3n zu lesen ist.
Bereits im Vorfeld hatte sich SPD-Chefin Andrea Nahles zu den Demonstrationen geäußert. Nach ihrer Auffassung, würden die schlechten Bedingungen der Amazon-Angestellten sowie die Verweigerung des Konzerns, einen Tarifvertrag aufzusetzen, „keinen Preis“ verdienen, wird sie in einem Bericht bei n-tv zitiert.
Auszeichnung für Bezos sei „Zynismus“
Im Laufe des Abends sprach nicht nur Nahles vor den Demonstranten, auch Gewerkschaftschef Frank Bisirske sowie Linkenchef Bernd Riexinger äußerten sich. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte schon vor der Veranstaltung die gesamte Preisverleihung und bezeichnete die Auszeichnung für Bezos, mit Blick auf das harte Lohndumping und die ständige Mitarbeiter-Kontrolle bei Amazon, als „Zynismus“.
Einer der größten Kritikpunkte Verdis ist die Tatsache, dass Amazon seine Mitarbeiter in den Logistikzentren nicht nach den Maßstäben eines Handelsunternehmens, sondern eines Logistikunternehmens beschäftigt. Allerdings würde ein Handelsvertrag den Arbeitern deutlich mehr Löhne einbringen. „Wir sagen ganz klar: Jeff Bezos sagt, er ist der größte Händler, dementsprechend sind unsere Mitglieder Handelsbeschäftigte. Und dementsprechend geht es um den Handelsvertrag“, so die Bundessekretärin Versandhandel Lena Widmann in der t3n. Auch in den USA steht es nicht besser um die Amazon-Angestellten. Erst gestern berichteten wir darüber, dass ein Teil der Belegschaft auf staatliche Zuschüsse in Form von Lebensmittelmarken angewiesen ist.
Bezos ist sich keiner Schuld bewusst
Währenddessen äußerte sich der reichste Mann der Welt im Zuge der Preisverleihung zu den Vorwürfen: „Ich bin stolz auf die Kondition und Löhne in Deutschland, wir bezahlen Löhne, die am oberen Ende der Gehaltsspanne sind“, gab Bezos auf die Frage nach der Kritik als Antwort. Generell werfe er bei derartigen Vorwürfen immer einen Blick in den Spiegel. Entspricht die Kritik der Wahrheit, muss etwas geändert werden, so dass Prinzip Bezos. Er stellt aber auch fest, dass derartige Beanstandungen immer von zweierlei Personengruppen stammen: Zum einen gibt es die konstruktiven Kritiker, welche auch aktiv daran arbeiten wollen eine Lösung zu finden. „Die zweite Sorte der Kritiker verfolgen eigene Interessen“, führt der 54-Jährige fort. Generell hätte Amazon einen guten Draht, sowohl zu den Mitarbeitern als auch zu den Betriebsräten, schließt Bezos die Diskussion ab.
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