Trotz großzügiger Spenden scheint MacKenzie Scott nicht nach Anerkennung und Ruhm zu streben.
MacKenzie Scott, Exfrau von Amazon-Gründer Jeff Bezos, hatte bereits frühzeitig nach ihrer Trennung verkündet, ihre Milliarden für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellen zu wollen. Das bedeutendste Versprechen in diesem Rahmen war wohl, dass sie spenden wolle, „bis der Safe leer ist“. Und diese Pläne hat sie seither eindrucksvoll verfolgt. So steckte sie beispielsweise allein im ersten Quartal 2021 satte 2,7 Milliarden US-Dollar in verschiedene gemeinnützige Organisationen.
Allerdings scheint ihr der Ruhm und die Anerkennung rund um ihre bisherigen Milliarden-Spenden zu viel zu werden. Während sie in der Vergangenheit recht genaue Angaben gemacht hatte, wie viel Geld sie in welche Organisationen und Wohltätigkeitsprojekte gesteckt hatte, hält sie die jüngsten Investitionen geheim: Den neuesten Beitrag auf ihrer Website überschrieb sie entsprechend mit der Überschrift: „Diesmal keine Dollarzeichen“ – heißt konkret, dass sie dieses Mal keine genaue Spendensumme nennen wird.
MacKenzie Scott: Engagement wird oft nicht entsprechend gewertet
Scott erklärt in ziemlicher Ausführlichkeit und unter Bezugnahme auf sprachliche Veränderungen des Begriffs, dass sich das Wort „Philanthropie“, also die „Liebe zur Menschheit“ bzw. eine „großzügige Geldspenden für gute Zwecke“, im Laufe der Zeit verändert habe. Heutzutage werde das Wort fast ausschließlich mit wohlhabenden Menschen in Verbindung gebracht, die ihren Reichtum nutzen, um Wohltätigkeit zu tun.
Doch Scott verweist darauf, dass Wohltätigkeit gleichermaßen auch in kleinem Rahmen und von minder wohlhabenden Menschen wertvoll ist. So würden Millionen Menschen freiwillige Arbeit bei gemeinnützigen Organisationen leisten, an Demonstrationen für Gerechtigkeit teilnehmen, mit kleineren Sachspenden Hilfe leisten oder sich grundsätzlich für das Gute einsetzen – Dinge, die ihrer Erfahrung nach „niemand zu zählen scheint“. Und genau diese Nicht-Berücksichtigung von Aktionen, die eigentlich auch als Wohltätigkeit und Philanthropie gezählt werden sollen, prangert sie an.
MacKenzie Scott verweist auf den Wert kleiner Gesten
Egal ob die Pflege kranker Familienmitglieder, das Kümmern um hilfsbedürftige Nachbarn oder die Versorgung hungernder Mitmenschen – „Jeder einzigartige Ausdruck von Großzügigkeit hat einen Wert, der weit über das hinausgeht, was wir uns vorstellen oder erleben können“, schreibt sie.
„Deshalb bezeichne ich das, was ich tue, immer wieder als ‚Geben‘, ein Wort, das immer noch verwendet wird, um zu beschreiben, was Menschen mit ihrer Zeit, ihrem Fokus, ihrem Essen, ihrem Geld und ihrem Vertrauen tun, um sich seit Tausenden von Jahren gegenseitig zu stärken. Aus diesem Grund zähle ich hier auch keine Geldbeträge auf, die ich seit meinen vorherigen Beiträgen gespendet habe“, so ihre Begründung.
Credo: Spenden mit Vertrauen statt mit Vorschriften
Statt den Fokus auf die Summe des Geldes zu legen, die sie jüngst gespendet hat, wolle sie lieber auf jene Menschen verweisen, die sich ganz ohne finanziellen Reichtum engagieren. Darüber hinaus wolle sie – anders als viele andere Großspender – den wohltätigen Organisationen, denen sie Geld gibt, nicht vorschreiben, was diese mit den Investitionen genau tun sollen. Solche Vorschriften wolle sie selbst dann nicht machen, wenn die Verantwortlichen das Geld anders nutzen, als sie selbst es tun würde. Denn sie sei der Überzeugung, dass mit den Spenden mehr Gutes vollbracht werden könne, wenn sie frei von irgendwelchen Vorstellungen oder Erwartungen vergeben werden. Eine solche Art des Spendens benötige Vertrauen, das sie jedoch bereit sei, den Menschen zu geben.
Abschließend rückt MacKenzie Scott noch einmal die Bedeutung jeder kleinen Hilfsbereitschaft sowie Wohltätigkeit in den Blick. Oft wüssten die Menschen demnach gar nicht, welche massiven Auswirkungen schon kleine gute Taten haben können – und manchmal seien sogar keine Taten in der Lage, das Leben von Menschen nachhaltig zu verändern: „Jeder einzelne Ausdruck von Großzügigkeit wird einen Wert haben, der weit über das hinausgeht, was wir uns vorstellen können.“
Kommentar schreiben