Privatsphäre ist für Jeff Bezos eins der höchsten Güter.
Eigentlich rechnet man bei exzentrischen Superreichen, wie Amazon-Gründer Jeff Bezos, ja mit allerhand überzogenen Forderungen im Arbeitsvertrag. Umso überraschender kommt der jetzt öffentlich gewordene Arbeitsvertrag daher. So vereinbart dieser zwar absolute Verschwiegenheit bezüglich der gesamten Familie und Arbeitsvorgänge – droht aber auch keine allzu überzogenen Strafen an.
Öffentlich wurde das Dokument im Rahmen eines Gerichtsverfahrens: Die Haushälterin Mercedes Wedaa reichte Ende letzten Jahres eine Klage gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber ein (wir berichteten).
Erstaunlich human: so arbeitet es sich für Jeff Bezos
Der zehnseitige Arbeitsvertrag enthält zunächst die Rahmenbedingungen des im Oktober 2019 eingegangenen Arbeitsverhältnisses. Laut diesem wurde Mercedes Wedaa als Haushälterin bei der Northwestern LLC (eine der zahlreichen Gesellschaften, mit welchen Bezos seine Identität schützen möchte) eingestellt.
Die Arbeit sollte dabei an fünf Tagen pro Woche mit jeweils acht Arbeitsstunden ausgeübt werden und mit einem Stundensatz von 50 US-Dollar entlohnt werden. Als Bonusleistungen versprach die Northwestern LLC eine Krankenversicherung sowie Zusatzleistungen für die Zahngesundheit. Pro Jahr gibt es zudem 15 Urlaubstage.
Ergänzt wird der Arbeitsvertrag durch eine zusätzliche siebenseitige Verschwiegenheitserklärung. Das Unterschreiben dieser wurde dabei mit 250 US-Dollar vergütet. Wie Evan Starr, Professor der University of Maryland, gegenüber Business Insider kommentierte, sei diese Transaktion eine zusätzliche Absicherung des Vertrages. So „kann Bezos‘ Seite argumentieren, dass es sich nicht um Nötigung handelt, sondern um einen Austausch, bei dem sie diesen Bedingungen im Austausch für diesen Geldbetrag zugestimmt habe“, meint Starr.
Absolute Verschwiegenheit: mit einer Ausnahme
Doch auch die Verschwiegenheitsvereinbarung liest sich überraschend nachvollziehbar. So wird eine absolute Geheimhaltung über sämtliche Informationen über die Identität der Familienmitglieder, Geschäftspartner und weiterer Gäste des Hauses gefordert. Dabei fallen nicht einmal im Rahmen des Vertrages weitere Informationen zu Namen oder Anzahl der Nachkommen Bezos.
Wedaa wird weiterhin aufgefordert, keinerlei persönliche Ansichten oder Kommentare über den gesamten Hausstand preiszugeben. Diese Klausel gilt zudem auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Im Falle von Verstößen endet nicht nur das Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung. Bezos behält sich weiterhin vor, sämtliche veröffentliche Materialien für eine Summe von nur zehn US-Dollar zurückzukaufen. Der niedrige Betrag soll dabei den Anreiz etwaiger Enthüllungen deutlich reduzieren.
Eine Ausnahme gibt es bei all der Verschwiegenheit jedoch: sollte Wedaa je Zeugin oder Opfer sexueller Belästigung werden, dürfe sie sich hierzu äußern. Wie Business Insider schreibt, sei dies eine Regelung, welche viele US-Bundesstaaten für das Aufstellen von Verschwiegenheitserklärungen aufstellten.
Hollywood kennt deutlich härtere Verschwiegenheitserklärungen
Der Vertrag macht deutlich, dass neben einer Kündigung auch rechtliche Konsequenzen drohen könnten, sollten Klauseln des Vertrages gebrochen werden. Jedoch drohen ganz im Gegenteil zu anders gearteten Vertragsstrafen nicht einmal massive Geldstrafen. So behält sich Bezos lediglich vor, für Enthüllungen kassierte Zahlungen von der Vertragspartnerin zurückzufordern.
Der Arbeitsrechtsanwalt Vincent White analysierte die Vertragsdokumente für Business Insider und räumte dabei ein, dass er schon deutlich härtere Verschwiegenheitserklärungen in der Branche gesehen habe. Anstatt einfach nur erhaltene Zahlungen zurückzufordern, würden manche Verträge zusätzliche Strafen im sechsstelligen Bereich vorsehen.
Die Klage, in der sich Wedaa gegen ihre Kündigung mit dem Vorwurf vermeintlicher rassistischer Voreingenommenheit und schlechter Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen wollte, wurde mittlerweile vom Gericht abgewiesen.
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