In der Vergangenheit waren sich Amazon-Gründer Jeff Bezos und der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump nicht gerade grün. Mehrere Male vollführten die Männer einen öffentlichen Schlagabtausch über soziale Medien und zeigten ihre unterschiedlichen Positionen in Sachen Politik und Wirtschaft. Trotz der Differenzen hat Bezos bereits kurz nach dem Wahlsieg seine Gratulation für Trump verlauten lassen.
„Viel Erfolg bei der Führung“
„Herzlichen Glückwunsch an unseren 45. und nun 47. Präsidenten zu seinem außergewöhnlichen politischen Comeback und seinem entscheidenden Sieg“, schrieb er über den Kurznachrichtendienst X. „Keine Nation hat größere Chancen. Ich wünsche @realDonaldTrump allen viel Erfolg bei der Führung und Vereinigung des Amerikas, das wir alle lieben.“
Big congratulations to our 45th and now 47th President on an extraordinary political comeback and decisive victory. No nation has bigger opportunities. Wishing @realDonaldTrump all success in leading and uniting the America we all love.
— Jeff Bezos (@JeffBezos) November 6, 2024
Auch der amtierende Amazon-Chef Andy Jassy äußerte Anerkennung zum „hart erkämpften Sieg“ und kommentierte via X: „Wir freuen uns darauf, mit Ihnen und Ihrer Regierung bei Themen zusammenzuarbeiten, die für unsere Kunden, Mitarbeiter, Gemeinden und unser Land wichtig sind.“
Congratulations to President-elect @realDonaldTrump on a hard-fought victory. We look forward to working with you and your administration on issues important to our customers, employees, communities, and country.
— Andy Jassy (@ajassy) November 6, 2024
Gerade mit Blick auf die öffentlich ausgetragenen Unstimmigkeiten dürfte es den einen oder die andere womöglich verwundern, dass sich Bezos und Jassy zu einer freundlichen Antwort auf Trumps erneut anstehende Präsidentschaft hinreißen lassen.
Große Reibereien zwischen Trump und Bezos/Amazon
Man erinnere nur an die wütenden Tweets, die Trump während seiner letzten Amtsperiode gegen Amazon und Bezos abfeuerte. In diesen monierte er unter anderem, dass Amazon der US-amerikanischen Post zu wenig Geld für die Lieferung der vielen Amazon-Pakete zahle und kündigte an, dass er dies ändern werde.
Neben der großen Marktmacht Amazons und den potenziell negativen Folgen für kleinere Einzelhändler war ihm außerdem Bezos’ Einfluss im medialen Bereich ein Dorn im Auge. Weil er das US-amerikanische Medienhaus Washington Post besitze, könne Bezos die Zeitung als „Lobbyorgan“ nutzen, so der Vorwurf von Trump.
Der Kritik nicht genug, bargen auch Bezos’ Weltraum-Pläne größeres Konfliktpotenzial zwischen den beiden Unternehmern. So munkelte der Amazon-Gründer, dass Donald Trump persönlich dafür gesorgt hatte, dass ein staatlicher, milliardenschwerer Auftrag nicht an sein eigenes Weltraumunternehmen Blue Origin, sondern an den Konkurrenten Microsoft ging. Auf die Vorwürfe folgte ein Gang vor Gericht, in dessen Rahmen dem damaligen Präsidenten Befangenheit vorgeworfen wurde.
Trump kann Bezos gefährlich werden
Von den vergangenen Streitigkeiten ist aktuell jedenfalls wenig zu spüren. Ganz im Gegenteil: Obwohl die liberale Washington Post jahrzehntelang üblicherweise eine Empfehlung zur Präsidentschaftswahl abgab und sich dabei stets hinter die demokratischen Anwärterinnen und Anwärter stellte, gab es in diesem Jahr keine solche Empfehlung.
Der Schritt sorgte nicht nur für größeres Aufsehen, sondern auch für spürbaren Frust unter den Abonnentinnen und Abonnenten. 200.000 Leserinnen und Leser sollen darauf hin ihre Abos bei dem Blatt gekündigt haben. Bezos selbst zog außerdem Spott und Empörung auf sich: Das Ausbleiben der Empfehlung sei ein „Musterbeispiel für Feigheit, ein klassischer Fall von ,den Schwanz einziehen‘“, urteilte laut Tagesschau etwa Howard Kurtz vom rechten Sender Fox News.
Es darf nun vermutet werden, dass die wohlwollende Kommunikation von Bezos gegenüber Trump und die fehlende Unterstützung für Harris wohlüberlegt sind. Schließlich sind nicht nur Amazon als großer US-Konzern, sondern auch Bezos’ andere Firmen wie die Washington Post oder Blue Origin durchaus von der US-Regierung abhängig oder könnten zumindest Schaden nehmen, wenn es ein potenziell missgünstiger Präsident darauf anlegt.
„Anbiedernd“ könnten es die einen nennen, „wirtschaftlich durchdacht“ die anderen. So oder so – sich einem wütenden Unternehmer entgegenzustellen, ist eine Sache, einen US-Präsidenten zum Feind zu haben, wohl eine andere.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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