Die Unesco zeigt in einer Studie, wie das unterwürfige Verhalten von digitalen Assistentinnen wie Alexa, Siri und Co. Vorurteile und Sexismus fördern können.
Die digitalen Assistentinnen von Amazon, Google und Apple sollen den Nutzern das Leben erleichtern und stets zu Diensten sein. Allzu viel Unterwürfigkeit der Geräte kann jedoch auch negative Folgen haben – und zwar für die Frauen in der realen Welt. Das zeigt die Unesco in einer Studie. Demnach würde das Antwortverhalten der digitalen Helfer Geschlechterklischees, Vorurteile und Sexismus fördern. Der Bericht ist für die „Equals Skills Coalition“, die die Chancengleichheit in der Technologiebranche fördern soll.
Digitale Assistentinnen tolerieren Sexismus
Schon der Titel der Studie illustriert die Vorwürfe: Er lautet „I’d blush if I could“ – auf Deutsch: „Wenn ich könnte, würde ich erröten“. So antwortete Apples Sprachassistentin Siri bis vor kurzem auf eine sexistische Beschimpfung durch den Nutzer. Auch die anderen Assistentinnen zeigen sich wenig emanzipiert. Schon 2017 wurde in einer Studie getestet, wie Alexa und Co. zum Beispiel auf eine Beleidigung wie „Schlampe“ reagieren. Amazons Alexa antwortete mit „Danke für das Feedback“ und Googles Cortana zeigte sich verwirrt: „Tut mir Leid, das habe ich nicht verstanden.“
Dieses Verhalten könne aber dazu führen, dass auch das Frauenbild in der Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen wird, fürchtet die Unesco. Millionen von Nutzern derartiger Geräte könnten sich fälschlicherweise daran gewöhnen und erwarten, dass auch Frauen in der realen Welt ähnlich unterwürfig reagieren und möglicherweise sexistische Beleidigungen tolerieren. Auch Mädchen und junge Frauen könnten durch dieses Verhalten der digitalen Assistentinnen falsche Rollenbilder entwickeln.
Unesco rät zu mehr Vielfalt und Entwicklung eines „Maschinen-Geschlechts“
Die Unesco geht davon aus, dass sich die Sprachassistenten weiter verbreiten und in absehbarer Zukunft Menschen sogar teils mehr mit Sprachassistenten als mit anderen Menschen reden. „Die Welt muss einen genauen Blick darauf werfen, welches Geschlecht Technologien mit künstlicher Intelligenz zugeschrieben wird, und vor allem, wer das tut“, sagt Saniye Gülser Corat, Leiterin des Unesco-Bereichs für Gleichberechtigung. Sie verweist darauf, dass die große Mehrheit der verantwortlichen Forscher und Software-Entwickler Männer sind.
Die Unesco hat auch Vorschläge, wie sich derartige Probleme vermeiden lassen könnten – zum Beispiel durch eine neutrale Stimme der Assistenten. Projekte dazu gibt es schon: Die Organisation Copenhagen Pride und das Unternehmen Virtue Nordic haben mit „Q“ bereits eine solche geschlechtsneutrale Stimme entwickelt. Außerdem rät die Unesco zu mehr Gender-Forschung, mehr Vielfalt in Software-Entwickler-Teams sowie die Entwicklung einer Art „Maschinen-Geschlecht“.
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