Die „FC-Botschafter“ von Amazon zeigen nur wenig Erfolg dabei, Amazons Image aufzubessern. Ihre gleichförmigen Tweets befördern eher das Gegenteil.
Seit Sommer 2018 „beschäftigt“ Amazon bei Twitter sogenannte „FC-Botschafter“. Die User, die leicht durch den Namen @AmazonFC plus Vorname erkennbar sind, sind Amazon-Mitarbeiter, die bei Twitter für positive Publicity sorgen sollen, indem sie etwa auf kritische Kommentare reagieren – vermeintlich eigenständig und im Austausch für Geschenkgutscheine oder zusätzliche Urlaubstage. Seit die Botschafter aktiv sind, müssen sie auch Kritik einstecken, denn die Tweets lesen sich stets überschwänglich positiv, die Accounts wirken gleichförmig und zudem beschränkt sich die Aktivität auf Reaktionen auf Kritik am Arbeitgeber.
Und zuletzt ist bei den Botschaftern – zumindest in den USA – eine Art Schwarmverhalten zu beobachten. Das gipfelte in dieser Woche bei den Reaktionen auf einen Tweet der Userin Diana Wilde, die sich kritisch auf die Einladung zu einer Tour durch ein Amazon Fulfillment Center äußerte.
really like? cause your workers are liars? you’re not going to convince the working class that everything is fine by telling us where to avert our eyes, we already know what it’s really like. why don’t you really treat your workers better, you can afford it
— Diana Wilde (@rulesObeyer) August 14, 2019
„Ich spreche mit den Borg“
Wilde warf Amazon vor, die Mitarbeiter schlecht zu behandeln. Kurz darauf meldeten sich gleich sieben Amazon-Botschafter, die Loblieder auf die eigenen Arbeitsverhältnisse anstimmten. Alles sei toll, man werde gut behandelt, man werde für die positiven Tweets nicht extra bezahlt, jeden Tag verbessere sich die Arbeit im Fulfillment Center. Die Botschafterin Carol postete als Beweis gar erneut den Link zu den Center-Touren, der der Auslöser für Wildes Kritik war. Entnervt äußerte Wilde, dass sie das Gefühl habe, sie würde mit den Borg aus Star Trek sprechen.
i feel like im talking to the borg
— Diana Wilde (@rulesObeyer) August 15, 2019
Daraufhin wurde es endgültig kurios, denn als die „Twitter-Armee“ von Amazon ihre Arbeit offenbar einstellte, hagelte es weitere Antworten – und zwar von Parodie-Accounts.
Amazon is treating me well. At no time have I been beaten for my slow work speed. Any reports to the contrary are rumors only. These injuries are my own fault for stepping in front of the Happiness Forklift. I must go now. Say hello to my children for me.
— Steven - Amazon FC Ambassador 📦 (@antipoetry) August 15, 2019
Of course not, Ma'am. For all their numbers, the Borg's actual effectiveness at accomplishing long-term projects such as conquering humanity is questionable at best. Our combination of team building exercises & routine firmware upgrades make for the best team I could hope for! pic.twitter.com/0yUnKJjeBu
— Bob - Amazon FC Ambassador 📦 (@HumbleJackson) August 15, 2019
Vom Portal Engadget auf die Botschafter angesprochen, antwortete Amazon mit einem Standard-Statement, in dem es etwa heißt, dass die Botschafter Fakten auf Basis ihrer persönlichen Erfahrungen in den Fulfillment Centern teilen. Kurioserweise lud auch Amazon zum Schluss Engadget auf eine Tour durch ein Fulfillment Center. Damit schloss sich der Kreis, hatte der kleine Trend-Shitstorm bei Twitter doch genau damit angefangen.
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