Amazon-Mitarbeiter sollen nach Unfällen in den Logistikzentren keine ärztliche Hilfe bekommen haben und stattdessen zurück an die Arbeit geschickt worden sein. Zwei Enthüllungsportale haben jetzt erschreckende Vorfälle aufgedeckt.
In den Amazon-Lagern geht es oft hektisch zu. Waren müssen schnell von A nach B gebracht und verpackt werden, um die Bestellungen so schnell wie möglich an die Kunden zu bringen. Dass es dabei zu dem einen oder anderen Arbeitsunfall kommt, lässt sich kaum vermeiden. Wie Amazon mit diesen, besonders in den USA, allerdings umgeht, scheint alles andere als arbeitnehmerfreundlich zu sein. Die beiden Enthüllungsportale The Intercept und Type Investigations haben sich jetzt genauer mit Amcare, dem firmeninternen Sanitätsdienst bei Amazon, auseinandergesetzt und erschreckende Vorfälle aufgedeckt.
Demnach wurde ein Rettungssanitäter, angestellt in einem Versandzentrum von Amazon, gekündigt, weil er einen Arbeiter mit Verätzungen an den Händen durch Chemikalien ins Krankenhaus geschickt habe. Nach Angaben des Online-Händlers waren die Verletzungen lediglich oberflächlich, der Gang ins Krankenhaus sei unnötig gewesen, wie die Süddeutsche Zeitung den Bericht der Portale zitiert.
„Sicherheit hat für uns oberste Priorität“
In einem anderen Fall soll einem Mitarbeiter während der Arbeit ein Paket auf den Kopf gefallen sein. Obwohl er unter Kopfschmerzen und Sehstörungen litt, wurde trotz des Verdachts auf eine Gehirnerschütterung kein Arzt hinzugerufen. Ein weiterer Mitarbeiter habe über mehrere Wochen über Rückenschmerzen geklagt, welche nur mit Eis behandelt wurden. Als er schließlich aufgrund der Schmerzen zu Hause bleiben musste, erhielt der von Amazon die Kündigung. Dass Amcare-Beschäftigte bei derartigen Unfällen nicht qualifizierte Ärzte zur Hilfe rufen, verstößt sowohl gegen konzerninterne als auch gesetzliche Richtlinien. Allerdings seien sie dem Druck der Chefs ausgesetzt und müssten so handeln, wie die Süddeutsche Zeitung weiter schreibt.
Amazon selbst sieht sich keiner Schuld bewusst und weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Sicherheit hat für uns oberste Priorität“, betonte ein Konzernsprecher mit Blick auf den Report der beiden Enthüllungsportale. So habe jeder Angestellte das Recht auf einen Arztbesuch, dies dürfte niemanden verwehrt werden, so die Aussage des Amazon-Sprechers weiter.
Wie tragisch derartige Unfälle in den Amazon-Zentren enden können, zeigte ein Fall vor wenigen Wochen: Ein Angestellter soll nach einem Herzinfarkt über einen längeren Zeitraum unbemerkt auf dem Boden der Lagerhalle gelegen haben. Kurz darauf verstarb der Amerikaner.
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