Amazon-Logistikmitarbeiter in den USA kritisieren den Stress und schlechte Bedingungen in der Coronakrise, in New York wurde jetzt das erste Verteilzentrum wegen des Virus dicht gemacht.
Die durch das Coronavirus ausgelöste steigende Nachfrage führt bei Amazon gleich zu mehreren Problemen: Schon jetzt müssen Besteller länger auf Pakete warten, manche Waren sind ausverkauft. Die Mitarbeiter in den Logistikzentren in den USA müssen den Ansturm bewältigen – sind aber bei ihrer Arbeit sowohl dem Stress als auch einer möglichen Übertragung des Virus ausgesetzt. In New York wurde mittlerweile das erste Amazon-Lager wegen eines Coronafalls geschlossen. Jetzt kritisieren Amazon-Mitarbeiter in den USA die schlechten Bedingungen, wie der Guardian berichtet.
„Wir müssen das machen“
Der Druck auf die Mitarbeiter scheint groß. Im Gegensatz zu Firmen, die in Zeiten der Coronakrise Home Office anbieten können, ist das bei der Arbeit im Fulfillment Center nicht möglich. „Wir machen Überstunden, wir machen das Gegenteil von dem, was alle anderen machen. Das liegt in der Natur unserer Arbeit, wir müssen das machen“, berichtet ein Lagerarbeiter aus Troutdale, Oregon. Er klagt auch über Sonderschichten.
Viele Amazon-Mitarbeiter befinden sich quasi in einer Zwickmühle: Sie könnten sich zwar unter Umständen in dieser Phase von Amazon freistellen lassen – allerdings unbezahlt. Doch die Mitarbeiter können teils auf den Lohn nicht verzichten und gefährden daher ihre Gesundheit. „Ich muss immer noch Rechnungen und Miete bezahlen. Ich kann mir diese unbezahlte Zeit nicht freinehmen“, sagt ein weiterer anonymer Mitarbeiter. Amazon sucht allein in den USA wegen des Corona-Ansturms 100.000 neue Leute.
Schützt Amazon seine Mitarbeiter genug vor Corona?
Außerdem klagen Mitarbeiter über fehlende Papiermasken oder Schutzhandschuhe in den Verteilzentren. „Das derzeitige Arbeitsumfeld wird meine Mitarbeiter und mich krank machen – wenn sie nicht schon krank sind, durch Überlastung, Stress und mangelnden Schutz“, kritisiert ein weiterer Amazon-Mitarbeiter.
Erster Corona-Fall in Amazon-Zentrum in den USA
Dabei ist das Virus jetzt auch in den Amazon-Lagern angekommen: Der E-Commerce-Riese musste das New Yorker Verteilzentrum DBK1 in Queens schließen, nachdem dort ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurde, wie Reuters berichtet. Die Mitarbeiter dort würden für die Zeit der Schließung volle Bezahlung erhalten, das Lager werde desinfiziert, heißt es. Es ist der erste Coronavirus-Fall in einem US-Lager von Amazon. In Spanien gab es ebenfalls Corona-Fälle, Amazon ließ die Lager jedoch offen und handelte sich dafür Kritik ein. In Frankreich gab es erste Streiks von Amazon-Lagerarbeitern in Saran, die Protestierenden fordern eine Schließung.
Amazon verweist stets darauf, dass es sich um die Mitarbeiter kümmert und alle Richtlinien der örtlichen Behörden verfolgt. In den USA hat das Unternehmen jetzt auch im Rahmen der Coronakrise eine Million US-Dollar an umliegende Gemeinden und Organisationen am Standort des zweiten Hauptquartiers in Arlington bei Washington gespendet.
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