Drei Ex-Angestellte von Amazon kritisieren den mangelhaften Umgang des Konzerns mit Daten – aber auch mit den Mitarbeitern selbst.
Nur wenige Unternehmen auf der Welt verfügen über so viele Daten wie Amazon – von Nutzern, Marktplatz-Händlern und anderen Unternehmen. Um diese Daten effektiv und vertrauensvoll zu nutzen, müssten sie geordnet und gegen Hacker und Co. geschützt werden – genau das habe Amazon aber nicht ausreichend getan, werfen jetzt drei ehemalige Angestellte dem Konzern vor, wie das Portal Politico berichtet. Die drei Ex-Mitarbeiter seien hochrangige Angestellte aus dem Bereich Informationssicherheit, zwei aus den USA, einer aus Europa. Sie werfen Amazon außerdem vor, dass der Konzern sie nach ihrer internen Kritik aus dem Unternehmen gedrängt habe.
„Amazon ist so schnell gewachsen, dass es nicht weiß, was es besitzt.“
„Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen von der Größe Amazons hätte eine Datenschutzverletzung? Das Problem ist, dass die persönlichen Daten von Millionen von Menschen in Gefahr sind“, warnt einer der anonymen Ex-Mitarbeiter. Das beträfe unter anderem etwa Daten zur Bestellhistorie, zu Zahlungsinformationen und zur Identifizierung von Amazon-Kunden der Drittanbieter. Amazon wisse demnach gar nicht genau, welche Daten es alles habe, wo sie genau gespeichert seien und wer alles Zugang zu ihnen habe! Das könnte es Hackern einfacher machen, derartige Daten abzugreifen und damit Amazon-Kunden zu schädigen. „Amazon ist so schnell gewachsen, dass es nicht weiß, was es besitzt. Sie wissen nicht, wo ihre Daten sind – also wissen sie nicht, ob sie sie richtig schützen“, kritisierte einer der Mitarbeiter. So hätten ehemalige Mitarbeiter etwa immer noch Zugriff auf „Hunderttausende von Konten“. Die Qualität der Kontrollen, die Amazon eingerichtet habe, sei erschreckend. Interne Memos hätten aber bereits 2018 auf derartige Probleme hingewiesen.
Amazons Umgang mit Kritikern aus den eigenen Reihen
Auch die Ex-Mitarbeiter hätten immer wieder auf die gefährdeten Daten und den mangelnden Schutz hingewiesen – jedoch ohne Gehör zu finden. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter seien nach ihren Hinweisen aus dem Unternehmen gedrängt worden – von einer „systematischen Auslöschung“ von Kritikern ist die Rede. Der Ex-Mitarbeiter aus der EU befindet sich in Luxemburg in einem Rechtsstreit mit Amazon, dabei geht es um die Bedingungen seines Ausscheidens.
Amazons Umgang mit kritischen Mitarbeitern aus den eigenen Reihen steht immer wieder in einem schlechten Licht: Während der Coronapandemie gab es ähnliche Fälle wie die beschriebenen, der Vizepräsident von Amazon Web Services trat deswegen aus Protest sogar von seinem Posten zurück.
Das sagt Amazon zu den Vorwürfen zum Datenschutz
Amazon hat sämtliche angebrachten Vorwürfe zurückgewiesen. Das Vertrauen der Kunden zu erhalten, indem man ihre Privatsphäre schütze und die Sicherheit ihrer Daten gewährleiste, sei eine „langjährige Top-Priorität“ für das Unternehmen. „Diese ungenauen, unbegründeten und veralteten Behauptungen spiegeln nicht unser Engagement wider, persönliche Daten sicher zu halten. Amazon hat umfassende, seit Langem etablierte Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien, Verfahren und Technologien im Einsatz. Wir überprüfen unsere Dienstleistungen regelmäßig, um die Einhaltung zu gewährleisten, und haben null Toleranz gegenüber Mitarbeitern auf allen Ebenen, die unsere Richtlinien nicht befolgen“, erklärte ein US-Sprecher.
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