Amazon-Fahrer sollen nicht mal genug Zeit haben, um auf Toilette zu gehen – und pinkeln deshalb in Flaschen, so lauten aktuelle Vorwürfe gegen Amazon.
Im Online-Handel wird Schnelligkeit gefordert, gerade Amazon verweist gern auf seinen Kundenfokus und baut mit seinem Prime-Programm und Investitionen in die eigene Logistik die Liefergeschwindigkeit immer weiter aus. Die Folge für die Mitarbeiter: Stress und kaum Zeit, wie auch schon eine Studie zu Unfällen bei Amazon-Lieferanten kritisierte.
Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegenüber Amazon: Lieferanten in den USA seien gezwungen, in Flaschen zu urinieren, statt in den Pausen auf Toilette zu gehen – sonst würden sie wohl das geforderte Pensum nicht schaffen. Darüber berichtet unter anderem der Guardian und verweist dabei auf weitere Journalisten und Quellen.
Die ersten Vorwürfe kamen in einem Tweet des US-Politikers Marc Pocan. Amazon wies die Vorwürfe jedoch zurück. In einem Bericht im Portal The Intercept wird jedoch aus vermeintlich internen Dokumenten von Amazon zitiert. Darin soll die Amazon-Logistikbereichsleiterin Jen Snyder in einer E-Mail unter anderem derartige Vorfälle erwähnen und das entsprechende Verhalten der Fahrer kritisieren.
Amazon-Fahrer mit Urinflaschen und Taschen mit Kot
So soll es in der geleakten Mail heißen: „Heute Abend entdeckte ein Mitarbeiter menschliche Fäkalien in einer Tüte, die von einem Fahrer zur Station zurückgebracht wurde. Dies ist das dritte Mal in den letzten zwei Monaten, dass Taschen mit Kot zur Station zurückgebracht wurden. (...) Wir haben in letzter Zeit einen Anstieg aller Arten von unhygienischem Müll bemerkt, der in Tüten hinterlassen wurde: benutzte Masken, Handschuhe, Urinflaschen. (...) Diese Verhaltensweisen sind inakzeptabel und werden in Zukunft zu Verstößen der Stufe 1 führen. (...) Bitte kommunizieren Sie ausdrücklich die Nachricht, dass (die Fahrer) NICHT kacken oder Urinflaschen in den Beuteln lassen dürfen.“
Weitere Journalisten wie Ken Bensinger von BuzzFeed oder Lauren Kaori Gurley von Vice verweisen bei Twitter ebenso auf vermeintlich interne Dokumente oder E-Mails anonymer Fahrer, die die Vorwürfe bekräftigen. Auch mehrere Amazon-Mitarbeiter bestätigen im Guardian und bei The Intercept die unappetitlichen Vorfälle.
Amazon Watchblog hat Amazons US-Pressestelle um eine Stellungnahme gebeten.
Derartige Vorwürfe sind nicht neu: Vor drei Jahren wurde berichtet, dass Mitarbeiter in englischen Amazon-Lagern keine Zeit für Pausen hätten und daher ebenfalls in Flaschen urinieren müssten.
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