Amazon lasse Tochterfirmen gezielt Verluste machen, um so in der EU Steuern zu sparen, offenbart eine Studie der University of London.
Wie schafft es ein seine Branche dominierendes Unternehmen trotz großer Gewinne kaum Steuern zu zahlen? Diese Frage treibt nicht nur viele Amazon-Nutzer und -Kritiker um, sondern auch die EU, die gerade erst in Sachen geforderter Steuer-Nachzahlung eine gerichtliche Niederlage gegen Amazon einstecken musste.
Jetzt soll eine Auftragsstudie der University of London zeigen, wie Amazons Steuerspar-System aussehen könnte, wie der Deutschlandfunk berichtet. Die Studie „Die Amazon-Methode – Wie man das internationale Staatensystem ausnutzt, um Steuerzahlungen zu vermeiden“ wurde von der Linken-Fraktion des EU-Parlaments in Auftrag gegeben.
Amazon-Tochterfirmen sollen bewusst Verluste erzielen
Demnach nutze Amazon gezielt seine Tochterunternehmen außerhalb der USA und lasse diese bewusst Verluste schreiben, um dann wiederum Steuern reduzieren zu können. Wichtigstes Land dabei: Luxemburg. Dort liefen in besagten Tochterfirmen rund 75 Prozent des Amazon-Geschäfts außerhalb der USA, so die Autoren. Ein Beispiel: Ein Amazon-Tochterunternehmen in Indien habe innerhalb von zehn Jahren dreieinhalb Milliarden Dollar verloren, diese Verluste würden zu Amazons Luxemburger Tochterunternehmen transferiert, könnten dort wiederum über Verlustvorträge in Steuergutschriften umgewandelt werden – die letztendlich in den USA zur Wirkung kommen und dort geltend gemacht werden. Fazit: Amazon zahlt dann kaum oder keine Steuern. Insgesamt habe Amazon von 2010 bis 2020 außerhalb der USA Steuergutschriften in Höhe von 13,4 Milliarden US-Dollar geltend gemacht.
Auch Amazon Web Services (AWS) steht in der Kritik der Studie: Obwohl die Erfolgssparte rund zehn Prozent des weltweiten Umsatzes von Amazon ausmache, sei es „unklar, wie viele Steuern AWS zahlt oder ob es überhaupt Steuern zahlt.“
Problem: Schlupflöcher zwischen verschiedenen Gerichtsbarkeiten
„Multinationale Unternehmen beschäftigen einige der scharfsinnigsten juristischen und buchhalterischen Köpfe, um das von den jeweiligen Ländern kreierte System von Regeln, Vorschriften und Steuern auszunutzen, insbesondere Lücken und Schlupflöcher zwischen den verschiedenen Gerichtsbarkeiten (...)“, heißt es in der Zusammenfassung. Und auch die Folgen derartiger Steuertricks werden angedeutet: „Je weniger die multinationalen Konzerne an Steuern zahlen, desto mehr muss jemand anderes zahlen, typischerweise Teile der Gesellschaft, die nicht in der Lage sind, diese professionelle Dienstleistungen anzuwenden.“
Amazon erschwere zusätzlich die nötige Transparenz, indem es seine Finanzdaten in einer verwirrenden Art und Weise präsentiere, so ein weiterer Vorwurf der Autoren.
Das sagt Amazon zu den Vorwürfen
Auf Anfrage von Amazon Watchblog erklärt ein US-Sprecher, die Studie gebe eine ungenaue Darstellung grundlegender Bestimmungen der US-amerikanischen und internationalen Steuergesetze wieder. „Amazon hält sich in allen Ländern, in denen wir tätig sind, an alle US-amerikanischen und internationalen Steuergesetze und Rechnungslegungsvorschriften. Die Unternehmenssteuern basieren auf den Gewinnen, nicht auf den Einnahmen, und unsere internationalen Gewinne sind angesichts unserer großen, globalen Investitionen niedrig geblieben. Die Steuergesetze sind darauf ausgelegt, die Art von Investitionen zu fördern, die Amazon getätigt hat, um die Weltwirtschaft voranzubringen.“
Die komplette Studie „Die Amazon-Methode – Wie man das internationale Staatensystem ausnutzt, um Steuerzahlungen zu vermeiden“ kann man als PDF einsehen und herunterladen.
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Alleine steuerfrei Lizenzgebühren Abschaffung würde Milliarden Euro bringen oder zumindest die Firmen zwingen neue Wege zu suchen.
Ich habe nicht das Gefühl daß jemand ernsthaft Steuerlücken Dicht machen will.
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