Ein Unfallopfer verklagt Amazon nach einem Crash mit einem Lieferanten.
Ans Rana saß auf der Rückbank des Autos, als er mit seinem Bruder und Vater im März 2021 auf einer Straße in Atlanta hinter einem liegengebliebenen Auto stoppte. Kurz darauf krachte ein blauer Amazon-Lieferwagen von hinten in das stehende Auto, Rana erlitt schwere Gehirn- und Rückenmarksverletzungen und sitzt seitdem im Rollstuhl, wie Bloomberg berichtet.
Jetzt klagt sein Anwalt Scott Harrison im US-Bundesstaat Georgia gegen Amazon und kritisiert auch die vielfältigen Überwachungsmethoden, die Amazon den Fahrern auferlegt, die oft für Subunternehmen arbeiten. Auch der Unfallfahrer fuhr für ein extra für Amazon-Lieferungen gegründetes Subunternehmen. Amazon-Fahrer müssen seit einiger Zeit unter anderem ein System aus Kameras im Führerhaus nutzen, das die Verkehrssicherheit der Fahrer erhöhen soll.
Amazon soll wegen Überwachungstechnik für Unfall verantwortlich gemacht werden
Die Anwälte fordern dabei unter anderem mehr Informationen über die verschiedenen Apps und Technologien, die Amazon in der Logistik nutzt, um die Arbeit der Fahrer zu organisieren und deren Sicherheit zu verbessern – aber auch um sie zu überwachen und deren Leistung zu kontrollieren. Die Rechtsanwälte der Geschädigten wollen so aufzeigen, dass Amazon dadurch direkt für den Leistungsdruck und mögliche Unfälle der Lieferanten verantwortlich ist – und nicht die ausführenden Subunternehmen. Amazon will detailliertere Hintergründe zur Technik aber wohl nicht preisgeben – die Technologie unterliege dem Geschäftsgeheimnis und sei somit geschützt.
Hinzu kommt, dass die Subunternehmen für derartige Fälle meist kaum ausreichend versichert sind: Das betroffene Unternehmen hat nur eine Deckung von einer Million Dollar – allein die medizinischen Kosten von Ans Rana belaufen sich laut Klage derzeit bereits auf über zwei Millionen Dollar, hinzu kommen Verdienstausfälle etc., falls er nie wieder arbeiten kann.
Amazon soll bisherige Unfall-Klagen in Vergleichen beilegen
Amazon hat bisher die Verantwortung dafür stets von sich gewiesen, bisherige Klagen von Unfallopfern – von denen es mindestens 119 geben soll – sollen in Vergleichen beigelegt worden sein.
Amazons Technik könne unter anderem nicht nur die Zahl auszuliefernder Pakete, sondern auch Geschwindigkeit, Bremsen, Beschleunigung, Kurvenfahrt, Benutzung der Sicherheitsgurte, Telefongespräche, SMS-Nutzung und sogar ein Gähnen des Fahrers erfassen und auswerten. Bleiben Fahrer hinter dem vorgegebenen Zeitplan, erhalten sie Nachrichten. Amazon argumentiert, dass die Vorkehrungen vor allem der Sicherheit im Verkehr nützen sollen.
Allerdings gab es immer wieder Kritik an den Funktionen, auch eine Studie hat schon auf die Unfallgefahr durch den Lieferdruck hingewiesen. Der Lieferwagen bei Ranas Unfall fuhr zum Zeitpunkt des Aufpralls 67,73 Meilen pro Stunde in einer 55-Meilen-Zone und war zu dicht aufgefahren, heißt es in der Klage.
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