In einem im Internet aufgetauchten Nachrichtenverlauf zwischen einer Amazon-Fahrerin und ihrem Vorgesetzten wird der Fahrerin mit Kündigung gedroht, wenn sie ihre Tour eigenständig abbreche.
Der Nachrichtenverlauf, welchen Bloomberg nun veröffentlichte, fand etwa 80 Minuten vor der Zerstörung des Amazon-Lagers in Edwardsville statt. Als die Fahrerin nach einigen Nachfragen entscheidet, dass ihr ihre eigene Sicherheit wichtiger ist, verwarnt der Vorgesetzte sie nur, dass ihr dies als Verweigerung ihrer Arbeit ausgelegt werden würde. Erst als im Lager die erste Tür durch den Wind eingedrückt wird, erkennt der Vorgesetzte den Ernst der Lage und bittet die Fahrerin, sich vor Ort in Sicherheit zu bringen. Amazon weist die Schuld von sich – die betroffene Fahrerin und ihr Vorgesetzter seien Angestellte eines Subunternehmens.
„Fahr einfach weiter!“
Am Anfang war es nur die Funkanlage, die ausfiel. Doch auf Nachfragen hieß es seitens des Vorgesetzten: „Fahr einfach weiter. Wir können hier nicht einfach Leute nur wegen einer Unwetterwarnung zurückrufen, ohne dass Amazon uns dies so aufgetragen hat.“ Doch dann kam der Tornado-Alarm hinzu. Der Vorgesetzte ließ sich weiterhin zu keiner definitiven Aussage hinreißen.
„Such dir einen Unterschlupf für den Moment. Amazon informierte mich soeben. In 15-20 Minuten sollte es normal weitergehen. Ich gebe Bescheid, wenn sich daran etwas ändert.“ Doch der Fahrerin wurde es zunehmend mulmig zwischen geschlossenen Geschäften und Alarmsirenen. Sie wollte nicht darauf warten, dass der Lieferwagen zu ihrem Sarg wurde.
Der Vorgesetzte informierte sie daraufhin über ihre Rechte. Sie könne die Fahrt zwar abbrechen, doch würde ihr dies nicht als Schutz ihrer Sicherheit, sondern vielmehr als Arbeitsverweigerung ausgelegt. Daraufhin bräuchte sie am folgenden Tag nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen.
Amazon verweist auf Subunternehmen
Erst als der Sturm das Gebäude in Edwardsville erreichte und dort ein Tor einriss, bemerkte der Vorgesetzte den Ernst der Lage. Daraufhin unterrichtete er die Fahrerin, sich vor Ort in Sicherheit zu bringen – denn das Lager sei nun kein sicherer Ort mehr. Laut der Textnachricht, die Bloomberg vorliegt, basierte dieser Entschluss auf einer Ansage seitens Amazon.
Das Unternehmen selbst verweist darauf, dass seine Angestellten sich alle an Sicherheitsvorkehrungen gehalten haben und bei der ersten Tornadowarnung einen sicheren Unterschlupf suchten. Unternehmenssprecherin Kelly Nantel sagte gegenüber Bloomberg, dass das Subunternehmen, welchem beide Personen angehörten, sich leider nicht an die Amazon-übergreifenden Sicherheitsstandards gehalten habe. Der Vorgesetzte hätte die Fahrerin direkt bitten sollen, sich in Sicherheit zu bringen, als diese von der Tornaodwarnung berichtete.
Der Vorfall würde nun untersucht werden und man wolle daraus lernen, wie man in solchen Gefahrensituationen die Kommunikation zu Subunternehmen verbessern könne. Vor allem die Androhung einer Kündigung nehme man sehr ernst und werde hieraus Konsequenzen ziehen.
Aktuell untersucht auch die Arbeitsschutzbehörde OSHA den Vorfall und möchte insbesondere für die Zukunft stärker auf Sicherheitstrainings der Fahrer setzen. Wie Bloomberg berichtete, sagten Mitarbeiter des Lagers in Edwardsville, dass sie nur sehr geringfügig darüber aufgeklärt waren, wie sie sich im Fall einer Naturkatastrophe verhalten sollten.
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